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Verfasst: 21.11.2014, 12:09
von Thomas3
KKA hat es auf den Punkt gebracht.

Verfasst: 21.11.2014, 13:32
von vlac
Hallo,

was mir an dem verlinkten Fernsehbeitrag zunächst einmal auffällt: Es wird von 140 000 Nicht-Versicherten gesprochen, was wohl auf der Zahl 137 000 basiert, die immer wieder im Zuge der Debatte in den Raum geworfen wurde und wird. Diese Zahl stammt allerdings aus dem Jahr 2011 und ist nur eine Hochrechnung derjenigen, die auf die Frage nach der Krankenversicherung gesagt hatten, sie seien "nicht krankenversichert", wie auch das Statistische Bundesamt einräumt. Man bezeichnet aber auch das Ruhen der Leistungen umgangssprachlich als "nicht krankenversichert".

Man kann also davon ausgehen, dass der vollständige Schuldenerlass nur einen Teil dieser Personengruppe erfassen konnte; nämlich jene, die sich bislang gar nicht gemeldet hatten. Jene, die das schon getan hatten, dann ihre Beiträge nicht mehr zahlen konnten, profitierten ja maximal von der Absenkung der Säumniszinsen.

Dennoch haben die Betroffenen Anspruch auf Behandlung im Notfall und bei akuten Schmerzzuständen, um es verknappt auszudrücken. Man kann also auch nicht davon sprechen, dass der "Weg zurück" versperrt ist, bis die Beiträge gezahlt sind, und Menschen ohne Behandlung auskommen müssen.

In den Ambulanzen für Menschen in Notlagen sind es neben Migranten, und Obdachlosen, die trotz der Sozialgesetzgebung wirklich schwer dauerhaft in der Krankenversicherung unterzubringen sind, vor allem Leute, die der privaten Krankenversicherung zuzurechnen sind, die Hilfe suchen. Da sind die Leute mit hohen oder sehr hohen Selbstbehalten, die Hilfe suchen, und die Personen, die kein Geld haben, um für Medikamente oder ambulante Leistungen in Vorkasse zu gehen. Relativ oft kommen auch jene vor, die sich Hilfe in solchen Einrichtungen holen, weil sie sich die hohen Beiträge für die private Krankenversicherung gar nicht mehr leisten können, und darauf hoffen, möglichst lange daran vorbei zu kommen. Es besteht die Hoffnung, dass der neue Notlagentarif diesen Menschen weiter helfen wird. Aber es ist ein Aufklärungsproblem: Während viel über den Schuldenerlass in der GKV gesprochen wurde, sind die neuen Möglichkeiten für PKVler ziemlich untergegangen.

Und was in diesem Zusammenhang, leider, auch immer wieder zu hören ist: "Ja, aber dann muss ich dem Arzt sagen, dass ich nur diesen Tarif habe" Mancher geht lieber gar nicht zum Arzt, oder sucht eine recht anonyme Ambulanz auf, als sich dem Doktor in seiner Nachbarschaft gegenüber als arm zu outen.

Es gibt allerdings auch noch Menschen, die sich bislang nicht bei der gesetzlichen Krankenkasse gemeldet haben, weil sie das Kleingedruckte des Schuldenerlasses gelesen und verstanden haben: Man ist zwar die Rückstände der Vergangenheit los, weiß aber, dass man die Beiträge in der Gegenwart und Zukunft nicht wird bezahlen können. Und hofft nun darauf, unter dem Radar "durch schlüpfen" zu können. Die Zahl dieser Personen ist unbekannt.

Denn dies ist das wirklich große Problem: Als der Schuldenerlass kam, hatten die potentiell davon Betroffenen bereits ein ganzes Leben entlang des ihnen ohne Abzug der Krankenversicherungsbeiträge zur Verfügung stehenden Geldes gestaltet, und so etwas lässt sich nicht von einem Tag auf den anderen, oder auch nur innerhalb von ein paar Monaten, umwerfen.

