Erfahrungen mit europäischer KV

Moderator: Czauderna

broemmel
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Beitrag von broemmel » 11.10.2014, 19:41

Und Du glaubst wirklich das die Bürgerversicherung alles ändert?

ErnstXV
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Beitrag von ErnstXV » 12.10.2014, 19:41

"Meine" (gesetzliche!) Kasse startet gerade eine großangelegte Werbekampagne.
Was soll der Blödsinn?
Das ist in etwa so, als wenn eine JVA für sich "werben" würde... KOMMEN SIE ZU UNS - HIER SITZEN SIE RICHTIG! :D

Ich will, dass meine Beiträge Kranken zugute kommen, und nicht der Werbeindustrie.
Eine Bürgerversicherung hätte sowas gar nicht nötig - schon allein dadurch ließen sich Millionen einsparen.
Dazu kämmen enorme Einsparungen bei den Verwaltungsausgaben - von den Vorstandsgehältern ganz zu schweigen.

So, und nu erklär mir mal bitte einer, wieso sich bei der Bürgerversicherung "nichts ändern" sollte!

broemmel
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Beitrag von broemmel » 12.10.2014, 22:10

Gerne. Vorweg eine Frage.

Die Institutionen Arbeitsamt, Rentenversicherung und das Finanzamt sind für Dich Musterbeispiele für Effizienz und Bürv?gernähe?

Auf einer Skala von 1-10. Wo sind die bei Dir angesiedelt?

ErnstXV
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Beitrag von ErnstXV » 13.10.2014, 18:36

Die Frage ist: Passen wir uns den Verhältnissen an, oder passen wir die Verhältnisse unseren Bedürfnissen an?
Sicher sind Arbeits-, Finanzamt, usw. keine "Musterbeispiele für Effizienz und Bürgernähe", aber die Verhältnisse ließen sich ja ändern... wenn´s denn politisch gewollt wäre.
Eine Bürgerversicherung muss "selbstverwaltet" - eben durch "Bürger"- ohne Einfluss von Lobbyisten aus Politik und Wirtschaft, geführt werden.

roemer70
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Beitrag von roemer70 » 13.10.2014, 23:46

Jetzt wird es spannend:
Was sind denn Lobbyisten? Na klar: Interessenvertreter.
Und jetzt würde ich das Wort an unseren Mitschreiber Schilbach übergeben...

broemmel
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Beitrag von broemmel » 14.10.2014, 09:43

Wieso spannend?

Ich denke eher "wie üblich".

Da schaut jemand auf einen kleinen Teil und denkt da läuft alles falsch. Mit einer Bürgerversicherung gibt es auf einen Schlag unheimlich viel Geld im System, die Versicherung wird günstig das es eine Freude ist dort versichert zu sein.

Die Leistungen werden ausgeweitet bis ins unendliche. Es fallen ja die Riesensummen der Verwaltungskosten weg. Halt. Weg fallen sie ja nicht. Die Paläste werden geschrumpft und die unnötigen Personalkosten der vielen überbezahlten Vorstände sind passe.

Die anfallenden Mehrkosten fallen dabei unter den Tisch (es kommen ja Kosten der neu dazu gekommenen Mitglieder dazu). Auch die Höhe der Verwaltungskosten die insgesamt im System anfallen werden ignoriert. Im Gedankenspiel fallen die ja in zweistelliger Prozenthöhe an.

Und so lebt es sich in dieser Gedankenwelt.

Nebenbei. Es geht nicht ganz ohne die Wirtschaft. Irgendjemand muss ja auch die Medikamente herstellen. Oder soll das die Bürgerversicherung übernehmen?

Ach ja. Die Ärzte benötigt man ja auch noch. Auch wieder Wirtschaft.

Ja die Politik. Die kann man nicht ausschalten. Es müssen Regelungen geschaffen werden. Das ist in unserem Land nun mal so aufgebaut das die Bürgerversicherung nicht Gesetze erlassen kann. Das bleibt der Politik vorbehalten.

Nicht nur das. Die Politik stellt auch Krankenhausbedarfspläne auf. Wenn das nur der Wirtschaft überlassen wäre dann hätten wir in einigen Regionen keine Krankenhäuser mehr.

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 14.10.2014, 11:21

Hallo,

"Eine Bürgerversicherung muss "selbstverwaltet" - eben durch "Bürger"- ohne Einfluss von Lobbyisten aus Politik und Wirtschaft, geführt werden."

