Rahmentarifvertrag

Informationen zu Fusionen, Zusatzbeiträgen und Beitragsausschüttungen der gesetzlichen Krankenkassen

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leser
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Rahmentarifvertrag

Beitrag von leser » 07.03.2011, 14:43

KassenKenner hat geschrieben:rein rechtlich hat die DAK gar keine Möglichkeit derartige Forderungen durchzusetzen. Und wenn dann die andere Möglichkeit in Betracht gezogen wird (Personalabbau), wird die DAK auch schnell merken, dass auch Arbeitsverträge eine Rechtswirkung haben...
Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es ja gerade um einen Rahmentarifvertrag zur Beschäftigungssicherung mit allen Ersatzkassen außer TK. Auch wenn Arbeitsverträge natürlich eine Rechtswirkung haben, haben nicht alle Beschäftigten eine lange Frist bei betriebsbedingten Kündigungen. Streitpunkt ist aber wohl die Definition und Informationsaustausch zum Begriff "Notlage".

@Aha
Ich würde mit der Kündigung erstmal warten, bis hier Klarheit herrscht

roemer70
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Re: Rahmentarifvertrag

Beitrag von roemer70 » 07.03.2011, 21:41

KassenKenner hat geschrieben:Aha - es ist also eine wirtschaftliche Notwendigkeit, dass die Mitarbeiter für das zahlen sollen, was da jahrelang schief gegangen ist...andere Einsparmöglichkeiten gibt es ja schließlich nicht. Da wird mal wieder so getan, als würden die Verwaltungskosten 50% der Gesamtkosten ausmachen...

Ist wirklich eine sehr interessante Interpretation.

Die kann eigentlich nur von jemandem kommen, an dem es ohnehin komplett vorbei gegangen ist, dass wir seit 10-15 Jahren sinkende Real-Löhne haben...

Aber wahrscheinlich glauben solche Leute auch noch an die "mehr-netto-vom-Brutto"-Märchen - die Umfragezahlen der FDP verbessern sich ja schließlich gerade wieder... Rolling Eyes
Mir wäre es nur recht, wenn wir trotz aller Emotionalität auf sachlicher Ebene bleiben könnten.

Vielleicht wird Dir nach folgenden Zeilen mein Standpunkt etwas klarer:

Natürlich weiß ich, welch geringen Anteil die Personalkosten an den Gesamtausgaben haben. Natürlich weiß ich auch, dass Einschnitte hier immer weh tun. Schließlich komme ich aus dem vdek-Lager, kenne Nullrunden zur Genüge und wähle auch nicht die FDP.

ABER manche Ausgabenfaktoren sind nun mal nicht oder nur kaum beeinflussbar. Und die DAK und KKH-Allianz werden mit Sicherheit jeden Cent zweimal umdrehen. Wenn das aber noch immer nicht reicht, um steigende Zusatzbeiträge zu verhindern, müssen konsequenterweise die Personalkosten auf den Prüfstand. Zumal die Verwaltungskosten gedeckelt und an die Versichertenzahlen gebunden sind. Ein "Weiter so" bringt schließlich auch nichts.

Denn was würde ein steigender Zusatzbeitrag bringen? Weitere Austritte! Und dann sind wir wieder bei den Pro-Kopf-Verwaltungsausgaben. Die Alternative Stellenabbau gefällt mir nämlich noch weniger...

KassenKenner
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Beitrag von KassenKenner » 08.03.2011, 18:07

Lieber weniger Arbeitsplätze, die gut bezahlt werden als viele, von denen kaum noch jemand leben kann. Das alles nimmt immer mehr DDR-Ausmaße an - Hauptsache arbeiten, ob man davon dann leben kann, ist egal...

Und wenn die DAK Stellen abbauen will, muss sie sich auch erstmal an Recht und Gesetz halten - ist nämlich gar nicht so einfach, Arbeitnehmer loszuwerden.

Ich finde es wirklich schade, dass die Arbeitnehmer in Deutschland immer wieder so genügsam sind und alles mit sich machen lassen - schaut mal nach Frankreich, was dort in einem solchen Falle los wäre!

