Medikamente mit Zuzahlung. Interessenkonflikt Arzt?

Welche Leistungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt?

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obstkuchen
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Medikamente mit Zuzahlung. Interessenkonflikt Arzt?

Beitrag von obstkuchen » 22.09.2017, 08:32

Hallo,

möchte mal eine Grundsatzfrage stellen weil sie immer wieder aufkommt: Profitiert ein Arzt davon wenn er ausschließlich Medikamente mit Zuzahlung auf Rezept verschreibt?

Der Hintergrund ist folgender: Man hört oft im Bekanntenkreis, dass Leute wegen ähnlicher Beschwerden Medikamente nehmen die von Zuzahlung befreit sind und andere dagegen Medikamente (meist Generika) ohne Zuzahlung verschrieben bekommen. Nach meinen Informationen soll ja die Befreiung der Zuzahlung eben Ärzte ermutigen, Medikamente die 30% günstiger sind als die Originale zu verschreiben um eben auch der KK Kosten zu ersparen.

Was hat also ein Arzt persönlich davon (muss nicht unbedingt materiell sein, sondern verschreibungstechnisch bzw. abrechnungstechnisch mit der KK) wenn er gleich Medikamente mit Zuzahlung verschreibt anstatt nach Alternativen ohne Zuzahlung zu suchen?

Pferdenärrin
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Beitrag von Pferdenärrin » 27.11.2017, 07:39

@ obstkuchen
Hi, ich bin alles andere als ein Experte und suche hier eigentlich nur Antwort auf eine eigene Frage.

Aber ich kann Dir meine Erfahrung schildern.
Ich bekomme schon sehr lange ein bestimmtes Medikament/Wirkstoff. Mitunter hat es die eine Apotheke nicht und tauscht den Hersteller dann aus.
Das brachte mich auf die Idee mal zu googeln, bei welchem Hersteller denn keine Zuzahlung zu leisten sei.
Beim nächsten Arztbesuch erbat ich, mir das Medi von diesem Hersteller zu verordnen.
In der Apotheke machte ich ein langes Gesicht, man tauschte es wieder aus. Handy gezückt, Tante Google gefragt und war ganz verwundert, denn dieses Präperat kostete die Kasse sogar mehr Geld als das befreite. Ich verlangte das günstigerere, der Apotheker sagte, dass er mir dieses nicht geben dürfte, da die Kasse keine Rahmenverträge mit diesem hat. Bei meiner Kasse kämen nur 2 in Frage obwohl das Zeugs bestimmt von 15 angeboten wird.

Wenn mich jetzt der Apotheker nicht angelogen hat, dann kann der Arzt bei der Verordnung ja gar nicht wissen, welche Kasse gerade über welchen Wirkstoff ein Abkommen hat. Und somit auch nicht nach Generika selectieren

obstkuchen
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Beitrag von obstkuchen » 27.11.2017, 10:36

Pferdenärrin hat geschrieben:@ obstkuchen
Hi, ich bin alles andere als ein Experte und suche hier eigentlich nur Antwort auf eine eigene Frage.
Hallo,

also ich bin auch kein Experte aber nach all dem was ich darüber gelesen habe und was meine Erfahrungen beim Arzt sind -könnte ich das folgendermaßen zusammenfassen:

1) Wenn der Arzt nicht explizit nur das verschriebene Medikament auf dem Rezept angekreuzt hat -dürfen wohl Apotheken Generika anbieten.

2) Laut meinem Arzt wissen die Apotheken besser über die Rahmneverträge mit den KK bescheid als er selbst, denn seine Software wird alle 3 monate aktualisiert oder so. Viele Medikamente kämen hinzu, andere fallen weg -so dass er nicht up-to-date sei. Keine Ahnung ob das bloß Ausreden sind oder wirklich so gehandhabt wird.

