Arzt hat Probleme mit IKK-Patienten?

positive und negative Erfahrungen zu einzelnen Krankenkassen

Moderator: Czauderna

pegasus
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Arzt hat Probleme mit IKK-Patienten?

Beitrag von pegasus » 19.03.2010, 12:52

Hat schon mal jemand schlechte Erfahrungen beim Arzt gemacht, weil er in der falschen Krankenversicherung ist?
Also, ich meine jetzt nicht privat/gesetzlich, sondern ich wurde tatsächlich dumm vom Arzt angesprochen, weil ich als IKK-Patientin "dem System viel Geld entziehen würde, welches dringen benötigt würde".
Aber werden die Ärzte denn nicht von jeder Krenkenversicherung gleich hoch bezahlt?????
War total geschockt und habe jetzt bei jedem Arztbesuch immer ein komisches Gefühl, ob ich als IKK-Patientin jetzt als so was wie ein Schmarotzer angesehen werde.

Steinlaus
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Beitrag von Steinlaus » 19.03.2010, 16:22

Hallo Pegasus,

kommst du zufällig aus Bayern?? Das Problem ist bei uns bekannt. Bis vor kurzen war die AOK Bayern die einzigste Kasse die mit dem Bayrischen Hausärzteverband einen Vertrag zur hausarztzentrierten Versorung geschlossen (Hausarztmodell) hatte. Die Ärtze haben sich leider zu Werkzeugen o.g. Kasse gemacht und gezielt Ihre Patienten darauf hingewiesen zu dieser Krankenkasse zu wechseln, da Sie von dieser mehr Geld bekommen. Das könnte zu mindestens das Verhalten deines Arztes erkären.

Ciao
die Laus

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 19.03.2010, 17:24

Hallo,

es könnte aber auch mit der Kopfpauschale zusammenhängen - zur Fianzierung der Leistungen (ärztliche Behandlung) zahlten die Kassen (jedenfalls bislang) pro Versicherten eine entsprechende Kopfpauschale pro Quartal und da konnte es schon mal vorkommen dass beispielsweise eine Kasse wie die TK, Barmer, DAK oder eine AOK beispielsweise einen Betrag von 150,00 € pro Kopf zahlten wogegen andere Kassen nur mit 100,00 €
zur Kasse gebeten wurden - von diesen eingezahlten Kopfpauschalen müssen aber die Ausgaben aller Versicherten bestritten werden, was wiederum bedeutet dass je mehr Versicherte anderer Kassen vorhanden waren um so weniger Geld war im Topf - das ist nun sehr stark vereinfacht dargestellt und die von mir genannten Beträge entsprechen keinesfalls der Realität, traf aber den Nagel auf den Kopf.
Gruß
Czauderna

pegasus
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Beitrag von pegasus » 19.03.2010, 17:41

Ich muss sagen, dass ich wirklich geschockt bin.
Eigentlich dachte ich, dass die Krankenkasse halt billiger ist, weil halt nicht in jedem Kuhdorf eine riesige Filiale steht und man bei der IKK halt sinnvoller haushaltet.
Aber wenn ich nun beim Arzt befürchten muss, als Schmarotzer zu gelten, kann ich ja gar nicht sicher sein, die angebrachte Behandlung zu erhalten.
Ich geh zwar zu diesem Arzt jetzt nicht mehr hin, aber irgendwie bleibt ein blödes Gefühl zurück, ob der neue Arzt nicht insgeheim auch so denkt.
Aber deshalb wieder in eine teure Krankenkasse wechseln???
Ich mein, mir tut es ja leid, wenn die Ärzte weniger verdienen. Immerhin haben sie studiert um mal richtig Geld zu verdienen.
Anderseits bin ich froh, irgendwie mit meinem Gehalt um den Monat zu kommen und da täten mir höhere Krankenkassenbeiträge schon ziemlich weh.

