Psychisch krank und Krankenkasse

Fragen zu einzelnen Krankenkassen

Moderator: Czauderna

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 22.11.2015, 15:43

Caro1976 hat geschrieben:Uups, das ist ja lustig, habe ich nicht bedacht, dass das hier ein Mitarbeiterforum ist :-)
Ist es nicht. Es schreiben auch Mitarbeiter von Kassen, aber nicht ausschließlich. Lighthouse ist z. B. kein Krankenkassenmitarbeiter.
Caro1976 hat geschrieben: Ich denke, man kann auch ohne Beitragserhöhung diese Dinge regeln. Ich sage ja nicht, das alles ungeprüft durchgewunken werden soll und jeder alles selbst entsdcheidet. Doch wie ein Fall betrachtet wird, díese Rangehensweise kostet kein Cent.
Auch wenn du es nicht gerne liest - es gibt Regeln. Und es muss Regeln geben, sonst wird jeder Einzelfall zum Endlosfall. Der nicht nur enorme Verwaltungskosten produziert, sondern sich auch unnötig lange hinzieht. Dann, wenn der Regelfall aus irgendwelchen Gründen nicht passend ist, geht die Einzelfallprüfung los. Wie z. B. bei der Aufforderung zur Reha-Antragstellung oder auch dem Entzug des Krankengeldes bei fehlender Mitwirkung. Da muss die Kasse den Einzelfall prüfen und Ermessen ausüben. Was ja auch in deinem Fall geschehen ist. Wenn auch nicht mit dem Ergebnis, das du dir gewünscht hast.
Caro1976 hat geschrieben: Warum zählen Stellungnahmen von Psychotherapeuten nicht? Warum zählt meine eigene nicht? Ich habe es gut und logisch begründet.
Weil die Einschätzung eines Facharztes dem entgegensteht. Nehmen wir mal das von dir genannte Beispiel des Kreuzbandrisses. Die ambulante Rehabiliation beim Physiotherapeuten zieht sich über eine lange Zeit hin. Es wird zwar besser, aber nach Einschätzung des Orthopäden ist eine intensivierte Behandlung in einer Reha-Klinik angezeigt. Die Anwendungen finden dann nicht mehr 1 - 2 mal die Woche statt, sondern 5 Tage die Woche mehrere Stunden am Tag. Die anfänglichen Reibungsverluste durch den Therapeutenwechsel sieht er zwar, ist allerdings der Überzeugung, dass die Maßnahme insgesamt zu einer schnelleren Besserung führt. Wenn nun der Physiotherpeut schreibt, dass er die Behandlung fortführen möchte und dies auch kann und der Versicherte sich die Behandlung nur bei diesem einen Physiotherapeuten vorstellen kann, führt das nicht dazu, dass die Einschätzung des Facharztes nicht mehr relevant ist. Auch wenn der Kassenmitarbeiter Verständnis dafür hat, dass der Versicherte beim vertrauten Physiotherapeuten in seiner vertrauten Umgebung bleiben möchte. Andererseits hat die Kasse die rechtlichen Rahmenbedingungen im Blick. Dazu gehört einmal, dass der Versicherte selbst daran mitarbeitet, so schnell wie möglich wieder gesund zu werden. Und zum anderen, nicht einfach abzuwarten, bis das Krankengeld abläuft und dann den Versicherten an den nächsten Träger weiterzuleiten, sondern schon vorher Maßnahmen einzuleiten, die dazu führen, dass die Arbeit wieder aufgenommen werden kann.
Caro1976 hat geschrieben: Sorry, aber was Kosten all die Psychopharmaka, die geschluckt werden?
Wie soll ich das jetzt verstehen? Sollen die Kosten dafür nicht mehr übernommen werden? Warum nicht?
Caro1976 hat geschrieben: Es ist nicht mein kleines Krankengeld, was Kosten verursacht, es ist das Denken in der Gesellschaft.
Verstehe ich nicht. Welches Denken in der Gesellschaft meinst du?
Caro1976 hat geschrieben: Muss da nicht selbst als Mitarbeiter Kritik an seinem Arbeitgeber haben?
Was genau erwartest du jetzt, das ein Mitarbeiter kritisiert? Dass nicht jedem Versicherten das gezahlt wird, das er will? Dass der entsprechende Mitarbeiter in deinem Fall sich an das Urteil des Facharztes und MDK hält und sich nicht einfach darüber hinwegsetzt? Ich habe nicht Medizin studiert und maße es mir deshalb nicht an, zu sagen, die Einschätzung des behandelnden Facharztes ist falsch.
Caro1976 hat geschrieben: Es ist in Institutionen oft so verhärtet, böse Patienten gegen böse Mitarbeiter...warum kann man sich nicht mit Respekt begegnen.
Ich streite mich nicht gerne. Aber stehe für mich ein.
Mein Arbeitsalltag sieht glücklicherweise anders aus. Ich habe Verständnis dafür, dass nicht alle Entscheidungen beim Versicherten positiv ankommen. Zum respektvollen Umgang gehört für mich, ihm andere Wege oder Wege, wie es zu einer anderen Entscheidung kommen könnte, aufzuzeigen, aber nicht, einfach alles durchzuwinken und zu bewilligen.