Ja, die Selbstverwaltung. wie stellt man sich das vor ?
Gibt es so etwas vielleicht schon irgendwo ??
Ja, gibt es - bei den gesetzlichen Krankenkassen zum Beispiel - am besten mal bei WIKIPEDIA nachschauen.
In den Verwaltungsräten (früher auch gerne "Vertreterversammlung" genannt) sitzen neben den Arbeitgebervertretern auch ganz normale Kassen-Mitglieder, also keine (aktiven) Mitarbeiter der Kasse und die wirken an der Verwaltung mit - nur mal so.
Wer eine "Bürgerversicherung" verwalten würde dürfte wohl klar sein -
Bürgerversicherung = Einheitskasse = Behörde = Staat - und der Staat bzw. die Regierung ohne Lobby-Einfluss, die Regierungsform muss wirklich neu erfunden werden.
Gruss
Czauderna

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 14.10.2014, 20:20

ErnstXV hat geschrieben: Dazu kämmen enorme Einsparungen bei den Verwaltungsausgaben - von den Vorstandsgehältern ganz zu schweigen.
du bist also der Meinung, dass eine "Einheitskasse" (das meinst du wohl) Verwaltungskosten einspart? die Vorstandsvergütungen gehören übrigens zu den Verwaltungskosten... die Kosten für Werbung und Aufklärung genauso.
http://www.aok-bv.de/lexikon/v/index_00086.html

hier mal aktuelle Infos zu den Verwaltungskosten der Bundesagentur für Arbeit, die ein bundesweit tätiger Sozialversicherungsträger ist:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... eitslosen/

und hier die Verwaltungskosten der Krankenkassen:
http://www.bmg.bund.de/fileadmin/dateie ... i_2014.pdf

du erkennst, dass die Verwaltungskosten der Krankenkassen innerhalb vom 10-Jahres-Verlauf zwar auch gestiegen ist, aber bei weitem nicht so stark wie die Verwaltungskosten der Bundesagentur für Arbeit.

bist du dir also sicher, dass die Verwaltungskosten für eine Einheitskasse niedriger wären?

ErnstXV
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Beitrag von ErnstXV » 15.10.2014, 18:59

Czauderna hat geschrieben:Hallo,
Ja, die Selbstverwaltung. wie stellt man sich das vor ?
Gibt es so etwas vielleicht schon irgendwo ??
Ja, gibt es - bei den gesetzlichen Krankenkassen zum Beispiel - Czauderna
OK, und warum sollte das bei einer "Bürgerversicherung" nicht funktionieren? Und warum sollte der Vorstand nicht durch Mitgliederentscheid bestellt werden?
Czauderna hat geschrieben: Wer eine "Bürgerversicherung" verwalten würde dürfte wohl klar sein -
Bürgerversicherung = Einheitskasse = Behörde = Staat - ...
Czauderna
... und wer ist "Staat"??? DIE DA OBEN!! - Alles klar!

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 15.10.2014, 19:19

ErnstXV hat geschrieben:
Czauderna hat geschrieben:Hallo,
Ja, die Selbstverwaltung. wie stellt man sich das vor ?
Gibt es so etwas vielleicht schon irgendwo ??
Ja, gibt es - bei den gesetzlichen Krankenkassen zum Beispiel - Czauderna
OK, und warum sollte das bei einer "Bürgerversicherung" nicht funktionieren? Und warum sollte der Vorstand nicht durch Mitgliederentscheid bestellt werden?
Wie hoch ist die Wahlbeteiligung bei den Bundes- und Landtagswahlen und wie hoch bei den Sozialversicherungswahlen ??
Bei den Sozialversicherungswahlen liegt die Wahlbeteilung z.T. unter 50% !!!
Und wer stellt sich zur Wahl ? Du und ich und Hinz und Kunz - wer wählt uns und warum ?

Czauderna hat geschrieben: Wer eine "Bürgerversicherung" verwalten würde dürfte wohl klar sein -
Bürgerversicherung = Einheitskasse = Behörde = Staat - ...
Czauderna
... und wer ist "Staat"??? DIE DA OBEN!! - Alles klar!
Ja, DIE DA OBEN !!
Und wer hat dafür gesorgt, dass DIE DA OBEN sind ?
ja, alles klar.
Gruss
Czauderna
Zuletzt geändert von Czauderna am 15.10.2014, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 15.10.2014, 20:08

ErnstXV hat geschrieben:
Czauderna hat geschrieben:Hallo,
Ja, die Selbstverwaltung. wie stellt man sich das vor ?
Gibt es so etwas vielleicht schon irgendwo ??
Ja, gibt es - bei den gesetzlichen Krankenkassen zum Beispiel - Czauderna
OK, und warum sollte das bei einer "Bürgerversicherung" nicht funktionieren?
welche Änderungen schweben dir denn vor? eine Selbstverwaltung der Krankenkassen gibt es doch schon.....
ErnstXV hat geschrieben:
Und warum sollte der Vorstand nicht durch Mitgliederentscheid bestellt werden?
auch das gibt es schon - der Vorstand wird ähnlich gewählt wie die Bundeskanzlerin

die Menschen wählen Bundestag und Verwaltungsrat
der Bundestag wiederum wählt die Bundeskanzlerin, der Verwaltungsrat wählt den Krankenkassenvorstand - leider die Wahlbeteiligung bei der Wahl des Verwaltungsrates eher gering. Und ich glaube nicht, dass eine Direktwahl des Vorstandes dies ändern würde.

hier kannst du mehr über die Selbstverwaltung nachlesen: http://www.selbstverwaltung.de/
ErnstXV hat geschrieben:
Czauderna hat geschrieben: Wer eine "Bürgerversicherung" verwalten würde dürfte wohl klar sein -
Bürgerversicherung = Einheitskasse = Behörde = Staat - ...
Czauderna
... und wer ist "Staat"??? DIE DA OBEN!! - Alles klar!
der Staat - das sind letztendlich wir alle 8)

engagierst du dich irgendwie politisch?
in einer Partei vielleicht?
in einer Gewerkschaft oder einer Arbeitgeberorganisation?
in einer Bürgerinitiative?
in einer Interessenvertretung wie Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen oder Amnesty international oder in einer Hilfsorganisation wie z. B. DRK oder THW?