Hinzu kommt, dass es auch eine recht große Zahl von Personen gibt, die den Sinn dahinter nicht sehen, bei denen die Höhe der Krankenversicherungsbeiträge ganz grundsätzlich Wut verursacht. Denn: Es hat ja bislang auch ohne funktioniert.

Und wir können auch hier im Forum recht häufig nachlesen, dass vor allem bei Menschen, die mit dem GKV-System groß geworden sind, wenig Bewusstsein für die tatsächlichen Kosten von medizinischen Behandlungen vorhanden ist: "Ich habe doch die ganze Zeit über keine Leistungen in Anspruch genommen", "ich zahle das ganze Geld für so wenig Leistung".

Verstärkt wird dieses Gefühl, dass einem Unrecht angetan wird, wobei ich dies wertungsfrei in den Raum stelle, sicherlich dadurch, dass die Berechnung der Beiträge bei Selbständigen und Freiberuflern den Menschen das Leben schwer macht. Die Menschen verstehen nicht, warum sie, selbst wenn sie sich nicht arm rechnen, und die Härtefallregelung in Anspruch nehmen, einen prozentual sehr hohen Anteil von ihrem realen Gewinn abführen sollen, während sich jemand, der mehr verdient so "arm" rechnen kann, dass er einen geringeren prozentualen Anteil zahlt, als er eigentlich müsste, und warum die Beiträge bei einem Gewinn über der Obergrenze selbst dann gedeckelt sind, wenn der Betreffende 7000, 8000 Euro im Monat an Gewinn hat.

Allerdings: Die Problematiken der Selbständigkeit existieren nicht allein im Bereich der Krankenversicherung. Wer sich für die Einkommensverluste im Krankheitsfall absichern möchte, hat im Grunde die Wahl zwischen Erschießen und Erhängen. Wer sich arm rechnet, und einen Wahltarif für Krankengeld und / oder eine Krankentagegeldversicherung abschließt, kann beim Krankengeld maximal 70 Prozent des zu versteuernden Gewinns, und beim Krankengeld zusammen mit allen anderen Leistungen maximal 100 Prozent des zu versteuernden Gewinns absichern. Will heißen: Entweder man rechnet sich nicht arm, und zahlt dementsprechend hohe Steuern und Krankenversicherungsbeiträge. Oder man nutzt alle steuerlichen Möglichkeiten, und muss dann aber damit rechnen, dass man im Krankheitsfall mit nur sehr wenig Geld da steht. Hinzu kommt dabei, dass manche Krankentagegeldversicherungen im Leistungsfall den Steuerbescheid des Vorjahres zur Berechnung des Krankentagegeldes heran ziehen.

Ich persönlich glaube nicht, dass es jemals eine völlig zufriedenstellende Lösung für all' diese Problematiken geben wird, und das liegt auch hieran: Wer sich selbständig macht, sollte sich ab einem bestmmten Punkt kritisch fragen, ob die Selbständigkeit auch nachhaltig ist. Denn gerade bei Leuten mit geringem Umsatz wird gerne auch mal auf die Absicherung fürs Alter verzichtet, und die Frage weit weg geschoben, was denn dann passieren soll.

Verfasst: 21.11.2014, 15:47
von KKA
@vlac

Deinem Beitrag gebührt weitgehende Zustimmung, aber....

Zitat:
Ich persönlich glaube nicht, dass es jemals eine völlig zufriedenstellende Lösung für all' diese Problematiken geben wird, und das liegt auch hieran: Wer sich selbständig macht, sollte sich ab einem bestmmten Punkt kritisch fragen, ob die Selbständigkeit auch nachhaltig ist. Denn gerade bei Leuten mit geringem Umsatz wird gerne auch mal auf die Absicherung fürs Alter verzichtet, und die Frage weit weg geschoben, was denn dann passieren soll.

