Der allgemeine Frust-Thread der Dauerposter

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Poet
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Der allgemeine Frust-Thread der Dauerposter

Beitrag von Poet » 17.03.2013, 22:29

Ich mache mal den Anfang außerhalb der Hilfe-Threads...

Was mich generell tierisch aufregt:

Dass bei einigen wenigen Einzelfällen im Forum immer gleich das GKV-System in D in Frage gestellt wird und die Kassen als DIE Verweigerer im System dargestellt werden.

Dabei werden häufig von "der Politik" lancierte Presse zu den Gehältern von Kassenchefs, Verwaltungsausgaben, angeblicher Milliardenüberschüsse bei den Kassenchefs usw. auch hier im Forum zitiert ohne kritisch zu hinterfragen wer und warum jemand ein Interesse daran haben könnte.

Immer nach dem Motto: Die Kassen sind schuld.

Herby2011
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Beitrag von Herby2011 » 17.03.2013, 23:47

Volle Zustimmung.
Zugegeben: Wenn jemand selbst Betroffener einer Fehlentscheidung, einer Falschberatung, einer ungerechtfertigten Ablehnung oder Ähnlichem ist, kann ich den Frust sehr gut verstehen. Auch kann ich gut nachvollziehen, dass die Person dann Konsequenzen zieht (Widerspruch, Klage, Kündigung etc.).
Viele Poster versuchen zu helfen, und zwar unabhängig davon, ob sie mit dem Sozialsystem verbandelt oder bei einer Kasse oder einem Amt angestellt sind. Vielfach ist ja nicht mal bekannt, bei welcher Kasse der Hilfesuchende versichert ist. Das ist auch egal. Hier geht es darum, Meinungen einzuholen. Läuft in dem konkreten Fall was falsch? Wenn ja: Was und welche Möglichkeiten der Abhilfe hat der Hilfesuchende. Wenn nein: Warum nicht, welche Hintergründe gibt es. Dass es auch hier unterschiedliche Meinungen geben kann, ist auch klar. Nicht jeder Hilfesuchende bekommt im Forum eine 100%ige Lösung präsentiert. Aber auf jeden Fall Lösungsansätze!

Was mich aber auch massiv stört, ist die Verallgemeinerung: Bei mir ist das und das, das hatte der Nachbar vom Arbeitskollegen auch oder es taucht mehrfach im Forum auf: Und schon wird es als Standardvorgehen der Kasse abgestempelt. Das ist leider fern jeder Realität. Wenn man sich anschaut, wieviele Leistungsanträge pro Tag bearbeitet werden müssen, müsste das Forum täglich gesprengt werden von Anfragen. Allein schon die Tatsache, dass hier überwiegend Kassen wie AOK, DAK, TK, Barmer GEK, IKK erwähnt werden, spricht für sich: Die AOK betreut bundesweit über 20 Millionen Kunden, die DAK über 6, die TK über 10 und die Barmer GEK über 8 (die ganz genauen Zahlen habe ich nicht parat, kann ich bei Bedarf aber nachreichen). Und wieviele fragliche z.B. KG-Fälle haben wir hier? Bitte mal in Relation setzen und realistisch bleiben: Ja, es geht was schief. Aber nein, das ist kein Kassenphänomen, keine Absicht, keine Vorgabe und böse Kassen gibt es schon gar nicht.
Also: Jeden Fall für sich beurteilen, Ausweg aufzeigen, wenn möglich, und gut ist es. Das ist der Sinn dieses Forums.

Ich gebe zu, dass ich mich kürzlich zu Äusserungen habe hinreissen lassen, die über das Ziel hinausgeschossen sind. Das tut mir leid. Als kleine Rechtfertigung sei einfach mal gesagt, dass mir vorab etliche Aussagen in vorhergehenden Postings einfach total auf den Sack gegangen sind. Trotzdem war meine Reaktion falsch und ich habe sie korrigiert. Ich bitte aber alle User, einfach bei den Fakten zu bleiben, Hilfe anzubieten, aber die Aussagen anderer nicht abzuwerten. Und bitte keine ständigen Verlinkungen, keine ellenlangen Texte, keine Verallgemeinerungen, keine Beleidigungen, kein Schubladendenken.

