multi-morbide-Krankheitsbilder

positive und negative Erfahrungen zu einzelnen Krankenkassen

Moderator: Czauderna

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Helmes63
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multi-morbide-Krankheitsbilder

Beitrag von Helmes63 » 01.07.2013, 18:11

Guten Tag,

... wer ein multimorbides Krankenbild hat ist für den betreffenden Krankenkassenträger so gesehen in bestimmter Hinsicht ein Kostentreiber. Für mich ist in diesem Zusammenhang wissenswert, ob gerade diese Patientengruppe vermehrt mit Kosteneinsparungen konfrontiert ist. Nach meiner Ansicht ist diese Befürchtung unbegründet.

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 01.07.2013, 19:03

Menschen, die schwer krank sind, verursachen Kosten! Viele zahlen Beiträge und bekommen (temporär) nur Bruchteile in Leistung zurück! Das nennt man kollektive Deckung von Risiken, die einzelne selbst nicht tragen können und die existenziell sind = Versicherung!

Ihren Satz:
Nach meiner Ansicht ist diese Befürchtung unbegründet


finde ich positiv! So sollte es sein und so ist es ... überwiegend!

Sind Sie mit solchen Krankheitsbildern in einer kleinen Krankenkasse, dann ist das für die Krankenkasse existenziell!

Beispiele gescheiterter kleiner Kassen mit 10, 15 oder 30.000 Mitgliedern gibt es genug! Da reicht ein Bluter um das Budget zu sprengen. Die Zuweisungen aus dem MorbiRSA reichen oft nicht aus, m die Kosten zu decken und dann geht der Kasse die Luft aus.

Personen mit Hochkosten Krankheiten gehören in große statistisch stabile Kasse. damit ist dann auch der Beweis geführt, dass die "Kleinstaaterei" des deutschen Kassensystems ein Irrweg ist!

Krankenkassen müssen in regionale Versorgungseinheiten überführt werden!

Poet
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Beitrag von Poet » 02.07.2013, 10:48

@derKVProfi: Du forderst oft, dass sich andere Dauer-Forums-User bitte nur zu Themen äußern mögen, in denen sie sich auch auskennen. Bitte tue es dann auch selbst...;-)

@Helmes63: Das System der Zuwendungen aka "morbiditätsorientierter RSA," welches für die Zuwendung an Kassen aus dem Finanztopf Gesundheitsfonds verantwortlich ist, hat als Ziel, die Verwerfungen die es früher zu Lasten einzelner Kassen mit durchwachsener Versichertenstruktur gegeben hat, weitestgehend aufzuheben. Vereinfacht: Die Versichertenstruktur jeder Kasse wird in 3 Hauptgruppen und in 178 Risikogruppen (Alter, Geschlecht usw.) und in 132 Morbiditätsgruppen unterteilt. Diese Morbigruppen basieren auf den durch das BVA festgelegten 80 Krankheitsgruppen, dabei werden die Morbigruppen noch nach 3 Schweregraden unterteilt. Aus dieser Einteilung heraus erhält eine Kasse ihre Zuwendungen aus dem Gesundheitsfonds.
Das Ganze ist als lernendes System konzipiert, wird als bzgl. der Gruppeneinteilung und Krankheiten stets nachjustiert.

Das Problem einer Einteilung ist immer, dass man damit niemals alle Fälle exakt abgreifen kann und dass man ggf. (falsche) Steuerungsansätze liefert. Im Gegensatz zu früher hat ein Morbider heute für eine Kasse nicht mehr unbedingt eine finanziell negative Auswirkung. Wichtiger ist es für die Kasse, ob sie mit den Zuwendungen aus dem Fonds für genau jenen Versicherten die Ausgaben decken kann. Problematischer sind dann die Fälle, die nicht ausgeglichen werden weil sie z.B. nicht chronisch krank sind und nicht in einer der Krankheitsgruppen fallen. Bei Multimorbiden steht die Frage eher so rum: Ab wann ist jmd. multimorbide und was für Kosten entstehen daraus? Ein Diabetiker mit all seinen Begleiterkrankungen z.B. wird recht solide über den Morbi-RSA ausgeglichen, ein stark Übergewichtiger bei Behandlung des Übergewichtes, daraus resultierenden Gelenkerkrankungen, Blutdruck, Fettspiegel, Cholesterin, Herzerkrankung usw. usw. usw. nicht vollständig.

Betriebswirtschaftlich: Ein Multimorbider kann für eine Kasse nach der heutigen Systematik sogar finanziell sehr interessant sein.

Ethisch: ...und das ist für die Betreffenden ganz gut so.