Selbst mit dem derzeitigen System ließe sich zumindest ein Mindestmaß an gerechter Beitragsgestaltung herstellen. Dazu bedarf es lediglich der teilweisen Korrektur der Beitragsbemessungsgrenze. Der freiwillig versicherte Freiberufler bezahlt den bestehenden Beitragssatz auf sein reales Einkommen, der Selbstständige mit höherem Einkommen auf das seinige. Eine neue, höhere BMG, gestaffelt nach Einkommenshöhe, kann festgelegt werden. Schließlich gibt es auch keine 'Steuerbemessungsgrenze' im Sinne von Obergrenze. :wink:

Auch dem 'Arm rechnen' könnte durchaus wirkungsvoll begegnet werden, wenn die Politik es wollte. Und genau da liegt das Problem, es fehlt durchweg der politische Wille zu Reformen, die dem Unsinn ein Ende bereiten.

Im Übrigen sind mir Aussagen wie 'dann soll der Freiberufler sich einen anderen Job suchen' oder 'er möge über andere Einnahmequellen nachdenken', viel zu plump. Deutschland mag sich einer verhältnismäßig geringen Arbeitslosigkeit erfreuen, aber die politische, per Gesetzesregelung abgesegnete und von der Wirtschaft gerne umgesetzte These 'mehr Selbstständigkeit' zu beherzigen, hat zwangsläufig zu einer Vielzahl prekärer und zum Teil dubioser freiberuflicher Existenzgründungen geführt. Die berühmte Reinigungskraft, die, gestern noch angestellt, über Nacht zur selbstständigen Reinigungsfachkraft mutiert und ihr (Arbeits)- Leben nun gefälligst eigenständig zu gestalten habe, illustriert den ganzen politischen Wahnsinn seit Einführung der Agenda 2010.

Ein Solidarsystem lässt sich politsch leicht aushebeln, oder aber mit wenigen Schritten zu einem wortgerechten Instrument reformieren.
Ich bevorzuge Letzteres.

Gruß
KKA

Verfasst: 21.11.2014, 17:34
von Thomas3
KKA hat in allen Punkten recht.

Natürlich ersetzt das System nicht die Eigenverantwortlichkeit des Individuums. Doch stellt sich die Frage, warum das Systems solche Absurditäten zulässt, duldet, gar fördert. Das ist die Frage. Umstände, die das Individuum trotz Wahrnehmung der eigenen Verantwortung in die Sackgasse treibt. Wie bei Karnivoren. Ist es purer Sano-Kapitalismus?

Verfasst: 21.11.2014, 17:36
von Czauderna
Hallo KKA,

"....Nein, so 'ganz einfach' ist es absolut nicht und die Aussage ' Wenn ich mich selbstständig mache, muss ich schauen, dass ich mit meinen Einnahmen oder mit bereits vorhandenen Geldmitteln über die Runden komme' zeugt von simpel gestrickter Realitätsferne. "

Doch, das ist aber die Realität, zumindest diese, welche ich in den vergangen Jahrzehnten erlebt habe. Nur allzu oft gerieten die Existenzgründer, die Ich-AG`s oder die Familienunternehmer in die Schuldenfalle und mussten ihr Gewerbe wieder aufgeben, weil sie eben nicht an Kranken- und u.U. auch Rentenversicherung gedacht haben bzw. diesen Part wenig Beachtung geschenkt haben.
Mein Rat, wenn man uns vorher kontaktierte war immer der, dass sich eine Selbstständigmachung nur dann rechnet, wenn neben allen anderen Risikien auch , und nicht zuletzt, eine Krankenversicherung berücksichtigt wird, und zwar mit genau der Höhe die gerade aktuell ist.
Wer das nicht beachtet im Vorfeld, der hat grundsätzlich einiges nicht kapiert.
Gruss
Czauderna

Verfasst: 21.11.2014, 20:38
von KKA
Czauderna hat geschrieben:Hallo KKA,

"....Nein, so 'ganz einfach' ist es absolut nicht und die Aussage ' Wenn ich mich selbstständig mache, muss ich schauen, dass ich mit meinen Einnahmen oder mit bereits vorhandenen Geldmitteln über die Runden komme' zeugt von simpel gestrickter Realitätsferne. "

