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Verfasst: 28.10.2013, 19:20
von GerneKrankenVersichert
derKVProfi hat geschrieben:
Das kann und wird es so nicht geben. Das ist ein nicht realistischer Traum. Es sei die Angleichung führt zu identischen Rahmenbedingungen!
Die Rahmenbedingungen wurden doch während der letzten großen Koalition schon mehr angeglichen als in den 25 Jahren zuvor. Eine Abschaffung der PKV ist in D m. E. politisch nicht durchsetzbar. Genausowenig wie eine Abschaffung der GKV. Also gleicht man die beiden mehr und mehr an, um sich so schleichend und ohne Widerstände hervorrufendes großes Getöse aus dem dualen KV-System zu verabschieden. Meine Meinung.

Verfasst: 28.10.2013, 19:33
von Thomas3
Was genau sind die wahren Gründe, dass dieses System in der Form politisch aufrecht erhalten wird? Nur Lobbyismus ?

Verfasst: 28.10.2013, 19:38
von GerneKrankenVersichert
Die Frage kann wohl nicht ohne wissenschaftliche Studie beantwortet werden. Ich vermute, dass es nicht nur der Lobbyismus ist, sondern auch die öffentliche Meinung und damit die Gefahr des Verlustes von Wählerstimmen. Oder hättest du damals, als du noch mit der PKV zufrieden warst und dich im Vorteil gegenüber den Kassenpatienten wähntest, einer Partei deine Stimme gegeben, die dir diesen vermeintlichen Vorteil wegnehmen wollte?

Verfasst: 28.10.2013, 20:13
von Thomas3
Wer sagt denn, dass man je mit der PKV zufrieden war oder sich im Vorteil gegenüber GKV-Patienten wähnte? Leider sind solche immer wiederkehrenden Annahmen mitunter auch etwas grob geschnitzt.

Es ist eben nicht bei allen so: In jungen Jahren gesund in die PKV und im Alter in die GKV wollen. Es gibt viele Gründe, warum jemand in der PKV landet. Auch sind die Beiträge nicht zwangsläufig günstiger zu Beginn.

Im Leben darf man Fehler machen und korrigieren. Nicht so, wenn man in die PKV wechselt und sehr bald erkennt, dass es ein Fehler war. Man hängt auf Gedeih und Verderb wie in einer Venusfliegenfalle. Warum kann man nach raschem Erkennen, dass der Wechsel ein Fehler war, nicht zurück in die GKV? Man würde noch jahrzehntelang den Höchstbeitrag in der GKV zahlen und wäre kein "Sozialschmarotzer", wie oft unterstellt wird. Was ist der Grund für das absurde System? Sollen immer wieder neue Opfer in die Falle gelockt werden, damit das System PKV überleben kann? So scheint es. PKV macht höchstens für Beamte Sinn, wenn überhaupt, für sonst keinen.
Warum kostet eine professionelle Zahnreinigung für einen GKVler 60 €, für einen PKVler 130 €? Warum darf ein niedergelassener normaler Urologe plötzlich den Professorensatz für eine ganz normale Untersuchung nehmen? Warum kostet ein Anruf, um einen Termin zu vereinbaren, 30 € und ist plötzlich eine ausführliche Beratung?

Warum nur wird dieses absurde System politisch geduldet, gestützt und unterstützt?

Empfehle nochmal den Artikel. Das ist der Wahrheit:

http://www.welt.de/finanzen/article1206 ... stems.html

Verfasst: 28.10.2013, 20:14
von derKVProfi
Lady Butterfly hat geschrieben: Nun ja, vielleicht ist das auch Zufall - genauso wie die Parteispenden der Quandt-Familien an die CDU und die Verzögerung der strengeren Abgasnormen durch Deutschland. Aber da gibt es ganz bestimmt auch keinen Zusammenhang, denn laut Gesetz dürfen Parteien Spenden, die der Partei erkennbar in Erwartung oder als Gegenleistung eines bestimmten wirtschaftlichen oder politischen Vorteils gewährt werden, gar nicht annehmen.
Da die Spende nach der Umsetzung niedrigerer Abgasnormen gezahlt wurde, kann es keine Bestechung sein.

Außerdem hat der deutsche Bundestag die entsüprechenden internationalen Vorgaben zur Bestechung von Abgeordneten bisher nicht umgesetzt.

Und in deutschland ist es nur verboten den Abgeordneten vor oder bei der Stimmabgabe zu bestechen. danach ist es zulässig!