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 02.07.2013, 14:18

Die Gemeinsame Betriebskrankenkasse Köln (GBK Köln) war eine Betriebskrankenkasse mit Sitz in Köln.

Sie wurde bundesweit bekannt als eine der ersten Krankenkassen, die einen Zusatzbeitrag erheben musste. Ab Juli 2009 wurden monatlich 8 Euro Zusatzbeitrag von den Mitgliedern erhoben. Seit dem 20. Februar 2010 wurde rückwirkend zum 1. Januar 2010 1 % vom beitragspflichtigen Einkommen gefordert.

In eine finanzielle Schieflage geriet die GBK Köln, da in den Jahren 2005 und 2006 allein für zwei Patienten mit seltenen Krankheiten 14 Millionen Euro an Kosten entstanden.[1] 2010 meldete die Krankenkasse Insolvenzgefahr.[2]

Die GBK Köln ging durch eine Fusion am 1. Januar 2011 in der mhplus BKK auf.[3]
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsame ... _K%C3%B6ln

@ Poet - keine Ahnung - habe ich aber sehr wohl - es kann eine kleine Krankenkasse zerfetzen!

broemmel
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Beitrag von broemmel » 02.07.2013, 14:44

@derKVProfi

Man sollte auch Wikipedia nicht alles glauben.

Den Gesundheitsfond gab es 2005 und 2006 noch gar nicht. Da gab es noch den RSA, den Risikostrukturausgleich. Zusätzlich gab es noch den Risikopool.

Dort wurden Versicherte ausgeglichen die besonders aufwendige Leistungsausgaben verursacht haben.

Die Kosten über dem Schwellenwert, ich glaub das waren so ca 20.000 € wurden zu 60 % ausgeglichen. Zusätzlich gab es da noch Hilfen innerhalb des BKK Systems.

Da gab es andere Ursachen

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 02.07.2013, 15:16

Das ist mir bekannt, dass es den Gesundheitsfonds / morbiRSA 2005/2006 noch nicht gegeben hat!

Fakt ist aber, dass die finanziellen problem genau dann begonnen haben - vorher nicht!

Die Ausgaben für die beiden Bluter waren 2009 noch da! 2005/2006 waren die Kosten exorbitant hoch, aber führten nicht zur Insolvenz! Erst 2009/2010 trat die Insolvenzgefahr ein, die mit einer Fusion aufgelöst wurde!

Ich war in der Zeit fachlich anwesend!

Poet
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Beitrag von Poet » 02.07.2013, 23:11

@derKVProfi: Die Verbindung GF mit Morbi-RSA greift dem Grunde nach erst richtig seit dem kompletten Aufbau der Liquiditätsreserve und dem Abschmelzen des zinslosen Darlehens mit der Anhebung des durchschnittlichen BS auf 15,5% zum Ende 2010. Zudem haben einige Kassen Altlasten aus der Zeit mitgenommen, als sie noch über einen eigenen Haushalt verfügten bzw. nicht genügend Reserven bilden können. Das hat einige Kassen ja bewogen, am Anfang 2010 in das Thema "Zusatzbeitrag" einzusteigen, weil sie unterfinanziert waren. Ohnehin hätte sicher der Großteil der Kassen spätestens 2011 zusätzlichen Finanzbedarf gehabt, wenn nicht die Bundesregierung aufgrund der Wucht der negativen Resonanz eine Rolle rückwärts gemacht hätte. Die Frage lautet heute weniger "kleine" oder "große" Kasse sondern: Kommt diese Kasse mit Mittelzuwendungen aus dem GF aus? Da dies bei den meisten nun existierenden Kassen der Fall zu sein scheint, hat auch das Fusionskarussell z.Zt. angehalten.

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 03.07.2013, 01:54

Das kann man auch anders interpretieren!

Zur zeit ist alles relativ ruhig - zugegeben! Das liegt draran, dass die problematischen Fälle bereits fusioniert sind und die neuen kleinen Kassen, die massiv und aggressiv werben und wachsen, noch sdtrukturell gute Versicherte haben!

machen wir uns doch nichts vor: die Ausgaben sind immer identisch, nur die Zusammensatzung des Versichertenbestandes ist eher zufällig.

Und die Zuweisungen aus dem MorbiRSA sind vielfach unter den Aufwendungen!

Poet
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Beitrag von Poet » 03.07.2013, 12:59

derKVProfi hat geschrieben:
Zur zeit ist alles relativ ruhig - zugegeben! Das liegt draran, dass die problematischen Fälle bereits fusioniert sind und die neuen kleinen Kassen, die massiv und aggressiv werben und wachsen, noch sdtrukturell gute Versicherte haben!