Doch, das ist aber die Realität, zumindest diese, welche ich in den vergangen Jahrzehnten erlebt habe. Nur allzu oft gerieten die Existenzgründer, die Ich-AG`s oder die Familienunternehmer in die Schuldenfalle und mussten ihr Gewerbe wieder aufgeben, weil sie eben nicht an Kranken- und u.U. auch Rentenversicherung gedacht haben bzw. diesen Part wenig Beachtung geschenkt haben.
Mein Rat, wenn man uns vorher kontaktierte war immer der, dass sich eine Selbstständigmachung nur dann rechnet, wenn neben allen anderen Risikien auch , und nicht zuletzt, eine Krankenversicherung berücksichtigt wird, und zwar mit genau der Höhe die gerade aktuell ist.
Wer das nicht beachtet im Vorfeld, der hat grundsätzlich einiges nicht kapiert.
Gruss
Czauderna
Natürlich können wir die Diskussion auf den Kreis chronisch unterfinanzierter, unaufgeklärter, stets dahindarbender und sowohl kranken-, als auch rentenversicherungsresistenter Beitragsverweigerer, erweitern.
Diese Spezies war aber bisher nicht Gegenstand der Diskussion, sondern die BMG, und die ungerechte Beitragshöhe auf fiktive Einkommen. Dabei setze ich unausgesprochen voraus, dass es selbstverständlich Menschen in Ich AGs oder Kleinunternehmen gibt, die schlichtweg nicht rechnen können und folglich sehr oft mit ihrem Vorhaben eine Bruchlandung machen. Vllt. sollten wir uns bei der Gelegenheit auch die Frage stellen, wer diese Leute in Ich AGs förmlich gedrängt hat (um z.B. die Arbeitslosenstatistik zu verschönern), oder warum Kleinunternehmer -denke hier mal an LKW Unternehmer- seit der Liberalisierung innerhalb der EU plötzlich ihre Krankenversicherung nicht mehr bezahlen können.

Die Simplifizierung 'ich muss schauen, dass ich als Selbstständiger bzw. Freiberufler mit vorhandenen Geldmitteln über die Runden komme' ist schwarz/weiß Denken und läßt den Kern meines Anliegens geflissentlich unter'm Teppich. Denn so einfach ist es eben nicht.

Gruß
KKA

Verfasst: 21.11.2014, 20:45
von Lady Butterfly
KKA hat geschrieben: Im Übrigen sind mir Aussagen wie 'dann soll der Freiberufler sich einen anderen Job suchen' oder 'er möge über andere Einnahmequellen nachdenken', viel zu plump.
da kann ich dir nicht zustimmen - ich bin der Meinung, dass Menschen durchaus in der Lage sind, eigenverantwortlich zu handeln. Damit meine ich nicht die "Eigenverantwortlichkeit" im neoliberalen Sinn, bei der alle Risiken auf die Individuen ausgelagert werden sollen, sondern einfach die Tatsache, dass jeder für das was er tut oder nicht tut, zunächst mal selbst verantwortlich ist. Nicht seine Mitmenschen, nicht die Gesellschaft und audarch kein System.

Wenn man sich selbstständig macht, sollte man vorher darüber nachdenken: darüber, was man tun möchte. darüber, was man kann oder auch nicht kann. darüber, wer Kunde sein soll. darüber, ob diese Kunden Interesse an den eigenen Dienstleistungen/Produkten haben, ob sie bereit sind, dafür zu zahlen und wieviel sie zahlen. darüber, wieviel Umsatz ich monatlich brauche, um über die Runden zu kommen (dazu gehören auch Kosten für Krankenversicherung und Altersvorsorge). Ob es realistisch ist, soviel Umsatz zu machen. welche Kosten anfallen.

das man Anfang etwas braucht, bis der Laden läuft - sprich: bis unter dem Strich Geld übrig bleibt - ist klar und bekannt. Aber wenn nach 4, 5, 6 Jahren immer noch nicht genug Geld übrig bleibt, um vernünftig leben zu können. sollte man auch über Konsequenzen nachdenken. Und vernünftig leben bedeutet, dass das Geld auch für Altersvorsorge und Krankenversicherung reicht.

