Traif mit 5000 EUR Selbstbehalt

Moderator: Czauderna

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Tinatina
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Traif mit 5000 EUR Selbstbehalt

Beitrag von Tinatina » 04.01.2018, 12:51

Hallo ihr Lieben,

ich bin selbstständig und würde gerne komplett aus dem Krankenkassensystem aussteigen, allerdings ist das in Deutschland ja leider nicht mehr möglich. Deshalb suche ich einen Versicherungstarif bei einer privaten Krankenkasse, mit möglichst hohem Selbstbehalt und möglichst niedrigem Beitrag.

Scheinbar folgen hier alle deutschen privaten Kassen einer Vorgabe vom Verband, nicht mehr als 1500 EUR Selbstbehalt anzubieten.

Das finde ich schon sehr fragwürdig. Kennt hier jemand einen Tarif bei einer privaten Krankenkasse mit hohem Selbstbehalt und niedrigem Beitrag, den ich anfragen könnte?

vlac
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Beitrag von vlac » 04.01.2018, 14:42

Hallo,

die allererste Frage, die sich dabei stellt, ist: Hast Du genug Geld auf der hohen Kante, um im Ernstfall möglicherweise auch über mehrere Jahr hinweg den gewünschten sehr hohen Selbstbehalt aufzubringen?

Denn es ist nicht garantiert, dass Du immer gesund bleibst; ich habe selbst schon mitbekommen, wie von einer Minute zur anderen aus einem vollkommen fitten Menschen ein Patient wurde, der Jahre lang eine sehr teure Behandlung brauchte.

Ich habe aber auch schon mitbekommen, wie Privatversicherte wegen des Selbstbehaltes selbst im Notfall nicht zum Arzt gegangen sind, oder irgendwann hoch verschuldet waren.

Deshalb ist es gut, dass die Versicherungen wenigstens bei 1500 Euro eine Grenze ziehen.

Tinatina
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Beitrag von Tinatina » 04.01.2018, 16:48

Hallo und danke für deine Antwort :-)

Ja – für den Selbstbehalt werde ich mir ein Polster zulegen, auf dass ich im Notfall zurückgreifen kann.

Die Krankenversicherung ist nur für größere Notfälle wie zB. einen Autounfall oder ähnliches gedacht.

Bei Krankheiten wie zB. Krebs werde ich ohnehin auf alternative Medizin zurückgreifen, die ich aus eigener Tasche bezahle (abgesehen evtl. von einer Operation, wenn diese sinnvoll erscheint).

Insofern bringt mir eine Krankenversicherung im herkömmlichen Sinne ohnehin nicht viel, abgesehen von der Absicherung bei großen Unfällen oder Operationen. Deshalb ist ein hoher Selbstbehalt für mich von Vorteil.

Rossi
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Beitrag von Rossi » 09.01.2018, 09:51

Tja, dies läuft bekanntlich unter dem Spruch: zwischen Theorie und Praxis bestehen Unterschiede.

Bei der Pflicht zur Versicherung in der PKV, ist gem. § 193 Abs. 3 VVG eine Selbstbeteiligung von bis zu 5.000,00 € jährlich im ambulanten und stationären Bereich zulässig. Offensichtlich gibt es aber keine in Deutschland zugelassene PKV, welche eine Selbstbeteiligung von 5.000,00 € anbietet.

Tinatina
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Beitrag von Tinatina » 10.01.2018, 06:26

Ja, so scheint es leider zu sein. Zumindest nicht für Neukunden.

Ganz offensichtlich besteht die Nachfrage (siehe europäische Krankenversicheurngen) trotzdem werden solche Tarife in Deutschland nicht angeboten, weil sich die deutschen Krankenkassen untereinander abgesprochen haben. Wie war das nochmal mit der freien Marktwirtschaft?

broemmel
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Beitrag von broemmel » 10.01.2018, 09:36

Wenn Du nachweisen kannst das es Absprachen gibt.. Dann ab zum Kartellamt

Sonst liegt es in der freien Entscheidung jeder PKV ob sie den Tarif anbieten oder nicht.

Es heisst nur: ein eigenanteil bis 5000 € ist möglich. Keine Pflicht

Rossi
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Beitrag von Rossi » 10.01.2018, 17:08

Eben, man muss unterscheiden.

Zunächst einmal die Pflicht des Kunden, er muss eine PKV abschließen bzw. unterhalten mit einem max. Selbstbehalt von 5.000,00 €. Jenes ist geregelt in § 193 Abs. 3 VVG.