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 22.11.2015, 16:21

Hallo,
ja, diese Argumentation kenne ich - "Mein kleines Krankengeld hat doch da nix mit zu tun" und die Herangehensweise müsste anders sein - ja, sicher, aus der Sicht der Betroffenen mag das richtig sein, das will ich nicht bestreiten. Du schreibst selbst, dass du weisst, dass man dich nicht kennt hier im Forum, also deine wahre Situation nicht einschätzen kann - ja, das stimmt, wir lesen und bilden uns unsere Meinung, aber auch die Zeiten, in denen der Versicherte seinen Kundenberater noch persönlich kannte und vor Ort aufsuchen konnte - die sind größtenteils vorbei. Da konnte man tatsächlich noch Einfluss nehmen - heutzutage ist man ein "Fall" und je weniger Kassen es zukünftig in Deutschland geben wird, um so mehr wird der Fall zum Fall, ich denke man versteht, was ich damit sagen will.
Was Kritik der Kassenmitarbeiter an ihrem jeweiligen Arbeitgeber betrifft - ich denke, dass die Kollegen und Kolleginnen, die hier schreiben auch Mann und Frau genug sind, das was ihnen bei ihrem Arbeitgeber nicht gefällt, auch dort an passender Stelle anzubringen - das diese Kritik nicht in einem Internet-Forum erfolgt, dass dürfte wohl jedem klar sein.
Gruss
Czauderna

broemmel
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Beitrag von broemmel » 22.11.2015, 17:07

Tja. Das ist das Problem in den Foren.

Da stellt der TE eine Frage und wundert sich über die Antworten.
Das ist das normale Risiko. Das man Antworten erhält die einem nicht gefallen.

Vielleicht hättest Du zur Frage dazu schreiben sollen das Du nur folgende Antworten akzeptierst.

Dann hättest Du zwar keine Antworten erhalten aber Du wärst zufrieden. Ob das sinnvoll ist steht auf einem anderen Blatt.

Auf jeden Fall viel Glück bei der Suche nach Ärzten die nach Deinen Wünschen entscheiden. Ob das dann die besten Ärzte sind. ......

Caro1976
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Beitrag von Caro1976 » 22.11.2015, 17:42

Irgendwie bin ich von meiner eigentlichen Fragestellung abgeschweift...also, losgelöst von meinem anfänglichen Problem möchte ich meinen Standpunkt und Kritik nochmal genau erklären, vielleicht ist es dann nachvollziehbarer, vielleicht auch nicht. Es geht mir hier nicht darum, auf den Krankenkassen herum zu hacken.

Auf Grund traumatischer Erlebnisse in der Kindheit, habe ich längere Krankheitsphasen auf Grund psychischer Problem gehabt. Ich musste mich sehr mit mir und meiner Psyche auseinander setzen und letztendlich hat mich das auch zur Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen gebracht. Und durch eigene Erfahrungen und die von Klienten habe ich mir über die Jahre eine Meinung gebildet, die natürlich nicht unantastbar oder die einzig Richtige ist (wobei doch jeder das ein wenig von seiner Meinung denkt ;-)), die aber gewisse Dinge in Frage stellt.