ErnstXV
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Beitrag von ErnstXV » 16.10.2014, 04:17

Czauderna hat geschrieben: Bürgerversicherung = Einheitskasse = Behörde = Staat -
Und was ist mit der "Einheitskasse" "Rentenversicherung"?
Die wird ja wohl nicht ernsthaft in Frage gestellt?
Und wenn sich die sog. "Leistungsträger" der Gesellschaft, wie z.B. Politiker u. Beamte solidarisch daran beteiligen würden, wär´s auch eine "Bürgerversicherung".
Und warum sollte das in der Krankenversicherung nicht auch so funktionieren?
Hat da vielleicht irgend jemand was dagegen?? :D

Bodi
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Beitrag von Bodi » 16.10.2014, 11:06

Die Rentenversicherung besteht wiederum aus vielen rechtlich selbständigen Körperschaften und ist insgesamt betrachtet viel weiter von einer Bürgerversicherung entfernt als die GKV. Man denke nur an das Heer der Beamten und die berufsständischen Versorgungswerke für bestimmte Berufsgruppen.

Infolge der zahlreichen Fusionen der letzten Jahre hat sich die Zahl der GKVen schon drastisch reduziert:
http://www.gkv-spitzenverband.de/kranke ... p#lightbox

Insbesondere Arbeitnehmer werden sozialversicherungsrechtlich schon nahezu komplett vom Staat bevormundet. Der eigene, zwar nur scherzhaft gemeinte Vergleich mit einer JVA trifft es in der Realität allerdings sehr gut - da muss man nicht auch noch einen Kassenwechsel unmöglich machen. Etwas Wettbewerb schadet sicher nicht; Stichworte Service, Prämien und Leistungen.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 16.10.2014, 20:50

ErnstXV hat geschrieben:
Czauderna hat geschrieben: Bürgerversicherung = Einheitskasse = Behörde = Staat -
Und was ist mit der "Einheitskasse" "Rentenversicherung"?
Die wird ja wohl nicht ernsthaft in Frage gestellt?
Und wenn sich die sog. "Leistungsträger" der Gesellschaft, wie z.B. Politiker u. Beamte solidarisch daran beteiligen würden, wär´s auch eine "Bürgerversicherung".
Und warum sollte das in der Krankenversicherung nicht auch so funktionieren?
Hat da vielleicht irgend jemand was dagegen?? :D
was möchtest du eigentlich?
- dass alle Krankenkassen zu einer einzigen fusionieren?
- dass alle Menschen Mitglied in einer gesetzlichen Krankenkasse werden?
- und von wem soll diese Mammut-Behörde dann geführt werden?
- oder ist dir das im Prinzip egal - Hauptsache, du hast etwas, wogegen du schimpfen kannst?

ErnstXV
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Beitrag von ErnstXV » 17.10.2014, 18:06

Lady Butterfly hat geschrieben: was möchtest du eigentlich?
- dass alle Krankenkassen zu einer einzigen fusionieren?
- dass alle Menschen Mitglied in einer gesetzlichen Krankenkasse werden?
- und von wem soll diese Mammut-Behörde dann geführt werden?
- oder ist dir das im Prinzip egal - Hauptsache, du hast etwas, wogegen du schimpfen kannst?
Ja, warum sollten nicht "alle Menschen Mitglied in einer gesetzlichen Krankenkasse" werden???
Was heißt hier "Mammut-Behörde"?
Warum soll, was dutzendfach im kleinen funktioniert, im großen nicht genauso funktionieren? (oder funktioniert "Deine" Kasse etwa nicht?)
Die Rentenversicherung ist genauso eine "Mammut-Behörde".
Und in der Arbeitslosenversicherung gibt es auch nur "EINE Kasse".
Sorry, aber ein wirklich stichhaltiges Argument GEGEN eine Bürgerversicherung, habe ich bisher nicht vernommen...
was aber auch nicht verwundert.

In Wirklichkeit geht es schlicht und einfach um BESITZSTANDWAHRUNG.
Aber Deine Haltung ist durchaus nachvollziehbar -
wenn ich in der Rüstungsindustrie arbeite, kann ich ja schlecht für "Abrüstung" auf die Straße gehen.
Was kümmert mich die Solidarität? -
Wes´Brot ich ess, des Lied ich sing! :D Gruß Ernst

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