gesundheitsreform

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Lohnbuchhalter
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gesundheitsreform

Beitrag von Lohnbuchhalter » 22.01.2009, 15:45

Habe eben 2 Artikel bei bild.de gefunden. Hier bei geht es darum, dass Ärzte geschmiert werden, damit Patienten kränker eingestuft werden. Ich glaube das war nicht im Sinne des Erfinders. Stellt sich die Frage, wie das BMG dagegen vorgehen will, bzw. kann.

Und wer zahlt dafür wieder die Zeche? Der Versicherte.

http://www.bild.de/BILD/news/politik/20 ... echen.html

http://www.bild.de/BILD/news/politik/20 ... krank.html

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 22.01.2009, 23:25

Aha. Die Bild-Zeitung. Mal schauen, ob ich da halbwegs sachlich gegen anstinken kann.

Die Vertreter von bundesweiten Krankenkassen suchen die Ärzte nicht auf. Wurde nämlich vom BVA verboten. Es kann sich nur um regionale Kassen handeln, die unter Landesaufsicht stehen.

Dann sollte man bei diesem medialen Getöse immer im Hinterkopf behalten, dass z. Z. in Bayern ein "Kampf" zwischen dem Hausärzteverband, der Kassenärztlichen Vereinigung und der AOK geführt wird, der - wenn überhaupt - nur am Rand etwas mit dieser "Kontaktpauschale" zu tun hat. Nähere Infos u. a. hier.

Grundsätzlich, und da hat Ullala schon recht, wenn Leute kränker gemacht werden, als sie sind, ist das kriminell und gehört bestraft. Dass der KBV-Bundesvorsitzende jetzt Ärzten (wohl denen, die im bayerischen Hausärzteverband organisiert sind :wink: ) unterstellt, sie würden falsch kodieren, halte ich schon für ein starkes Stück. Und dass Ärzte zu Fehldiagnosen verleitet werden können - das kann schon sein. Genauso wie Ärzte durch das Abrechnungssystem zum Abrechnungsbetrug verleitet werden können, Ärzte als Arbeitgeber dazu verleitet werden können, ihr Angestellten mies zu bezahlen und Autofahrer durch die Benutzung ihres Gefährts dazu verleitet werden können, zu schnell über Deutschlands Straßen zu brettern. So einen Quark habe ich selten gelesen.

Aber Herr Köhler setzt da gerne noch einen drauf: Und außerdem muss sich jeder Patient die Frage stellen, ob er in seiner Patientenakte wirklich schwerste Erkrankungen dokumentiert haben möchte. Wer garantiert denn, dass das nicht doch einmal in falsche Hände gerät und bei Bewerbungsgesprächen oder Führerscheinerwerb eine Rolle spielt? Schon mal was von Datenschutz gehört? Und wenn diese Unterlagen tatsächlich in falsche Hände gelangen, soll es tatsächlich eine Rolle spielen, ob eine geschönte oder echte Diagnose auftaucht? Machen wir also alle Deutschen schnell auf dem Papier gesund, damit von dieser bestimmt täglich auftauchenden Datenschutzverletzung keine Gefahr mehr ausgeht?

Sorry für die Polemik, aber nach einem Bild-Artikel ist mir immer so...

GKV

Koulchen
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Beitrag von Koulchen » 23.01.2009, 00:08

Kurze Frage: Was hat es mit dieser Kontaktpauschale auf sich?