@Steinmaus: ich komme nicht aus Bayern, aber der Arzt hat in großen Schaukästen mehrere Berichte aushängen, wie schlimm es ist, dass hier noch kein Hausarztmodell umgesetzt wurde.

Lord Dragon
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Beitrag von Lord Dragon » 19.03.2010, 17:58

IKKs zahlen halt weniger ins System ein. Somit steht den Ärzten auch weniger Geld zur Verfügung.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 19.03.2010, 23:30

ich denke, man sollte in dieser Diskussion auch weitere Punkte bedenken:

- soweit ich informiert bin, ist der Punktwert, den die Ärzte abrechnen, bei allen Patienten gleich

- unter den Verträgen, die die Vergütung der Ärzte regeln, sind in der Regel Unterschriften der Ärztevertreter und der Kassenvertreter

- ich finde ein solches Verhalten von Ärzten skandalös: da kommt ein Patient, der krank ist, eventl. Schmerzen hat und besorgt über seinen Gesundheitszustand ist und der Arzt macht ihm ein schlechtes Gewissen wegen seiner Kasse - ich vergleiche das mal mit einer Verkäuferin bei Karstadt, die den Kunden, die etwas beinkaufen möchten, zunächst mal was über die Tarifverhandlungen erzählt und sich über den Arbeitgeber der ach so schlecht bezahlt beklagt. Genauso wie man die Gehaltsverhandlungen nicht mit Kunden diskutieren sollte, sollten die Ärzte ihre Gehaltsverhandlungen nicht mit den Patienten führen...

Gruß Lady Butterfly

Lord Dragon
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Beitrag von Lord Dragon » 20.03.2010, 00:45

@Lady Butterfly
Ich finde das auch nicht in Ordnung. Ein Arzt muss behandeln. Zu Hause kann er meckern, wie viel er möchte. Aber auf der Arbeit muss er seinen Patienten helfen.

Die Situation wird aber immer schlechter. Punktewert ist eigentlich egal. Es zählt RLV. Und in manchen Bundesländern sinkt RLV fast jedes Quartal.
z.B. KV Nordrhein:
RLV von Allgemeinmediziner
01/2009 - 35,68 EUR
02/2009 - 34,26 EUR
03/2009 - 36,18 EUR
04/2009 - 33,86 EUR
01/2010 - 31,28 EUR
02/2010 - 31,77 EUR

In diesem Jahr verdient ein Hausarzt pro Quartal/Patienten nur 31,77 EUR. RLV wird ja aus gesamten Kopfpauschalen errechnet. Wenn IKK nur 70 EUR pro Quartal zahlt und TK oder DAK 150 EUR, dann ist RLV natürlich niedriger als es sein könnte...

arme Sau
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Beitrag von arme Sau » 20.03.2010, 01:49

für 31,77€ stellt sich noch nicht mal nen lehrling an mein auto und macht nen neuen scheibenwischer dran.

was würdet ihr so machen für diesen imensen betrag?

Gast

Beitrag von Gast » 21.03.2010, 17:32

Die Diskussion um die Höhe der Pauschale ist ja nicht gerade neu.

Natürlich kann ich jeden Arzt verstehen, welcher die einzelnen Leistungen runterrechnet und sich über die Höhe aufregt.

Der Haken an der ganzen Geschichte ist jedoch wie gehabt, dass es sich a) um ein gedeckeltes System handelt, sprich von den Gesamteinnahmen und -ausgaben abhängt und b) natürlich auch eine Masse von Patienten behandelt wird, d.h. das der Umsatz durch Quantität erzielt wird.

Allerdings kann man schon behaupten, dass das Vergütungssystem selbst von Reform zu Reform schlechter geworden ist.

