Du verkennst das Problem. Es ist nicht so, dass keine Praxen eröffnet werden dürften. Im Gegenteil: viele ehemals gesperrte Bezirke sind wieder offen, trotzdem bleiben Kassenarztsitze unbesetzt. Es mangelt nämlich an Ärzten, die dumm genug sind, in dem derzeitig herrschenden System der kranken Kassen eine Praxis eröffnen zu wollen. Ich selbst bin Kassenarzt, ich kann jedem jungen Kollegen, der mit dem Gedanken der Niederlassung spielt, nur absolut davon abraten, sich hoch zu verschulden, um sich dann den wirtschaftlichen und medizinischen Zwängen der Kassen zu unterwerfen, die ihn letztendlich ruinieren werden. Die Kassen sind seit Jahren dabei, das derzeitige System der ambulanten und stationären Versorgung in Deutschland ganz gezielt zu zerstören um es gewinnbringend an Heuschrecken, wie z.B. Bertelsmann oder Kaiser Permanente zu verhökern. Die Politik unter Ulla Schmidt hat hierzu durch die Verabschiedung des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz die Weichen gestellt. Ärzte haben in Deutschland als klassische Freiberufler keine Zukunft mehr. Im stationären Bereich sieht es nicht anders aus. Auch hier herrschen die Devisen "Geiz ist Geil" und "Zeit ist Geld". Nur ein rasch entlassener Patient ist ein guter Patient, denn die Kassen bezahlen nur noch Pauschalen, die nicht von der Behandlungsdauer, sondern von der Diagnose abhängen.Das Terminproblem liegt oft nicht an den Ärzten, sondern an der Tatsache, dass zu wenig neue Praxen eröffnet werden dürfen.
Das alles führt dazu, dass die in Deutschland gut ausgebildeten Ärzte ins Ausland oder in andere Berufsfelder abwandern und somit der medizinischen Versorgung in der BRD nicht mehr zur Verfügung stehen. Bis zum Jahr 2025 wird mit über 70 000 fehlenden Ärzten gerechnet, bis 2030 mit 100 000. D.h., dass in den nächsten zwei Jahren 70 000 zusätzliche Medizinstudenten ihr Studium beginnen, bis zum Abschluss ihrer Facharztausbildung durchhalten und in Deutschland arbeiten müssten, um diese Lücke zu schließen. Denn die Ausbildung eines Arztes bis zur Facharztprüfung dauert mindestens elf Jahre.
Die Zwangsversicherten der kranken Kassen werden sich leider darauf einstellen müssen, dass sie mit ihrer lächerlichen Foto-Chipkarte in naher Zukunft keine ärztliche Behandlung mehr bekommen werden, welche diese Bezeichnung noch verdient.
Schöne neue GKV-Welt - Wer in jener Welt nicht mehr das Geld für eine privatärztliche (Zusatz-)Versorgung hat, dem gnade Gott, wenn er wirklich krank wird! Schon jetzt wird davor gewarnt, dass Kassenpatienten kränker sind und früher sterben als Privatversicherte.