Gruß
Koulchen

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 23.01.2009, 14:07

Hallo,
um es mal mit einfachen Worten zu sagen - der neue Risikistrukturausgleich (RSA) macht es möglich dass diejenigen Kassen
die mehr gestellte Diagnosen mit ganz bestimmten ICD-Schlüsseln vorweisen können bei ihren Versicherten, eben mehr Geld aus dem Fond erhalten als Kassen, die eben nicht so viele (schwerkranke ??!!) Versicherte
haben.
Das heißt, je kränker der Patient um so mehr Geld aus dem Topf - wirklich stark vereinfacht, im Kern aber zutreffend.
Da nun die Kassen selbst keine Diagnosen stellen können, das bleibt Gott sei dank noch den Ärzten überlassen "informieren" die Kassen eben die Ärzte entsprechend über diese ausführliche Dokumentationspflicht.
Dass die Ärzte dies nicht umsonst tun ist wohl jedem klar.
Die Frage ist nun, bieten die Kassen den Ärzten Geld dafür an oder geben die
Kassen entsprechenden Forderungen der Ärzte nach.
Ersteres wäre Bestechung, das andere Verhandlungssache, also Vertrag -
auch wieder stark vereinfacht dargestellt und ausschließlich meine private
Darstellung der Lage.
Bei dem Gesundheitsfond und dem neuen RSA stellt sich auch die Frage
ob diese ganzen Präventionsprogramme oder DM-Programme für
Diabetiker, Herz-Kreislauf, Asthmatiker usw. für die Kassen sich noch lohnen (ausgeglichener Haushalt), bei dem Aufwand der da (auch personell) betrieben wird -
da sind doch mehr Kranke auf der Haben-Seite wesentlich effektiver.
Gruß
Czauderna

Koulchen
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Beitrag von Koulchen » 23.01.2009, 14:23

Hallo Czauderna,

danke für die Info!

Ich entnehme dem Beitrag, daß die Kassen für die in der Morbi-RSA-Liste aufgeführten Diagnosen einiges an Geldern aus dem Fonds bekommen (dieser Teil war mir bekannt), aber nicht für Präventionsprogramme? Dann ist es wahrscheinlich wirklich nicht mehr ewig hin, bis die ersten an sich sehr sinnvollen Programme eingestellt werden.

Wenn ich dem jetzt die noch gar nicht so lange existierende Regelung gegenüberstelle, daß Arbeitgeber für jeden Mitarbeiter bis zu 500 EUR Zuschuß zu gesundheitsfördernden Maßnahmen erhalten können, kann ich nur sagen: Es hätte geholfen, wenn jemand an der Spitze gewesen wäre, der den Gesamtüberblick behalten hätte! Uns Ulla hat das definitiv nicht hingebracht.

Viele Grüße
Koulchen

Steinlaus
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Beitrag von Steinlaus » 23.01.2009, 18:47

Zitat Czauderna: "Bei dem Gesundheitsfond und dem neuen RSA stellt sich auch die Frage
ob diese ganzen Präventionsprogramme oder DM-Programme für
Diabetiker, Herz-Kreislauf, Asthmatiker usw. für die Kassen sich noch lohnen (ausgeglichener Haushalt), bei dem Aufwand der da (auch personell) betrieben wird -
da sind doch mehr Kranke auf der Haben-Seite wesentlich effektiver."

Es lohnt sich mit Sicherheit nicht mehr so wie früher da der monatliche DMP Zuschuss wesentlich höher war, dieser ist ja jetzt nur noch 15 €/monatlich. Jedoch sind alle DMP Diagnosen bei den zuschlagsfähigen Krankheiten und bei diesen reicht ja nicht nur die Diagnose alleine, sondern der Zuschlag wird nur in Verbindung mit der richtigen und regelmäßigen Medikation und regelmäßigen Arztbesuchen gezahlt. Da das DMP ja schon etabliert ist und die regelmäßigen Arztbesuche sicherstellt, lohnt es sich auf jeden fall noch.
Und ich glaub bei den Krankenkassen zählt mittlerweile jeder Euro.
Man muss auch immer bedenken das mit diesen 80 Diagnosen auch hohe Leistungsausgaben für die Krankenkassen verbunden sind.

Zitat Koulchen: Wenn ich dem jetzt die noch gar nicht so lange existierende Regelung gegenüberstelle, daß Arbeitgeber für jeden Mitarbeiter bis zu 500 EUR Zuschuß zu gesundheitsfördernden Maßnahmen erhalten können.

Der Arbeitgeber erhält keinen Zuschuss sondern er kann lediglich 500 € steuerfrei stellen.

