schwere Depression: TK zahlt Medikament (Brintellix), Heilpraktiker & CBD nicht, obwohl anderes nichts hilft
Verfasst: 12.12.2019, 15:27
Moin,
zunächst, Entschuldigung für den langen Text. Ich überlege derzeit die Krankenkasse zu wechseln (von der TK zur AOK Niedersachsen), da ich denke, dass die Krankenkasse zur besseren Behandlung meiner Krankheit mehr Leistungen erbringen könnte, als es derzeit der Fall ist. Es ist aber kein reines Krankenkassenproblem.
Im Juni 2017 habe ich die Diagnose "Schwere depressive Episode bei rezidivierender depressiver Störung" (F 33.2) erhalten, im August 2014 "Mittelgradige depressive Episode" (ICD-10: F 33.1). Das wirkt sich aufgrund dadurch verminderter Leistungsfähigkeit auf mein Studium aus, und wenig Leistungen machen die Depression nicht besser. Dadurch bildet sich ein Teufelskreis.
Hierzu habe ich die Anzahl von ganzen sechs Antidepressiva genommen, wovon eines – Brintellix – geholfen hat. Ich hatte es 2015 wegen sexueller Dysfunktion abgesetzt, aber nachdem alles andere nichts geholfen hat, mich dann im Sommer wieder dafür entschieden.
Dieses eine wird von den Krankenkassen (in der Regel) nicht mehr bezahlt, da aus Sicht des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) kein Zusatznutzen zur zweckmäßigen Vergleichstherapie bestehe. Das bedeutet auf Deutsch, man ist der Ansicht, dass es nur mehr kostet als bestehende Medikamente (für die der Patentschutz ja schon abgelaufen ist), aber nicht mehr als bestehende Medikamente nützt, weshalb man entschieden hat, es auch nur zu deren Preis zu bezahlen. – Tja, bei mir hilft es aber gerade schon, alle anderen nicht! Der Hersteller hat es aufgrund der Forschungskostennicht eingesehen, es zu einem Generikapreis zu verkaufen.
Wegen dieser Sache hat der Hersteller es in Deutschland vom Markt genommen, weil es ja kaum noch verkauft würde, wenn die Krankenkassen es nicht zahlen. Es ist also nur noch über das Ausland erhältlich. Es ist grundsätzlich möglich, es zu bekommen, die Apotheke muss dann bei einer Auslandsapotheke bestellen. Das habe ich schon erfolgreich gemacht, aber selbst bezahlt, zu dem nicht gerade geringen Preis von 114,07 € / 98 Stück je 5 mg.
Es ist ebenfalls weiterhin möglich, es per Einzelfallentscheidung von den Krankenkassen bezahlt zu kriegen, siehe hierzu das Musterschreibendes Herstellers (mit Nennung von Paragraphen).
Die TK hat auf einen Antrag von mir ausweichend geantwortet, es bedürfe keines Antrags, aber: "Mit Ausstellung einer Verordnung für Brintellix liegt die Verantwortung hinsichtlich Umfang, Dauer, Notwendigkeit, Wirtschaftlichkeit, sowie der Feststellung der Alternativlosigkeit bei Ihrem behandelnden Arzt." – zu Deutsch: wenn die TK so entscheidet, trägt der Psychiater die Mehrkosten gegenüber einem Generika. Deshalb stellt der erst gar kein Kassenrezept aus, um das Risiko zu vermeiden. Das könnte ich dann ja gleich bei der Apotheke einreichen, selbst wenn ich ihm zusage, es erst bei der Kasse genehmigen zu lassen.
Die Unabhängige Patientenberatung hat empfohlen, ein Rezept mit Nachweis, dass andere Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind einzureichen – dazu muss ich aber erstmal den Psychiater kriegen. [Eine andere TK-Mitarbeiterin hat nach meiner Erinnerung mir gegenüber am Telefon mal bestritten, dass überhaupt die Möglichkeit besteht, es sei grundsätzlich nicht möglich. Aber das Musterschreiben des Herstellers spricht ja ne andere Sprache.]