Danke
Herby

Poet
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Beitrag von Poet » 18.03.2013, 13:52

Herby2011 hat geschrieben:Zugegeben: Wenn jemand selbst Betroffener einer Fehlentscheidung, einer Falschberatung, einer ungerechtfertigten Ablehnung oder Ähnlichem ist, kann ich den Frust sehr gut verstehen. Auch kann ich gut nachvollziehen, dass die Person dann Konsequenzen zieht (Widerspruch, Klage, Kündigung etc.).
@Herby2011: Und ich halte es darüberhinaus für falsch, demjenigen der gerade Frust hat beiseite zu springen und zuzurufen: Ja, genau...das machen die Kassen immer, das ganze System ist dran schuld etc. etc. etc. und die Gefühle (Ängste?) noch weiter nach oben zu schaukeln.

Das gehört dann doch eher unter Systemkritik und das zu Recht: Im GKV-System ist definitiv noch einiges zu tun.

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 18.03.2013, 14:23

Hallo,
gerade als Insider kann ich es meist realistischer beurteilen weil ich genau weiss dass es meist auch anders geht oder gehen könnte. Der Umgang mit den Versicherten ist fast immer auch entscheidend wie ein Problemfall gehändelt werden kann. Was nützt auf der einen Seite die vollmundige Erklärung, immer an der Seite des Kunden zu stehen und für ihn da zu sein, wenn dann auf der anderen Seite "gnadenlos" die "Macht des sozial Stärkeren" ausgeübt wird, frei nach dem Motto - solange er sich nicht beschwert, solange passt das schon. Aber den Eindruck zu erwecken, dass solche "Fehlentwicklungen" sich auf alle Kassen erstrecken, dass kann eben auch nicht so im Raum stehen bleiben. Kritik am System selbst , ja klar, die gibt es genug.

Machts Sinn

Beitrag von Machts Sinn » 18.03.2013, 21:04

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Poet
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Beitrag von Poet » 18.03.2013, 22:58

Machts Sinn hat geschrieben:... beispielsweise weil manche Kasse die Zuständigkeit dafür vorrangig beim Sozialgericht sieht.
@Machts Sinn: Hast Du ein Beispiel? Die Kassen reißen sich im Normalfall nicht um Rechtssprechung...die birgt für die Kassen auch Risiken...;-)

Oder meinst Du, weil manche Kassen die KRG-Sachen z.B. bis zum SG eskalieren lassen?

roemer70
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Beitrag von roemer70 » 18.03.2013, 23:12

"Eskalieren"?
Unterschiedliche Auffassungen gehören nunmal zu Gesetzen dazu. Und daher steht es auch Kassen frei, über Standpunkte notfalls von Gerichten entscheiden zu lassen.

Ansonsten bin ich mal ganz bei Machts Sinn.
Konfuzius hat geschrieben:Einen Fehler machen und ihn nicht korrigieren - das erst heißt wirklich einen Fehler machen.

Poet
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Beitrag von Poet » 18.03.2013, 23:35

roemer70 hat geschrieben:"Eskalieren"?
Unterschiedliche Auffassungen gehören nunmal zu Gesetzen dazu. Und daher steht es auch Kassen frei, über Standpunkte notfalls von Gerichten entscheiden zu lassen.
@roemer70: Keine Frage. Aber dazu muss es nicht kommen, die Kassen können sich vorher schon mit eigenen Durchführungsbestimmungen oder Bestimmungen des BVA/BMG/Spibu behelfen. Dazu müssten halt nur alle Beteiligten an einen Tisch. Dies scheitert häufig daran wenn irgendein Kassen-Block sich höhere Einsparpotentiale oder Zuwächse als die anderen erhofft, vielleicht auch deshalb die Häufung der KRG-Steuerung bei der grünen Kassen-Fraktion? Ich halte es nach wie vor für ein Unding, dass die Kassen unterschiedlichen Aufsichten unterliegen und das nach jahrelangem Fusionskarrussell.