Trotzdem - die Nummer mit den Abgasweerten udn der CDU Spende ist nicht übertragbar! Für Änderungen in den Gesetzen, hier 1888 SGB V, ist der BT bzw. BR zuständig, und nciht der Minister!

Verfasst: 28.10.2013, 20:18
von derKVProfi
Thomas3 hat geschrieben:So scheint es. PKV macht höchstens für Beamte Sinn, wenn überhaupt, für sonst keinen.

Nein, weil ein system, hier das system selbstzahler macht entweder Sinn oder nicht!

Warum kostet eine professionelle Zahnreinigung für einen GKVler 60 €, für einen PKVler 130 €? Warum darf ein niedergelassener normaler Urologe plötzlich den Professorensatz für eine ganz normale Untersuchung nehmen? Warum kostet ein Anruf, um einen Termin zu vereinbaren, 30 € und ist plötzlich eine ausführliche Beratung?

Hier zeigt sich das Hauptproblem - die Menschen, in diesem Fall Sie, sind überfordert mit Leistungserbingern Preise zu verhandeln!

Und es gibt weder "Professorensätze" noch "normale niedergelassene Urologen"! Es gibt Selbstzahler und ärztliche Leistungserbringer. Auch heir zeigt sich Überforderung im Verständnis!

Warum nur wird dieses absurde System politisch geduldet, gestützt und unterstützt?

Thomas, das wäre ein Buch, wenn man die Frage beantwortet. Bezahlen Sie das Buch und sie bekommen es!

Empfehle nochmal den Artikel. Das ist der Wahrheit:

http://www.welt.de/finanzen/article1206 ... stems.html

Das ist der Vorgänger zu dem Artikel, der hier verlinkt ist. Das war der Anlass für die Gespräche, weil der Artikel in bestimmten teiklen (Kalkulation/Vergreisung/Beitragsanpassung) falsch war!

Verfasst: 28.10.2013, 20:48
von Thomas3
Danke KVProfi für die Ausführungen. Ich schätze wirklich Ihre klare Sprache. Da ich Laie bin, kommt natürlich vieles auch so rüber.

Aber: Wie soll denn in der Praxis konkret das Verhandeln um Preise mit dem Leistungserbringer aussehen? Das würde mich interessieren.

Beim Arzt gibt es gegenüber dem PKV-Patienten dann (gerne schnippische) Aussagen wie:

"Was wollen Sie denn? Die PKV zahlt doch."

"Wenn ich auf dem Computer den Knopf für PKV drücke, dann kommt halt 130 € für die Zahnreinigung raus. Fertig."

"Der Arzt entscheidet dann schon, was für ein Satz für welche Behandlung genommen wird. Das sehen Sie dann auf der Rechnung."

Vorher wurde noch - wie ich hörte - zur Sicherheit der Personalausweis kopiert.

Verfasst: 28.10.2013, 20:54
von derKVProfi
Tja, was soll ich sagen - bis 1983 gab es noch eine GOÄ bei der der Steigerungsfaktor an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Versicherten gekoppelt war.

Man war also f´ür den 1fachen, 2fachen, 3fachen, etc. bis 6fachen Satz versichert und hat das mit dem Arzt kommuniziert. Ich habe das als Kind gelernt!

Aber, wenne s so ist, wie sie es beschreiben, dann haben Sie 1. die falschen Ärzte und 2. frage ich mich, wie sie Behandlungspläne verhandeln wollen! Sie haben (Sorry) aber überhaupt nichts in dem System zu suchen!

Verfasst: 28.10.2013, 21:00
von Lady Butterfly
derKVProfi hat geschrieben:Trotzdem - die Nummer mit den Abgasweerten udn der CDU Spende ist nicht übertragbar! Für Änderungen in den Gesetzen, hier 1888 SGB V, ist der BT bzw. BR zuständig, und nciht der Minister!
joo, da hast du natürlich recht - so steht's im Gesetz

aber sag mir, wo steht im Gesetz z. B. etwas von "Fraktionszwang"? Wenn die Frau Merkel, der Herr Seehofer und der Herr Rösler sich mit ach und krach auf irgendwas geeinigt haben, glaubst du, dass da die Abgeordneten noch aus der Reihe tanzen? Obwohl die Abgeordneten natürlich nur ihrem Gewissen verpflichtet sind (steht auch im Gesetz), nicht ihrem Fraktionsvorsitzenden oder ihrem Parteichef. In der großen Koalition haben die einzelnen Abgeordneten übrigens noch weniger Macht...