Ähnlich ist es mit Heilpraktikern, siehe hier. Im Ausnahmefall ist es demnach schon möglich, die TK hat es grundsätzlich verneint. (Ich habe nicht vor, wieder zu einem zu gehen, auch wenn es immerhin besser als Psychotherapeuten war, aber ich würde es nicht nicht gänzlich ausschließen, deshalb frage ich vorsichtshalber.)
Eine TK-Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle vor Ort hat mich sogar darin bestärkt zu wechseln, sie meinte, die AOK habe eine andere Aufsichtsbehörde (Landes- statt Bundesbehörde), die mehr Ermessensspielraum lasse.
Eine AOK-Mitarbeiterin hat sich dazu (verständlicherweise) nicht festlegen wollen, sie meinte man könnte es erst nach einer Einzelfallprüfung sagen, aber gänzlich ausschließen wollte sie es nicht.
Ich hätte auch noch den Wunsch, dass CBD-Öl bezahlt wird, was ich im Moment probiere (da sexuelle Dysfunktion bei Brintellix), womit ich bisher ganz gute Erfahrungen mache. Es geht mir damit zwar noch nicht perfekt, aber bei mehr CBD-Einnahme scheint es besser zu helfen… probiere mit kleineren Mengen, da recht teuer, größere Mengen wären vermutlich noch besser…
Dennoch ziehe ich als Plan B weiter Brintellix in Betracht, und suche da schon mal nach Krankenkassen, die keine Probleme machen.
Das ist etwas, wo nicht klar vor einem Wechsel zu wissen ist, ob es mit der AOK besser läuft. Aber was die AOK ansonsten für mich interessant macht, dass sie im Rahmen des Gesundheitskontos wesentlich mehr Zusatzleistungen wie z. B. eine professionelle Zahnreinigung zahlt.
Es ist jedoch nicht so, als gäbe es nur Gründe für einen Wechsel – auf der Internetplattform "Jodel" hat mir ein Nutzer, der mir recht fachkundig zu sein schien, von einem Wechsel abgeraten. Die AOK habe prozentual wesentlich mehr ältere und weniger jüngere Mitglieder, so dass sie (so fies es klingt) aufgrund ihrer Mitgliederstruktur mehr sparen müsse, da ältere Menschen eben häufiger krank sind, und würde deshalb leichter etwas ablehnen. Auch der Gesundheitsfonds gleiche es nicht völlig aus. (wobei sich das vielleicht seitdem durch ne Gesetzesänderung geändert hat?)
Er nannte mir auch Quellen zur Mitgliederstruktur der Kassen, wo ich aber nur etwas zu den Kassenverbänden gefunden habe, und zu der Häufigkeit von Widersprüchen/Klagen, wo ich gar nicht fündig geworden bin.
Er hat leider nicht mehr geantwortet, als ich schrieb, dass ich dazu nichts gefunden habe.
Zu allem kommt noch dazu, dass ich die TK sehr unfreundlich fand, wenn sie was abgelehnt hat (was bei mir immer der Fall war, wenn was nicht ne klare Sache war). Geht nicht, gibt's nicht, kein Wort des Bedauerns. Aber das ist eher ne subjektive Sache, Freundlichkeit hilft mir letztlich nicht mehr.
Ich hätte auch noch den Wunsch, dass CBD-Öl bezahlt wird, was ich im Moment probiere und mit dem ich bisher ganz gute Erfahrungen mache. Noch nicht perfekt, aber mehr scheint besser zu helfen… probiere mit kleineren Mengen, da es auch teuer ist…
Es gilt aber als Nahrungsergänzungsmittel und kann nicht bezahlt werden, auch nicht als Zusatzleistung der Phythotherapie. Die Pro Vita BKK zahlt es über das Bonusprogramm, aber nicht wirklich mit hohen Beträgen – insgesamt komme ich bei der AOK nach jetzigem Stand besser raus, da sie z. B. ne professionelle Zahnreinigung zahlt. So weit ich sehe, ist das daher bei keiner Kasse ein Vorteil.
Insgesamt sehe ich mich allein gelassen. Und dabei kostet das, was ich bisher selbst gezahlt habe, nur einen Bruchteil davon, was die nutzlose stationäre Behandlung von 2017 gekostet hat (>15.000 €).