Machts Sinn

Beitrag von Machts Sinn » 19.03.2013, 00:10

Dieser Text wurde auf Wunsch des Nutzers entfernt.

Poet
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Beitrag von Poet » 19.03.2013, 01:14

@Machts Sinn: Bevor ich jetzt weiter poste -> Ich habe gerade das allererste Mal den Thread zu Deinem Fall gelesen mit Deinem Leidensweg.
Vor diesem Hintergrund möchte ich mich nochmal für meine Diagnose-Sachen entschuldigen. Auch wenn ich Dich manchmal auf den Mond schießen könnte, DAS war Scheiße hoch 3 von mir. 1000x sorry.

Na ja, das sehe ich genauso...beim SG passiert doch nicht wirklich viel. Es gibt Urteile zu Einzelfällen. Beim BSG sieht es schon wieder anders aus aber das dauert und dauert und dauert.

Bzgl. Krankenkassen muss man den Mut haben, zuzugeben dass es sich schlussendlich "nur" um Kostenträger handelt und dass die natürlich ersteinmal alles versuchen, Kosten abzuwenden. Ich weiß, das klingt so hässlich aber es ist so. Wenn man jetzt noch weiß, wie die Umverteilungsmechanismen im Gesundheitsfonds laufen, dann versteht man auch die aktuelle Steuerungssystematik der Kassen, z.B. eben im KRG. Das KRG ist in der GKV beileibe nicht der größte Kostenblock aber er ist bei allen Kassen der am meisten wachsende (gesellschaftliche Gründe) und auch am leichtesten beeinflussbare. Nein, das ist keine Ironie! Natürlich kann man jetzt sagen: "Aber das muss eine Kasse ja nicht steuern", das funktioniert aber nicht wenn sich andere Kassen nicht daran halten und damit finanzielle Vorteile haben. Das ist kein Ergebnis von Kassenhandeln, das ist das Ergebnis einer vollkommen verkorksten Gesundheitspolitik und ganz normalem Wettbewerb mit seinen Verzerrungen. Hätten die Kassen mehr Einfluss auf das wohin die Versichertengelder gehen, dann würden wir hier gar nicht über KRG streiten.

Bzgl. der eigenen Standpunkte (Rechtsauffassungen) tun die Kassen sich naturgemäß schwer, denn alle Beteiligten wissen dass im Gesundheitssystem nichts "so alt ist wie das Geschwätz von gestern." Außerdem: Kaum geäußert, springen einem andere Kassen, Politik, BVA oder BMG in die Seite. Nun sind die Kassen zwar noch in Verbänden organisiert aber warum das weiß nur keiner mehr. Grds. lebt und stirbt jede Kasse für sich allein, nur wenn die Kasse als einzelne mit einer Sache rausgeht, dann gibt es richtig Ärger. Stelle Dir vor, die DAK z.B. geht als einzige Krankenkasse mit dem Thema KRG anders um als der Rest der Kassen. das freut zwar das Mitglied aber dann haben die richtig Ärger von allen Seiten. Nur für die AOK'n gelten noch etwas andere Gesetze...

Und von daher wird manches leider ausgesessen. Das ist taktisch klüger. Zum Leidwesen der Versicherten.

Deswegen ist die einzelne Kasse oder der einzelne Kassen-Mitarbeiter nicht besser oder schlechter als der andere.

Dennoch bleibe ich dabei, dass die Solidargemeinschaft nach wie vor eine sehr sehr gute Sache für den sozialen Frieden ist und das - was wir hier diskutieren - zum Glück noch überwiegend Einzelfälle sind und das gros der GKV-Versicherten eine sehr gute Absicherung im Krankheitsfall haben.