3) Mein persönlicher Eindruck beim Arzt ist, dass er keine Lust hat nach Generika auf seinem PC zu suchen und es für ihn schneller geht, wenn er einfach Originalmedikamente verschreibt und fertig.

Wie man es aber auch nimmt, so denke ich das da immer ein Interessenkonflikt bleibt. Einerseits hat der Arzt wohl keine Lust nach was günstigerem zu suchen und anderseits könnte ich mir vorstellen, dass Ärzte in irgendeiner Form profitieren in dem sie ein bestimmtes Medikament verschreiben/forcieren. Das können Absprachen mit Vertretern der Hersteller sein aber auch Abmachungen mit nahe gelegenen Apotheken. Tatsache ist: Im Gesundheitswesen ist viel Geld zu holen und da denken Ärzte genau so wie Unternehmer.

Pferdenärrin
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Beitrag von Pferdenärrin » 27.11.2017, 14:25

obstkuchen hat geschrieben:
Pferdenärrin hat geschrieben:@ obstkuchen
Hi, ich bin alles andere als ein Experte und suche hier eigentlich nur Antwort auf eine eigene Frage.


2) Laut meinem Arzt wissen die Apotheken besser über die Rahmneverträge mit den KK bescheid als er selbst, denn seine Software wird alle 3 monate aktualisiert oder so. Viele Medikamente kämen hinzu, andere fallen weg -so dass er nicht up-to-date sei.


Nun widersprichst Du dir aber ein wenig selbst. Wie kann denn der Arzt profitieren wenn er gar nicht um den Inhalt der Rahmenverträge Bescheid weiß.
Ein guter Unternehmer kennt die Konditionen genau, wie soll er denn sonst eine sinnige Gewinnmaximierung betreiben?

Auch dachte ich immer haben Ärtze pro Quartal einen gewissen Etat und werden immer abgestraft wenn zuviel verordnet. Aber das denke ich nur, da sind hier die Wissenden gefragt. Nur hatte sich dieser Grundsatzfrage nicht ein einziger gestellt, geht hier ja auch um die Leistungen der GKV nicht der für den Unternehmer Arzt ;)

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 27.11.2017, 15:20

Hallo,
wenn man weiß, das eine ganze Heerschar von Pharma-Vertretern die Arztpraxen dieser Republik aufsuchen um ihre Produkte anzupreisen, dann kann man schon davon ausgehen, dass die Ärzteschaft da nicht "leer" ausgeht.
Gruss
Czauderna

Pferdenärrin
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Beitrag von Pferdenärrin » 27.11.2017, 15:25

Hallo,

ja die Vertreter sehe ich auch immer. Ich frage mich nur was es nützt wenn der Arzt doch nicht das Kreuz bei dem Medi macht und mir der Apotheker NUR das geben darf mit denen MEINE KASSE Verträge hat.

Er schreibt mir was günstigereres auf und der Apotheker gibt mir das teurere.

Der Arzt bekommt Probepackungen und was bekommen die Kassen :)

LG

obstkuchen
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Beitrag von obstkuchen » 28.11.2017, 09:43

Czauderna hat geschrieben:Hallo,
wenn man weiß, das eine ganze Heerschar von Pharma-Vertretern die Arztpraxen dieser Republik aufsuchen um ihre Produkte anzupreisen, dann kann man schon davon ausgehen, dass die Ärzteschaft da nicht "leer" ausgeht.
Gruss
Czauderna
Ja, das sehe ich auch so. Zu irgendwas müssen ja diese Außendienstvertreter gut sein. Interessant wäre wie sie dann untereinander "abrechnen", denn woher soll die Arzneiindustrie wissen ob und welcher Arzt ihr Medikament verschrieben habe?