Gruß,
coxmo
zunächst, Entschuldigung für den langen Text. Ich überlege derzeit die Krankenkasse zu wechseln (von der TK zur AOK Niedersachsen), da ich denke, dass die Krankenkasse zur besseren Behandlung meiner Krankheit mehr Leistungen erbringen könnte, als es derzeit der Fall ist. Es ist aber kein reines Krankenkassenproblem.
Im Juni 2017 habe ich die Diagnose "Schwere depressive Episode bei rezidivierender depressiver Störung" (F 33.2) erhalten, im August 2014 "Mittelgradige depressive Episode" (ICD-10: F 33.1). Das wirkt sich aufgrund dadurch verminderter Leistungsfähigkeit auf mein Studium aus, und wenig Leistungen machen die Depression nicht besser. Dadurch bildet sich ein Teufelskreis.
Hierzu habe ich die Anzahl von ganzen sechs Antidepressiva genommen, wovon eines – Brintellix – geholfen hat. Ich hatte es 2015 wegen sexueller Dysfunktion abgesetzt, aber nachdem alles andere nichts geholfen hat, mich dann im Sommer wieder dafür entschieden.
Dieses eine wird von den Krankenkassen (in der Regel) nicht mehr bezahlt, da aus Sicht des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) kein Zusatznutzen zur zweckmäßigen Vergleichstherapie bestehe. Das bedeutet auf Deutsch, man ist der Ansicht, dass es nur mehr kostet als bestehende Medikamente (für die der Patentschutz ja schon abgelaufen ist), aber nicht mehr als bestehende Medikamente nützt, weshalb man entschieden hat, es auch nur zu deren Preis zu bezahlen. – Tja, bei mir hilft es aber gerade schon, alle anderen nicht! Der Hersteller hat es aufgrund der Forschungskostennicht eingesehen, es zu einem Generikapreis zu verkaufen.
Wegen dieser Sache hat der Hersteller es in Deutschland vom Markt genommen, weil es ja kaum noch verkauft würde, wenn die Krankenkassen es nicht zahlen. Es ist also nur noch über das Ausland erhältlich. Es ist grundsätzlich möglich, es zu bekommen, die Apotheke muss dann bei einer Auslandsapotheke bestellen. Das habe ich schon erfolgreich gemacht, aber selbst bezahlt, zu dem nicht gerade geringen Preis von 114,07 € / 98 Stück je 5 mg.
Es ist ebenfalls weiterhin möglich, es per Einzelfallentscheidung von den Krankenkassen bezahlt zu kriegen, siehe hierzu das Musterschreibendes Herstellers (mit Nennung von Paragraphen).
Die TK hat auf einen Antrag von mir ausweichend geantwortet, es bedürfe keines Antrags, aber: "Mit Ausstellung einer Verordnung für Brintellix liegt die Verantwortung hinsichtlich Umfang, Dauer, Notwendigkeit, Wirtschaftlichkeit, sowie der Feststellung der Alternativlosigkeit bei Ihrem behandelnden Arzt." – zu Deutsch: wenn die TK so entscheidet, trägt der Psychiater die Mehrkosten gegenüber einem Generika. Deshalb stellt der erst gar kein Kassenrezept aus, um das Risiko zu vermeiden. Das könnte ich dann ja gleich bei der Apotheke einreichen, selbst wenn ich ihm zusage, es erst bei der Kasse genehmigen zu lassen.
Die Unabhängige Patientenberatung hat empfohlen, ein Rezept mit Nachweis, dass andere Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind einzureichen – dazu muss ich aber erstmal den Psychiater kriegen. [Eine andere TK-Mitarbeiterin hat nach meiner Erinnerung mir gegenüber am Telefon mal bestritten, dass überhaupt die Möglichkeit besteht, es sei grundsätzlich nicht möglich. Aber das Musterschreiben des Herstellers spricht ja ne andere Sprache.]