Machts Sinn

Beitrag von Machts Sinn » 19.03.2013, 02:01

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Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 19.03.2013, 07:52

Hallo Macht Sinn oder auch "Erleuchteter"
wie meinst du das mit den Anrufen und dem
Spuk ein Ende machen ?
....verstehe ich jetzt auch, dass von den Kassenmitarbeitern hier keiner dort anruft um dem Spuk auf dem kleinen Dienstweg - quasi unter Kollegen im System - ein Ende zu bereiten. ...
Das meinst du noch nicht ernst, oder ?
Schildere doch mal anhand deines Falles, wie das hätte ablaufen müssen, das mit dem kleinen Dienstweg, oder, wenn dir das nicht so passt - nimm einen anderen Fall aus dem Forum hier und sage mir, wie ich das machen soll.
Gruss
Czauderna
PS: "Erleuchteter" ist Machts Sinn derzeitiger Staus in seinem neuen Forum, cool, oder - und wenn er da weiter fleissig schreibt, dann wird er "Chefarzt", das ist jedenfalls der Status des Moderators dort - Spass muss sein.

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 19.03.2013, 11:21

Hallo,
da es offenbar nur hier passt - ich finde es nach wie vor nicht okay, dass hier User und auch Ratsuchende auf andere Foren gelockt werden sollen.
Ich weiss auch nicht ob das im Sinne des Forenbetreibers ist - wenn ja, würde mir eine Stellungnahme dazu wünschen damit wir das auch mal geklärt hätten.
Gruss
Czauderna

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 19.03.2013, 13:33

Hallo,
das stimmt allerdings auch wieder - Krankenkassenmitarbeiter schreiben "nur" hier - ob das wirklich der Fall ist, das glaube ich zwar nicht, denn ich meine in anderen Foren auch auf Kassenmitarbeiter gestossen zu sein, aber es stimmt, die Mehrheit schreibt hier. Das wertet das Forum natürlich auf, denn was nützt der ganze Frust und die ganzen Fragen, wenn nicht auch die Praktiker dazu etwas sagen - ob es nun genehm ist oder nicht, und wer sich locken lässt, na, dann kennt der die PN. noch nicht, da kann er doch auch mit dir "ungestört" korrespondieren.
Gruss
Czauderna

Poet
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Beitrag von Poet » 19.03.2013, 21:11

Machts Sinn hat geschrieben:mir gefällt nicht, dass das alles zum Leidwesen der Versicherten so läuft. Gerade die wegen Arbeitslosigkeit, Krankheit, ... sozial Schwächsten sind Mittelpunkt und Ziel des Systems, nicht die vielen sich gegenseitig behindernden und damit zum guten Teil überflüssigen Organisationen.
Das gefällt niemandem hier im Forum, die Betroffenen sind aber nicht das Ziel. Vielmehr entstehen sie aus der aktuellen Gesundheitspolitik heraus.
Machts Sinn hat geschrieben:Keiner der hier diskutierten Einzelfälle ist sozialpolitisch zu verantworten - oder kannst du beispielsweise den Stuss billigen, den Hajo´s Sachbearbeiter veranstaltet? Aber wenn der das so muss, um einen sicheren Arbeítsplatz zu haben, verstehe ich jetzt auch, dass von den Kassenmitarbeitern hier keiner dort anruft um dem Spuk auf dem kleinen Dienstweg - quasi unter Kollegen im System - ein Ende zu bereiten.
Sozialpolitisch zu verantworten sind sie schon, denn es sind GottseiDank: Einzelfälle. Die Frage ist, ob diese Einzelfälle menschlich zu verantworten sind bezogen auf den jeweiligen Fall. Und natürlich sind sie das nicht.

Das mit dem "kleinen Dienstweg" geht nicht, auch wenn es einem manchmal in den Fingern juckt, jemand bekanntes bei einer der Kassen anzurufen. Das würde bedeuten, ich hebe die Anonymität des Betroffenen und meine auf. Dann kann ich hier nie mehr schreiben und ggf. mache ich dem Betroffenen mehr Probleme als ich ihm helfen kann.

Bei Hajo wundert mich weniger das Steuerungsverhalten der Kasse, vielmehr die Idiotie, dass der besagte MdK 2x nach Aktenlage entscheidet und zwar nach einem Widerspruch. Was sind das denn für Ärzte dort?

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