Zum einen der Umgang mit Psychopharmaka. Viele Menschen brauchen diese und sie sind gut und wichtig. Doch ist es bewiesen das psychische Erkrankungen nur zum Teil mit den biochemischen Prozessen im Gehirn zu tun hat, sondern auch sehr stark vom sozialen Umfeld beeinflußt wird. Praktisches Beispiel aus meiner Familie, da nehmen einige seit Jahren (und wahrscheinlich für immer) Antidepressiva und versuchen garnicht erst durch eine Therapie vielleicht irgendwann darauf verzichten zu können. Es ist ihre Entscheidung, doch diese Medikamente Kosten auch viel Geld, niemand würde aber auf die Idee kommen, das in Frage zu stellen. Hat ja ein Facharzt angeordnet, der "brauch" die halt. Ich versuche durch die Psychotherapie wieder zu gesunden, doch nach 60h wird dieses unternehmen als gescheitert abgelehnt, sind ja auch enorme Kosten. Doch langfristig frage ich mich, was mehr Kosten in der Gesellschaft verursacht...langfristige Einnnahmen von Psychopharmaka (auch Schlaftabletten, Tranqillizer etc.). oder eine - wenn auch längere - Psychotherapie. Davon abgesehen - und das meinte ich mit Denken in der Gesellschaft - wird immer noch strikt zwischen Körper und Seele getrennt. Wenn ein Patient Probleme mit der Psyche hat, die vom Facharzt verschrieben Psychopharmaka nicht helfen, ist der richtige "Facharzt" dann wohl eher der Psychotherapeut, der auch in der Einzelfallprüfung das dann besser als der eigentliche Facharzt beurteilen könnte. Und bei dem Beispiel mit dem Physiotherapeuten...warum kann der Physiotherapeut nicht recht haben? Es liegt beim MD, was er für sinnvoll und angebracht hält, und wenn ihm zwei Stellungnahmen vorliegen (z.B. Arzt/Psychotherapeut oder Physiotherapeut), kann er doch beide lesen und sein Urteil bilden. Es muss doch nicht zwangsläufig der Facharzt recht haben? Das sind auch nur Menschen, keine Götter, es gibt gute und weniger begabte. Meiner Meinung nach (und Erfahrung aus der Arbeit im betreuten Wohnen mit psychisch Erkrankten) sind stationäre Aufenthalte und Maßnahmen, schnell wieder ins Arbeitsleben zu kommen, manchmal einfach kontraproduktiv. Das wichtigste für die Gesundung eines psychisch Kranken ist wieder zu erfahren, dass er belastbar ist und seinen Alltag gestalten kann. Dass er genauso viel Wert ist wie die anderen in unserer Gesellschaft. Dass man ihm auf Augenhöhe begegnet. Rehamaßnahmen sind natürlich sehr gut und oft sehr hilfreich, doch es ist die eigentliche Kunst danach im Alltag zu bestehen. Ansonsten ist die nächste Krise absehbar, die Krankheitszeiten eingeplant. Dazu braucht es nicht den netten Sachbearbeiter vor Ort, es ist halt eine sehr anonyme Sache, klar, ...aber wenn ein anderes Bewußtsein und Wissen vorhanden wäre, würden mache Einzelfälle mit anderen Augen betrachtet und wären nicht zwangsläufig teurer. (ganz regelkonform)..denn was kostet mehr, 45h Psychotherapie (oder ähnliche ambulante Programme im Jahr) oder 4 Wochen stationärer Aufenthalt zur Krisenintervention in der Psychatrie plus Medikamente? Klar ist, dass man nicht ewig den Status "krank" haben kann und jahrelang dabei vielleicht eine sehr lange Therapie macht, die nichts bewirkt. Aber dafür gibt es auch Regeln, dann muss man sich früh verrenten lassen oder was auch immer. Es ist ein kurzfristiges Denken, was auf eine schnelle Arbeitsfähigkeit abzielt, was im Endeffekt teuer zu stehen kommt, da es langfristig nicht hilft.
Ohje, jetzt habe ich voll den Roman geschrieben, aber mich bewegt dieses Thema sehr - unabhängig meines Falles.