Ähnlich ist es mit Heilpraktikern, siehe hier. Im Ausnahmefall ist es demnach schon möglich, die TK hat es grundsätzlich verneint. (Ich habe nicht vor, wieder zu einem zu gehen, auch wenn es immerhin besser als Psychotherapeuten war, aber ich würde es nicht nicht gänzlich ausschließen, deshalb frage ich vorsichtshalber.)
Eine TK-Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle vor Ort hat mich sogar darin bestärkt zu wechseln, sie meinte, die AOK habe eine andere Aufsichtsbehörde (Landes- statt Bundesbehörde), die mehr Ermessensspielraum lasse.
Eine AOK-Mitarbeiterin hat sich dazu (verständlicherweise) nicht festlegen wollen, sie meinte man könnte es erst nach einer Einzelfallprüfung sagen, aber gänzlich ausschließen wollte sie es nicht.
Ich hätte auch noch den Wunsch, dass CBD-Öl bezahlt wird, was ich im Moment probiere (da sexuelle Dysfunktion bei Brintellix), womit ich bisher ganz gute Erfahrungen mache. Es geht mir damit zwar noch nicht perfekt, aber bei mehr CBD-Einnahme scheint es besser zu helfen… probiere mit kleineren Mengen, da recht teuer, größere Mengen wären vermutlich noch besser…
Dennoch ziehe ich als Plan B weiter Brintellix in Betracht, und suche da schon mal nach Krankenkassen, die keine Probleme machen.
Das ist etwas, wo nicht klar vor einem Wechsel zu wissen ist, ob es mit der AOK besser läuft. Aber was die AOK ansonsten für mich interessant macht, dass sie im Rahmen des Gesundheitskontos wesentlich mehr Zusatzleistungen wie z. B. eine professionelle Zahnreinigung zahlt.
Es ist jedoch nicht so, als gäbe es nur Gründe für einen Wechsel – auf der Internetplattform "Jodel" hat mir ein Nutzer, der mir recht fachkundig zu sein schien, von einem Wechsel abgeraten. Die AOK habe prozentual wesentlich mehr ältere und weniger jüngere Mitglieder, so dass sie (so fies es klingt) aufgrund ihrer Mitgliederstruktur mehr sparen müsse, da ältere Menschen eben häufiger krank sind, und würde deshalb leichter etwas ablehnen. Auch der Gesundheitsfonds gleiche es nicht völlig aus. (wobei sich das vielleicht seitdem durch ne Gesetzesänderung geändert hat?)
Er nannte mir auch Quellen zur Mitgliederstruktur der Kassen, wo ich aber nur etwas zu den Kassenverbänden gefunden habe, und zu der Häufigkeit von Widersprüchen/Klagen, wo ich gar nicht fündig geworden bin.
Er hat leider nicht mehr geantwortet, als ich schrieb, dass ich dazu nichts gefunden habe.
Zu allem kommt noch dazu, dass ich die TK sehr unfreundlich fand, wenn sie was abgelehnt hat (was bei mir immer der Fall war, wenn was nicht ne klare Sache war). Geht nicht, gibt's nicht, kein Wort des Bedauerns. Aber das ist eher ne subjektive Sache, Freundlichkeit hilft mir letztlich nicht mehr.
Ich hätte auch noch den Wunsch, dass CBD-Öl bezahlt wird, was ich im Moment probiere und mit dem ich bisher ganz gute Erfahrungen mache. Noch nicht perfekt, aber mehr scheint besser zu helfen… probiere mit kleineren Mengen, da es auch teuer ist…
Es gilt aber als Nahrungsergänzungsmittel und kann nicht bezahlt werden, auch nicht als Zusatzleistung der Phythotherapie. Die Pro Vita BKK zahlt es über das Bonusprogramm, aber nicht wirklich mit hohen Beträgen – insgesamt komme ich bei der AOK nach jetzigem Stand besser raus, da sie z. B. ne professionelle Zahnreinigung zahlt. So weit ich sehe, ist das daher bei keiner Kasse ein Vorteil.
Insgesamt sehe ich mich allein gelassen. Und dabei kostet das, was ich bisher selbst gezahlt habe, nur einen Bruchteil davon, was die nutzlose stationäre Behandlung von 2017 gekostet hat (>15.000 €).
Gruß,
coxmo