RHW
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Beitrag von RHW » 21.03.2010, 21:20

Am besten nach der nächsten Behandlung eine Patientenquittung verlangen (ist direkt beim Arztbesuch kostenlos). Ärzte machen das wegen des Aufwandes teilweise nicht so gerne!
bmg.bund.de/SharedDocs/Standardartikel/DE/AZ/P/Glossarbegriff-Patientenquittung.html
Dann ist man manchmal erstaunt, wie wenig oder viel der Arzt für die Behandlung tatsächlich bekommt.
Beim letzten Zahnarztbesuch habe ich nach beharrlichem Nachfragen eine Patientenquittung für eine Füllung bekommen: Gesamtkosten 61,74 EUR (= Abrechnungsbetrag mit der KK abzüglich 10 EUR Praxisgebühr = 51,74 EUR).

harmonix
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Beitrag von harmonix » 22.03.2010, 15:23

Ich bin auch mal so von einem Arzt "angefahren" worden, als ich noch Mitglied einer IKK war.

Was sich der Arzt hier erlaubt, ist schlicht eine Frechheit!

Man sollte dem Arzt eigentlich sofort eine Gegenfrage stellen:

Kauft er ab und zu bei Aldi, Lidl oder ähnlichem ein?
Wenn ja - warum?

Ganz sicher tut er dies - und zwar, weil die Ware dort preisgünstiger ist als anderswo.

Und genau so darf ich als gesetzlich Versicherter auch meine Versicherung nach eigenen Kriterien wählen - eins davon ist eben auch der Preis, den ich zahlen muss.

Welche Vergütung dann im Einzelfall beim Arzt landet, ist nicht meine Sache. Wir haben numal einen Wettbewerb bei den Krankenkassen in Deutschland - und der ist politisch gewollt. Eines der wichtigsten Kriterien hier ist der (Zusatz-...) Beitrag, den ich als Versicherter zahlen muss.

Oder soll man sich in Zukunft auch noch die teuerste Autoversicherung aussuchen, nur weil hier irgend jemand mehr dran verdient??

Unser System ist krank !

Platon67
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Beitrag von Platon67 » 22.03.2010, 16:02

Man sollte aber auch bedenken, dass die Krankenkassen für alle Versicherten die Kopfpauschalen bezahlen. Und das unabhängig davon, ob der Versicherte in dem Quartal beim Arzt war oder nicht !!

Also auch hier gilt einmal mehr, das man die Thematik differenziert betrachten muß, insbesondere, da dieses Verfahren sehr kompliziert und für die wenigsten noch durchschaubar ist. Schaut man sich die durchschnittlichen Nettogewinne der Arztpraxen an, kann man sicher davon ausgehen, dass die Vergütung so schlecht nicht sein kann.....

Natürlich können die KK den Ärzten mal die Einnahmen verdoppeln - das Dumme ist ja nur, dass diese wiederum über die Beiträge refinanziert werden müssen. Wasch mich - aber mach mich nicht nass, wird hier nicht funktionieren...............

RHW
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Beitrag von RHW » 22.03.2010, 20:06

Die Kopfpauschalen sind zum 01.01.2009 weggefallen:
kbv.de/publikationen/11400.html

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 22.03.2010, 20:41

RHW hat geschrieben:Die Kopfpauschalen sind zum 01.01.2009 weggefallen:
kbv.de/publikationen/11400.html
Hallo,
den Artikel kenne ich - ich kann da allerdings nicht erkennen dass diese Praxis tatsächlich bislang weggefallen ist, da steht nämlich auch das Datum 01.01.2010 und rechtsverbindlich drinne.
Ich werde mich mal schlau machen und melde mich ggf. nochmal.
Gruß
Czauderna

Dr. eisenbarth
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Beitrag von Dr. eisenbarth » 22.03.2010, 21:24

Und genau so darf ich als gesetzlich Versicherter auch meine Versicherung nach eigenen Kriterien wählen - eins davon ist eben auch der Preis, den ich zahlen muss.
Ich musste jetzt doch erstmal auf das Datum der Beiträge schauen und bin doch erstaunt, dass es sich um den 22.03.2010 handelt.

Das Kriterium ist doch bereits seit über einem Jahr weggefallen, oder habe ich da jetzt einen Denkfehler? Um welche IKK geht es denn hier?

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