es gibt übrigens auch eine Menge Leute, die sich selbstständig machen, den Existenzgründerzuschuss mitnehmen und dann das Gewerbe wieder recht flott abmelden

Verfasst: 22.11.2014, 12:30
von KKA
Lady Butterfly hat geschrieben:
KKA hat geschrieben: Im Übrigen sind mir Aussagen wie 'dann soll der Freiberufler sich einen anderen Job suchen' oder 'er möge über andere Einnahmequellen nachdenken', viel zu plump.
da kann ich dir nicht zustimmen - ich bin der Meinung, dass Menschen durchaus in der Lage sind, eigenverantwortlich zu handeln. Damit meine ich nicht die "Eigenverantwortlichkeit" im neoliberalen Sinn, bei der alle Risiken auf die Individuen ausgelagert werden sollen, sondern einfach die Tatsache, dass jeder für das was er tut oder nicht tut, zunächst mal selbst verantwortlich ist. Nicht seine Mitmenschen, nicht die Gesellschaft und audarch kein System.

Wenn man sich selbstständig macht, sollte man vorher darüber nachdenken: darüber, was man tun möchte. darüber, was man kann oder auch nicht kann. darüber, wer Kunde sein soll. darüber, ob diese Kunden Interesse an den eigenen Dienstleistungen/Produkten haben, ob sie bereit sind, dafür zu zahlen und wieviel sie zahlen. darüber, wieviel Umsatz ich monatlich brauche, um über die Runden zu kommen (dazu gehören auch Kosten für Krankenversicherung und Altersvorsorge). Ob es realistisch ist, soviel Umsatz zu machen. welche Kosten anfallen.

das man Anfang etwas braucht, bis der Laden läuft - sprich: bis unter dem Strich Geld übrig bleibt - ist klar und bekannt. Aber wenn nach 4, 5, 6 Jahren immer noch nicht genug Geld übrig bleibt, um vernünftig leben zu können. sollte man auch über Konsequenzen nachdenken. Und vernünftig leben bedeutet, dass das Geld auch für Altersvorsorge und Krankenversicherung reicht.

es gibt übrigens auch eine Menge Leute, die sich selbstständig machen, den Existenzgründerzuschuss mitnehmen und dann das Gewerbe wieder recht flott abmelden
Lady B., mir sind die betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen durchaus bekannt, war schließlich mein Job, Firmen in Schieflage zu sanieren bzw. wieder zu schwarzen Zahlen zu führen. Insofern kann ich dem Inhalt Deines Textes nicht widersprechen, Du hast in allen Punkten recht.

Mir geht es aber um das große Bild, der Kausalität von Beitragsgrundlagen eines 'Besserverdieners' bzw. Gewinnen von Selbstständigen versus Freiberufler, die damit einhergehende Ungerechtigkeit und schließlich der sinnfreien BMG für Freiberufler mit geringem Einkommen (und davon gibt es sehr viele in unserem Lande).

Der Sinn, ein fiktives Einkommen zur Bemessung der Beiträge als Grundlage zu verwenden, ist historisch - wie von GKV ausgeführt - nachvollziehbar , in der jetzigen 'after Agenda 10' Zeit auch für Euch Experten nicht logisch erklärbar, wie in diesem Thread zu lesen ist.

In diesem Sinne, wünsche ich ein geruhsames WE.

Gruß
KKA

Verfasst: 22.11.2014, 20:50
von ErnstXV
Czauderna hat geschrieben:Mein Rat, wenn man uns vorher kontaktierte war immer der, dass sich eine Selbstständigmachung nur dann rechnet, wenn neben allen anderen Risikien auch , und nicht zuletzt, eine Krankenversicherung berücksichtigt wird, und zwar mit genau der Höhe die gerade aktuell ist.
Wer das nicht beachtet im Vorfeld, der hat grundsätzlich einiges nicht kapiert.
GrussCzauderna
Tja, nicht jeder hat einen wohltemperierten Angestellten- oder noch besser: Beamten-Arbeitsplatz .... und will ihn vielleicht auch gar nicht .... :D
Das ändert aber leider nichts an den bestehenden Ungerechtigkeiten ...