Ciao die Laus

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 23.01.2009, 19:23

"Es lohnt sich mit Sicherheit nicht mehr so wie früher da der monatliche DMP Zuschuss wesentlich höher war, dieser ist ja jetzt nur noch 15 €/monatlich. Jedoch sind alle DMP Diagnosen bei den zuschlagsfähigen Krankheiten und bei diesen reicht ja nicht nur die Diagnose alleine, sondern der Zuschlag wird nur in Verbindung mit der richtigen und regelmäßigen Medikation und regelmäßigen Arztbesuchen gezahlt. Da das DMP ja schon etabliert ist und die regelmäßigen Arztbesuche sicherstellt, lohnt es sich auf jeden fall noch.
Und ich glaub bei den Krankenkassen zählt mittlerweile jeder Euro. "


Hallo,

ein Satz aus diesem Beitrag ist von großer Bedeutung :

...,sondern der Zuschlag wird nur in Verbindung mit der richtigen und regelmäßigen Medikation und regelmäßigen Arztbesuchen gezahlt"

Das heißt, für den Diabetiker, der richtig eingestellt mit weniger
Medikamenten und ohne regelmäßigen Arztbesuch (1 x pro Quartal)
auskommt, wird der Zuschlag nicht (mehr) gezahlt ??.

Mir hat das ein Arzt so bestätigt (Aussage einer BKK).

kann das hier bestätigt werden ??

Gruß

Czauderna

Steinlaus
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Beitrag von Steinlaus » 24.01.2009, 00:06

Hi!
Ja hast LEIDER recht. So in etwa schauts aus! Es reicht sogar schon wenn der Diabetiker nicht das richtige Medikament verschrieben bekommt (z.B. wenn er es nicht verträgt, etc.), dann fällt der Zuschlag schon für den Versicherten weg.

Ciao die Laus

Nemesis
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Beitrag von Nemesis » 25.01.2009, 23:49

Für DMP-Fälle gibt es ja ab 01.01.2009 Fallpauschalen aus dem RSA (wohl so rund 150 € im Jahr, genaue Zahlen weiß ich gerade nicht aus dem Kopf). Ich denke, mit dem Satz
sondern der Zuschlag wird nur in Verbindung mit der richtigen und regelmäßigen Medikation und regelmäßigen Arztbesuchen gezahlt
ist gemeint, dass die Pauschale nur an die Krankenkasse gezahlt wird, wenn kein Drop-Out aus dem DMP erfolgt und alle Folgedokumentationen rechtzeitig durch den Arzt erfolgen.

Also so wie bisher...

Wie soll sonst eine "richtige und regelmäßige" Medikation überprüft werden. Ich denke die einzige Voraussetzung für die Pauschale aus dem RSA ist weiterhin die rechtzeitige Dokumentation durch den Arzt, welche ja an die Datenstellte weitergeleitet wird. Dadurch kann man ja regelmäßige Arztbesuche sowie Teilnahmen des Patienten an Schulungen usw. nachvollziehen.

Aber grob gesagt, ist das Thema DMP nun wohl nicht mehr so ganz lukrativ wie noch in 2008 und vorher, da die Fallpauschalen weitaus geringer sind als die vorherigen Einkünfte der Krankenkasse für einen DMP-Eingeschriebenen.

Steinlaus
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Beitrag von Steinlaus » 26.01.2009, 16:34

Hallo Nemesis!
Du haust da gerade zwei Sachen durcheinander!
Die richtige und regelmäßgie Medikation und der regelmäßige Arztbesuch sind maßgebend für den RSA Zuschlag des einzelnen Versicherten.
Der DMP-Zuschlag in Höhe von 15 € monatlich je DMP Teilnehmer, den du meinst der wird schon bei regelmäßiger Dokumentation gezahlt.
Also nicht verwechseln, das eine ist der Risikozuschlag und das andere der DMP Zuschlag!
Ciao die Laus

Nemesis
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Beitrag von Nemesis » 26.01.2009, 21:07

Steinlaus hat geschrieben:Hallo Nemesis!
Du haust da gerade zwei Sachen durcheinander!
Die richtige und regelmäßgie Medikation und der regelmäßige Arztbesuch sind maßgebend für den RSA Zuschlag des einzelnen Versicherten.
Der DMP-Zuschlag in Höhe von 15 € monatlich je DMP Teilnehmer, den du meinst der wird schon bei regelmäßiger Dokumentation gezahlt.
Also nicht verwechseln, das eine ist der Risikozuschlag und das andere der DMP Zuschlag!
Ciao die Laus
Aha interessant. Habe mich mit dein Einzelheiten des Morbi-RSA noch nicht auseinandergesetzt.

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