Dann kommt die Pflicht der PKV. Sie muss nur bestimmten Personen den Basistarif anbieten, dabei sind Selbstbehalte in Höhe von 0,00 €, 300,00 €, 600,00 €, 900,00 € oder 1.200,00 € zulässig. Jenes ist in § 193 Abs. 5 VVG geregelt.

Das ist alles.

Jenes was darüber hinaus geht (SB mit 5.000,00 €) ist egal; hierauf besteht kein gesetzlicher Anspruch.

Peter Wolnitza
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Die bösen Versicherer....

Beitrag von Peter Wolnitza » 18.01.2018, 12:47

Hallo,

die ach so bösen Versicherer haben sich schon etwas dabei gedacht, als sie beschlossen haben, die Tarife mit sehr hohen SBs nicht mehr zu propagieren:
- es werden die falschen Kunden in den Tarif gezogen: Beitrag sparen ist noch nie ein gutes Motiv für den Abschluß einer PKV gewesen!
- Die versicherten Kollektive sind sehr klein (=wenig Kunden entscheiden sich für so hohe SBs), d.h. ein, zwei Ausreisser mit hohen Kosten führen schon u.U. zu erheblichem Anpassungsbedarf
- diese Anpassung fällt dann prozentual auch noch besonders heftig aus (liegt in der Natur der Dinge, wenn man den hohen SB berücksichtigt), gefundenes Fressen für die Presse
- Viele, die in diesen Tarifen versichert, könne sich diese eigentlich gar nicht leisten, weil keine Rücklagen da sind (Beispiel Unfall im Dezember, Januar noch im KrkHaus, dann sind mal eben 10.000.- € SB fällig, die als Reserve schon irgendwo liegen sollten)
- auch langfristig sind die Tarife nicht ungefährlich, da aus den geringen Beiträgen kaum Alterungsrückstellungen gebildet werden können (etwas vereinfacht ausgedrückt)
....
Gibt noch ein paar andere Gründe.
Daher Empfehlung:
Tarif mit vernünftigen, bedarfsgrechten Vertragsbedingungen wählen (Keiner kann heute wisse, was er evtl. in 10 Jahren an Leistungsumfang benötigt). Dann erstmal eine überschaubare SB wählen, die man dann ggfls., nachdem Reserven aufgebaut wurden, schrittweise erhöht (geht im Prinzip jederzeit OHNE Gesundheitsprüfung - andersherum ist es schwerer). Checken, ob evtl. ein Einsteigertarif mit fester Wechseloption eine Option bietet.
Ansonsten könnte Hallesche NK4 mit 3000.- SB in Frage kommen.

vlac
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Beitrag von vlac » 23.01.2018, 04:48

Hallo,

ich möchte hier gerne noch hinzufügen, dass es bei sehr schweren Erkrankungen, die sich über mehrere Jahre hinziehen, auch nicht bei den erwähnten 10000 Euro bleiben würden.

Man hätte Jahr für Jahr eine Mehrbelastung von 5000 Euro, die erst einmal irgendwoher kommen müssen. Bei einer Krebserkrankung kann sich das auch über zehn Jahre hinziehen, und auch bei Rücklagen muss man beachten, dass diese unter Umständen, beispielsweise für die Rente, verplant sind. Krankentagegeld und Berufsunfähigkeitsversicherung richten sich der Höhe nach nach dem Einkommen, und sind auch entsprechend teuer, wenn man sehr hoch absichern möchte.

Es kann also durchaus passieren, dass man in eine Situation gerät, in der man sich den Selbstbehalt nicht leisten kann.

Dass man bei Krankheiten wie Krebs auf "alternative Medizin" zurück greifen möchte, ist zwar irgendwie verständlich, aber auch völlig unrealistisch: Selbst die meisten radikalen Medizin-Esoteriker und Homöopathie-Freaks wünschen sich spätestens dann eine schulmedizinische Behandlung, wenn die Schmerzen groß sind, und man merkt, dass die angebliche "alternative Medzin" nicht wirkt.

Tinatina
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Beitrag von Tinatina » 25.02.2018, 08:52

Hallo,

danke für die Antworten, aber es war nicht meine Frage, ob ein hoher Selbstbehalt sinnvoll ist oder nicht.
Ich möchte wissen, ob jemand eine Krankenkasse kennt, die einen Tarif mit einem hohem Selbstbehalt anbietet.

Rossi
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Beitrag von Rossi » 25.02.2018, 16:53

Tja, wie es aussieht, gibt in Deutschland keine PKV, die einen Selbstbehalt von 5.000 € anbietet. Zumindest ist mir keine bekannt!!!!

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