Im übrigen gibt´s viele Arbeiten die sich nicht "lohnen" und trotzdem gemacht werden müssen -
und gemacht werden :( Gruß ErnstXV

Verfasst: 23.11.2014, 20:38
von Czauderna
ErnstXV hat geschrieben:
Czauderna hat geschrieben:Mein Rat, wenn man uns vorher kontaktierte war immer der, dass sich eine Selbstständigmachung nur dann rechnet, wenn neben allen anderen Risikien auch , und nicht zuletzt, eine Krankenversicherung berücksichtigt wird, und zwar mit genau der Höhe die gerade aktuell ist.
Wer das nicht beachtet im Vorfeld, der hat grundsätzlich einiges nicht kapiert.
GrussCzauderna
Tja, nicht jeder hat einen wohltemperierten Angestellten- oder noch besser: Beamten-Arbeitsplatz .... und will ihn vielleicht auch gar nicht .... :D
Das ändert aber leider nichts an den bestehenden Ungerechtigkeiten ...

Im übrigen gibt´s viele Arbeiten die sich nicht "lohnen" und trotzdem gemacht werden müssen -
und gemacht werden :( Gruß ErnstXV
Hallo Ernst,
mit deiner Antwort kann ich nix anfangen - was genau willst du sagen -
dass meine Argumentation falsch ist, dass ich leicht reden habe - du vergisst dabei , dass solche Beratungsgespräche vor der Entscheidung stattfinden, ob sich der Betreffende selbständig macht oder nicht.
Natürlich, ein gewisses Risiko ist immer dabei und man muss auch dann den Mut haben trotzdem sein Ding durch zu ziehen, aber wenn höre, dass
das man "hofft" gerade so über die Runden zu kommen und Kranken- und Altersvorsorge erst mal hintenan stehen müssen und ja auch der Ehepartner noch arbeitet (meist sind es dann die Frauchen) und es ja auch noch Kindergeld gibt (und bei vorhandenen drei Kindern ist das ja auch nicht zu verachten), dann hat er nix kapiert und genau das sage ich ihm dann.
Also, was wolltest du mit deinem Beitrag sagen ??
Gruss
Czauderna

Verfasst: 24.11.2014, 20:02
von ErnstXV
Was ich damit sagen will....?
Dass in unserer Gesellschaft Arbeit offensichtlich nur "anerkannt" wird, wenn es nicht nur "zum Leben" reicht, sondern darüber hinaus noch ordentlich was herausspringt.

Ich komme mit weit weniger als 2073,75€ "über die Runden" - aber was darunter liegt "zählt" für den Gesetzgeber offensichtlich nicht...
aber dafür werden ja die Gutverdiener verschont :D

Vielleicht hab´ ich ja was versäumt, aber dass sich die Kassen für die Abschaffung der unsinnigen Bemessungsgrenzen stark machen würden,
davon habe ich bisher nichts mitbekommen. Gruß ErnstXV

Verfasst: 24.11.2014, 20:16
von Czauderna
[quote="ErnstXV"]Was ich damit sagen will....?
Dass in unserer Gesellschaft Arbeit offensichtlich nur "anerkannt" wird, wenn es nicht nur "zum Leben" reicht, sondern darüber hinaus noch ordentlich was herausspringt.