Ärzte und Apotheker halten sich sehr bedeckt -kritische Dokus oder Beiträge im Fernsehen gibt es auch nicht. Ich denke das ist ein Wespennest wo sich keiner aus moralischen Bedenken nicht ran traut: Ärzte retten nur Leben, sie betrügen nie. :wink:

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Beitrag von Pferdenärrin » 29.11.2017, 02:46

wie gesagt, der Arzt verordnet mir das Billige. Der Apotheker gibt mir das Teure weil die KASSE das so will und dazu diese diese Verträge hat. Ein Schelm wer Böses dabei denkt

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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 29.11.2017, 06:50

Pferdenärrin hat geschrieben:wie gesagt, der Arzt verordnet mir das Billige. Der Apotheker gibt mir das Teure weil die KASSE das so will und dazu diese diese Verträge hat. Ein Schelm wer Böses dabei denkt
Da braucht man keine Verschwörungstheorien zu stricken. Das auf den ersten Blick teurere Medikament kommt die Kasse über die gewährten Rabatte billiger.

https://www.abda.de/themen/recht/verbra ... vertraege/

obstkuchen
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Beitrag von obstkuchen » 29.11.2017, 09:24

GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Da braucht man keine Verschwörungstheorien zu stricken.
OK und wie beurteilst du den Zusammenhang Arzt-verschriebenes Medikament (mit Zuzahlung)? Ärzte solle ja ein Budget pro Quartal für Medikamente haben -warum entscheiden sie sich dann einerseits für teurere und damit zuzahlungspflichtige Medikamente aber anderseits auf das Budget schauen müssen?

Ich meine zu fast jedem Medikament gibt es Generika (also ohne Zuzahlung) -warum verschreiben Ärzte dennoch so viele Originalmedikamente (mit Zuzahlung) ?

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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 29.11.2017, 20:13

obstkuchen hat geschrieben: OK und wie beurteilst du den Zusammenhang Arzt-verschriebenes Medikament (mit Zuzahlung)? Ärzte solle ja ein Budget pro Quartal für Medikamente haben -warum entscheiden sie sich dann einerseits für teurere und damit zuzahlungspflichtige Medikamente aber anderseits auf das Budget schauen müssen?

Ich meine zu fast jedem Medikament gibt es Generika (also ohne Zuzahlung) -warum verschreiben Ärzte dennoch so viele Originalmedikamente (mit Zuzahlung) ?
Ich höre die Beschwerden immer andersherum, dass die Ärzte eben KEINE Originalmedikamente verordnen. Dann tatsächlich ausgegeben werden darf das Originalmedikament nur dann, wenn der Arzt das Kreuz macht, dass NICHT ausgetauscht werden darf.

Warum die Ärzte den Namen des Originalmedikaments aufschreiben? Wahrscheinlich, weil sie den kennen. Wenn der Patentschutz ausläuft, lernen Ärzte in ihrer Freizeit bestimmt nicht alle Generika-Namen auswendig.

obstkuchen
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Beitrag von obstkuchen » 30.11.2017, 10:43

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Wahrscheinlich, weil sie den kennen. Wenn der Patentschutz ausläuft, lernen Ärzte in ihrer Freizeit bestimmt nicht alle Generika-Namen auswendig.
Das denke ich auch. Oder anders ausgedrückt: Aus Bequemlichkeit. Man kennt so seine erprobten Medikamente -wieso sollte man sich jeden Monat neue merken..?

P.S. Wie lange ist denn ein Originalmedikament geschützt bevor Generika dieses nachmachen dürfen?

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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 30.11.2017, 21:05

obstkuchen hat geschrieben: Das denke ich auch. Oder anders ausgedrückt: Aus Bequemlichkeit. Man kennt so seine erprobten Medikamente -wieso sollte man sich jeden Monat neue merken..?

P.S. Wie lange ist denn ein Originalmedikament geschützt bevor Generika dieses nachmachen dürfen?
Eher, weil es vollkommen egal ist. Die Apotheke tauscht es sowieso aus.

Tante Google ist dein Freund: https://www.pharma-fakten.de/fakten-hin ... entschutz/

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