übrigens ist seit Februar 2010 der ehemalige PKV-Spitzenmanager Christian Weber Abteilungsleiter für Grundsatzfragen im Gesundheitsministerium. Man kann vermuten, dass er bei der Entstehung des Gesetzes maßgeblich beteiligt war.

https://lobbypedia.de/wiki/Christian_Weber
derKVProfi hat geschrieben:Warum kostet eine professionelle Zahnreinigung für einen GKVler 60 €, für einen PKVler 130 €? Warum darf ein niedergelassener normaler Urologe plötzlich den Professorensatz für eine ganz normale Untersuchung nehmen? Warum kostet ein Anruf, um einen Termin zu vereinbaren, 30 € und ist plötzlich eine ausführliche Beratung?
für mich wäre ein nächster, notwendiger Schritt die Angleichung der Abrechnungssysteme für private und gesetzliche Kassen - so das die Ärzte und Krankenhäuser gleiches Geld für gleiche Leistung erhalten. Das wird aber schwer werden. :(

Verfasst: 28.10.2013, 21:17
von Thomas3
Eben - bin ganz Ihrer Meinung. Und man darf nicht zurück, obwohl man rechtzeitig den Fehler erkannt hat. Und wenn man krank ist und Schmerzen hat, fallen Preisverhandlungen beim Arzt schwer.

Gerade läuft bei WISO ein Beitrag über Preissteigerungen in der PKV.

Verfasst: 28.10.2013, 22:04
von broemmel
Thomas3 hat geschrieben:Eben - bin ganz Ihrer Meinung. Und man darf nicht zurück, obwohl man rechtzeitig den Fehler erkannt hat. Und wenn man krank ist und Schmerzen hat, fallen Preisverhandlungen beim Arzt schwer.

Gerade läuft bei WISO ein Beitrag über Preissteigerungen in der PKV.
Andere Frage. Wieso soll die Versichertengemeinschaft die Fehler ausgleichen?
Der Fehler wurde ja nicht rechtzeitig bemerkt. Und wenn man vor dem Wechsel eine vernünftige Beratung in Anspruch genommen hätte wäre der Fehler nicht passiert.

Wer hat also einen Fehler begangen? Und wer muss den ausgleichen?

Verfasst: 28.10.2013, 22:12
von Thomas3
Die Versichertengemeinschaft muss nichts ausgleichen, wenn man nach kurzer Zeit von der PKV zurück in die GKV wechselt und bis zum Schluss den Höchstbetrag zahlt. Dann gibt man der Gemeinschaft mehr als viele andere, die ununterbrochen in der GKV waren.

Und was heißt gute Beratung im Vorfeld, wenn selbst eine GKV-Sachberaterin zum Wechsel in die PKV rät ?

Verfasst: 28.10.2013, 23:07
von broemmel
Ach Thomas....

Wenn niemand was für Dich ausgleichen muss dann bist Du doch in der PKV gut aufgehoben.

Ich schrieb von einer vernünftigen Beratung.

Zu den Preisen. Wie kaufst Du denn Autos?

Verfasst: 28.10.2013, 23:07
von Lady Butterfly
Thomas3 hat geschrieben:Die Versichertengemeinschaft muss nichts ausgleichen, wenn man nach kurzer Zeit von der PKV zurück in die GKV wechselt und bis zum Schluss den Höchstbetrag zahlt. Dann gibt man der Gemeinschaft mehr als viele andere, die ununterbrochen in der GKV waren.
was ist denn nach deiner Meinung eine "kurze Zeit"? 1 Monat? 1 Jahr? 10 Jahre?

und es gibt nicht nur Menschen, die den Höchstbeitrag zahlen und in die PKV wechseln, sondern z. B. auch Selbstständige.

Es gibt nun mal - nach aktuellem Rechtsstand - keine Rückfahrkarte in die GKV, so sehr du dir das auch wünschst. (Ausnahme: Verzicht auf Einkommen). Ob sich das in Zukunft ändern wird oder nicht, kann dir seriös niemand sagen. Wann sich etwas ändern wird, ebenfalls nicht.

Verfasst: 28.10.2013, 23:26
von Thomas3
"Selbst schuld? Nein, ich finde, jeder Mensch sollte das Recht haben, Fehler zu revidieren, wenn eine angemessene Strafe abgebüßt wurde. Von Ehepartnern kann man sich trennen, Privatinsolvenzen kann man regeln, sogar Mörder werden resozialisiert. Privatversicherte haben, nach heutiger Rechtslage, keine Chance."


Patrick Illinger bringt es auf den Punkt.

Link:
http://www.sueddeutsche.de/geld/finanzi ... .1424827-4