Ich komme mit weit weniger als 2073,75€ "über die Runden" - aber was darunter liegt "zählt" für den Gesetzgeber offensichtlich nicht...
aber dafür werden ja die Gutverdiener verschont :D ErnstXV[

Hallo Ernst,
und da bin ich wieder bei dir - ja, ich finde diese Mindestbeitragsbemessungsgrenze für Selbständig zu hoch - aber was nützt das - ich muss mich bei der Beratung nach den gesetzlichen Vorschriften richten , und wer dann bei einem zu erwartenden Einkommen von 1000,00 € mtl. nicht berücksichtigt, dass er ca. 250,00 € allein Kranken- und Pflegeversicherung (in der GKV) aufbringen muss, dann hat er zumindest, was den kaufmännischen Bereich seiner Tätigkeit angeht keine Ahnung von der Realität.
Wohlgemerkt, wir reden von Menschen die eine solche Entscheidung noch vor sich haben, nicht von denen, bei denen sich die finanziellen Verhältniss geändert haben.
Auch, was deinen letzten Satz betrifft, da habe ich einen Meinung - die Beitragsbemessungsgrenze nach oben ist viel zu niedrig.
Gruss
Czauderna

Verfasst: 24.11.2014, 22:59
von KKA
Czauderna hat geschrieben:.......ich muss mich bei der Beratung nach den gesetzlichen Vorschriften richten , und wer dann bei einem zu erwartenden Einkommen von 1000,00 € mtl. nicht berücksichtigt, dass er ca. 250,00 € allein Kranken- und Pflegeversicherung (in der GKV) aufbringen muss, dann hat er zumindest, was den kaufmännischen Bereich seiner Tätigkeit angeht keine Ahnung von der Realität.
25% vom monatl. Einkommen allein für KK Beiträge. Da frage ich mich, wer hier keine Ahnung von der Realität hat. Und damit meine ich niemanden persönlich, sondern jene, die für solchen Blödsinn in der Verantwortung stehen.

Gruß
KKA

Verfasst: 25.11.2014, 00:28
von Lady Butterfly
@KKA: ich denke, du solltest unterscheiden zwischen der Perspektive des Einzelnen und der Perspektive der Gesamtgesellschaft.

Über die Höhe der Mindestbemessungsgrenze kann man diskutieren. Dass es eine Mindestbemessungsgrenze geben sollte, ist für mich eigentlich klar. Auch über die Beitragsbemessungsgrenze kann man streiten - solange die GKV jedoch mit der PKV konkurrieren muss und es im Bereich der Krankenversicherungen einen Preiswettbewerb gibt, hat sie ihren Sinn. Nämlich den, die Gutverdienenden nicht in die Arme der PKV zu treiben.

Am Beispiel von Ernst erkennst du ja, wie der Hase läuft: sie haben (wie unverschämt) die Beiträge erhöht, nun kündige ich meine Mitgliedschaft und wechsle zu einem billigeren Anbieter. Leistungsumfang? egal, im Zweifel jammere ich später und beschwere mich über die Ungerechtigkeit des Systems. :cry: :cry: :cry:

Ob das nun richtig und/oder gerecht ist? ehrlich gesagt - keine Ahnung. Bei uns gibt es aber den Spruch, dass man mit denjenigen Männern tanzen muss, die da sind.

Verfasst: 25.11.2014, 10:44
von KKA
Mein gesamtgesellschaftlicher Blick dürfte mittlerweile bekannt sein: Alle sind beitragspflichtig, unabhängig vom Einkommen. Wer zusätzlich privat versichert sein möchte, bitte sehr.
Ich betone immer wieder den Begriff 'fiktiv'. Anstelle der BMG sollte es im derzeitigen System zumindest möglich sein, die Beitragssätze dem Einkommen entsprechend zu staffeln. Eine bescheidene wie simple Forderung, mit einem Hauch von gerechter Beitragslast für alle Versicherten. Untergrenze entfernen, Obergrenze nach oben korrigieren.

Man stelle sich vor, wir müssten MWSt. auf einen fiktiven, über den Grundwert des Produktes liegenden Preis zahlen. Ein absurder Gedanke, ich weiß, aber im Prinzip dem BMG Mechanismus entsprechend.

Solche Regelungen kann es nur in Deutschland geben, vllt. auch noch in Österreich. Einzigartig, verrückt, sinnfrei und dreist.

Gruß
KKA