Caro1976
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Beitrag von Caro1976 » 26.11.2015, 21:42

kleiner Nachtrag, habe da noch `ne Idee bekommen ;-)
Ich könnte ja einen Neuantrag für eine Psychoanalyse beantragen, teuerer für die Kasse als mein Fortführungsantrag, unsinnig für mich...aber das würde wahrscheinlich durchkommen;-)

Lighthouse
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Beitrag von Lighthouse » 27.11.2015, 07:24

Moin, Moin Caro1976,

bitte verzeih mir aber du kommst rüber, wie ein Kleinkind, trotzig auf den Boden stampfend. Du hattest eine Entscheidung für dich getroffen. Zieh die ganz einfach durch. Du hast das Vergnügen den Klageweg beschreiten zu können. Wenn dir das so sinnvoll erscheint, dann mach es.

Übrigens bin ich kein Krankenkassenmitarbeiter sondern Mitglied der Barmer Ersatzkasse und war in meinem Leben in nur 2 Krankenkassen. Bei der Barmer und bei der Halleschen Nationalen Krankenversicherung.

Ich bin in dieses Forum gegangen, weil ich einige Fragestellungen hatte, die mir fachlich exzellent beantwortet wurden. Gott sei es gedankt das sich Krankenkassenmitarbeiter hier engagieren, so steigert Fachwissen den laienhaften Austausch, was der Qualität der Aussagen nur dienlich ist.

Liebe Grüße
Rolf :D

Caro1976
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Beitrag von Caro1976 » 27.11.2015, 14:04

Ja, ein Teil von mir ist auch gerade so ein Kleinkind, dass weiß ich auch ;-)
Aber die letzte Idee war Ironie ;-), werde ich natürlich nicht machen.

Ich zieh mein Ding schon durch...melde mich arbeitslos, lass mich gesund schreiben und gehe im Februar in die Reha. Danach will ich mich selbstständig machen und die Therapie zahle ich jetzt halt selber- wobei ich schon noch Widerspruch einlege und die 20h restlichen Stunden genehmigt bekommen will.

Ich zweifel doch garnicht an qualifizierten Kassenmitarbeitern, dem Forum hier, natürlich gibt es da viel Gutes...sehe halt durch meinen Fall gerade die Schwachstellen im System.

Ich habe mir überlegt, wenn ich mich selbstständig mache, auch versuchen will, einen Fond zu gründen, von dem nicht weitergenehmigte Therapien und Alternativtherapien für traumatisierte Menschen in meiner Stadt bezahlt werden sollen.
Denn ich sehe schon, dass sich in Foren aufregen nichts verändert, bzw. man (warum auch immer ;-)) als kindischer Griesgram rüber kommt :roll: :lol:

Lighthouse
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Beitrag von Lighthouse » 27.11.2015, 16:04

Moin, Moin Caro1976,

danke das Du meine Antwort nicht beleidigend aufgefasst hatte. Letztendlich hat jeder von uns dieses verletzte innere Kind in sich.

Wenn Du deine Geschichte hinter dir hast, vielleicht gelingt es dir die von dir entwickelten Ideen umzusetzen, wie Du es planst.

Drücke dir ganz fest die Daumen für die Gesundung und die Ausführung
deiner Idee.

Liebe Grüße
Rolf :)

Caro1976
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Beitrag von Caro1976 » 27.11.2015, 22:40

Wie du schreibst, jeder hat auf seine Art noch ein verletztes Kind in sich, das ist nur wahr und keine Beleidigung. Außerdem ist mir auch bewusst, dass meine Beiträge hier nur ein Minibruchteil des ganzen Geschichte wieder gibt und von daher nehme ich es auch nicht persönlich, wenn hier meiner Meinung vielleicht ein falsches Bild von mir rüber gekommen - ich bilde mir in Foren schließlich auch meine Meinung von Anderen und kann komplett daneben liegen. Man muss halt viele Möglichkeiten in Betracht ziehen und hat keine Gewissheit.
Und das habe ich hier ein wenig vermisst - fühlte mich von Anfang an abgestempelt, als jemand der nur auf die Kasse und Ärzte schimpft und seine Leistungen durchgewinkt bekommen will. Ohne das vielleicht mal die Möglichkeit in Betracht gezogen wurde, dass der Fall auch anders liegen könnte. Daher dann auch meine sagen wir mal, meine emotional-zynischen Beiträge ;-)

Wie dem auch sei, ...vielen Dank für deine Wünsche, Dir auch alles Gute! :

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