Es gibt keine neuen Kassen. Die bestehenden Kassen haben derzeit aufgrund der aktuellen Finanzierungsüberschüsse keine unbedingte Notwendigkeit zu fusionieren. Nennenswert gewachsen ist nur eine einzige ganz große Kasse. Der Rest ist Umverteilung.

machen wir uns doch nichts vor: die Ausgaben sind immer identisch, nur die Zusammensatzung des Versichertenbestandes ist eher zufällig.

Vormachen ist nie gut, Fakten sind besser: Durch die unterschiedliche Zusammensetzung des Versichertenbestandes der einzelnen Kassen sind auch die Ausgaben in einzelnen Bereichen unterschiedlich.

Und die Zuweisungen aus dem MorbiRSA sind vielfach unter den Aufwendungen!

Nicht vielfach sondern in bestimmten Fällen. Im Großen und Ganzen überdecken die Zuweisungen derzeit den Finanzbedarf der Kassen.

broemmel
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Beitrag von broemmel » 03.07.2013, 13:16

Poet hat geschrieben:
derKVProfi hat geschrieben:
Und die Zuweisungen aus dem MorbiRSA sind vielfach unter den Aufwendungen!

Nicht vielfach sondern in bestimmten Fällen. Im Großen und Ganzen überdecken die Zuweisungen derzeit den Finanzbedarf der Kassen.
Und da liegt der Anreiz für die Kassen. Gute und kostengünstige Versorgungsstrukturen schaffen damit die Ausgaben niedriger als die Zuweisungen sind.

Da sind aber noch sehr viel Potentiale vorhanden.

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 03.07.2013, 13:36

broemmel hat geschrieben: Und da liegt der Anreiz für die Kassen. Gute und kostengünstige Versorgungsstrukturen schaffen damit die Ausgaben niedriger als die Zuweisungen sind.

Da sind aber noch sehr viel Potentiale vorhanden.
Das mag eine Realität sein.

Eine andere Realtität ist aber, dass einige Kassen bei der Aufnahme von Mitglieder versuchen zu selektieren und das es eindeutige Versuche gibt, Versicherte mit ungünstigen Unterdeckungen zum Wechsel zu einer anderen Kasse zu motivieren!

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 03.07.2013, 13:41

Poet hat geschrieben: Es gibt keine neuen Kassen. Die bestehenden Kassen haben derzeit aufgrund der aktuellen Finanzierungsüberschüsse keine unbedingte Notwendigkeit zu fusionieren. Nennenswert gewachsen ist nur eine einzige ganz große Kasse. Der Rest ist Umverteilung.

Es ist immer Umverteilung!

Vormachen ist nie gut, Fakten sind besser: Durch die unterschiedliche Zusammensetzung des Versichertenbestandes der einzelnen Kassen sind auch die Ausgaben in einzelnen Bereichen unterschiedlich.

Und das ist zufällig!

Nicht vielfach sondern in bestimmten Fällen. Im Großen und Ganzen überdecken die Zuweisungen derzeit den Finanzbedarf der Kassen.

Das derzeit die Einnahmen größer als die Ausgaben sind, ist ja bekannt.

Es wird aber immer noch versucht das Gesamtergebnis zu optimieren, in dem man sich der Einzelfälle annimmt.

Und bei z. B. Blutern ist die Unterdeckung der Regelfall. Die Überdeckung sehr selten. Da müssen Sie schon den "richtigen" Bluter finden!

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 03.07.2013, 13:43


Poet
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Beitrag von Poet » 03.07.2013, 16:05

@derKVProfi: Die Quelle ist ein Positionspapier eines BV einer Kassenart von vor 2 Jahren. Das heutige Lamenti würde weitaus geringer ausfallen.

Jedes Unternehmen versucht, sich auf attraktive Kundengruppen auszurichten und das ständig neu.

Die Mitgliederstruktur der Kassen liegt trotz aller Durchmischung immer noch in der Historie der jeweiligen Kasse begründet und auf welche Kundengruppen die jew. Kasse Anziehungskraft entwickelt hat und noch entwickelt. Eine übergroße AOK zieht andere Kundengruppen als eine kleine elitärere BKK. Die Versichertenstruktur der einzelnen Kassen ist kein Zufall sondern ein Ergebnis.

Dass Kassen methodisch und systematisch versuchen Versicherte loszuwerden oder abzuweisen wurde hinlänglich oft genug behauptet, bewiesen dagegen nie. Dass Kassen versuchen ihre Ausgaben im Zaum zu halten, liegt in der Natur der Sache "Einnahmen vs. Ausgaben." Verärgerungen, Kündigungen, Interpretationen usw. mit eingeschlossen.

Von meiner Seite habe ich jetzt zu dem Thema alles gesagt.

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