Und ganz ehrlich - es interessiert mich überhaupt nicht, woher mein Arbeitgeber das Geld nimmt - Hauptsache, das Gehalt ist gemäß meines Arbeits- und Tarifvertrages auf meinem Konto. Wenn dies nicht möglich ist, brauchen wir demnächst gar keine Verträge mehr abzuschließen...

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 08.03.2011, 20:40

Hallo,
nun, nicht immer ist alles in Wahrheit so, wie es in den Medien gerne "eindrucksvoll" dargestellt wird und es ist auch meiner Kenntnis nach beieleibe nicht so dass die Kasse Mitarbeiter auf "Teufel komm raus" loswerden will. Wie jeder Informierte und "Kassenkenner" wahrscheinlich weiss sind es nicht vordringlich die Verwaltungskosten, die dafür Sorge getragen haben dass ein Zusatzbeitrag eingeführt werden musste sondern die fehlende Deckung aus dem Gesundheitsfond.
Zuviel Ausgaben gegen zu wenige Einnahmen (Zuteilung) - wenn wir die Nachrichten der letzten Tage verfolgen betrifft dies aufeinmal nicht nur die Kassen mit Zusatzbeitrag. Sicher, die Mitgliederverluste der vergangenen 12 Monate haben
dafür gesorgt dass eben ein Stellenüberhang produziert wurde - der aber nicht flächendeckend und in allen Bereichen - es liegt nun an Arbeitgeber und Arvbeitnehmervertretung dafür zu sorgen dass dies alles sozialverträglich so gelöst wird, dass beide Seiten damit leben können. In diesen Zeiten wäre es mehr als bemerkenswert wenn die Tarifparteien über Gehaltssteigerungen verhandeln würden, wie derzeit im öffentlichen Dienst oder bei den Lokführern getan wird.
Dass VERDI. von einem "Notfallplan" in aller Öffentlichkeit spricht vermittelt tatsächlich einen schlimmen Eindruck in dieser Öffentlichkeit als es in Wirklichkeit ist. Ich selbst bin seit mehr als 42 Jahren Mitglied dieser Gewerkschaft und habe nach wie vor Vertrauen in deren Arbeit - ich denke, auch hier wird es zu einer vernüftigen Regelung kommen und es werden keine betriebsbedingten Künduigungen ausgesprochen werden.
Gruss
Czauderna

roemer70
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Beitrag von roemer70 » 08.03.2011, 22:21

KassenKenner hat geschrieben:Lieber weniger Arbeitsplätze, die gut bezahlt werden als viele, von denen kaum noch jemand leben kann.
Und genau hier gehen unsere Meinungen auseinander. Ich glaube nicht, dass die Kollegen von DAK, KKH-Allianz etc. bei Verzicht auf bis zu 13% Brutto (was sich mit knapp 10% auf das Netto auswirken dürfte) plötzlich alle ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können.

Natürlich ärgerlich, aber in Anbetracht der Umstände folgerichtig.
Czauderna hat geschrieben:und es werden keine betriebsbedingten Künduigungen ausgesprochen werden
Das wünsche ich Euch :!:

leser
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Beitrag von leser » 08.03.2011, 22:45

Ich glaube ihr verkennt die Situation. Es geht um einen Rahmentarifvertrag. Der betrifft alle Ersatzkassen. Lediglich die TK verhandelt nicht. Nur mal so...

roemer70
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Beitrag von roemer70 » 08.03.2011, 22:56

Wieso "verkennen"?

Im Artikel heisst es: "Wirksam soll der Vertrag nur dann werden, wenn der Mitgliederschwund bei einer Kasse so dramatisch ausfällt, dass diese eigentlich Personal abbauen müsste."

Die Versichertenentwicklung der Ersatzkassen dürfte jedem hier bekannt sein. Dass auch die derzeitigen "Profiteure" auf den Zug aufspringen und für den Notfall vorsorgen, dürfte ja nicht sehr überraschend sein.

Diese Entwicklung erinnert mich in Teilen an die Kurzarbeit 2009 in der Automobilindustrie...

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 09.03.2011, 11:38

roemer70 hat geschrieben:
KassenKenner hat geschrieben:Lieber weniger Arbeitsplätze, die gut bezahlt werden als viele, von denen kaum noch jemand leben kann.
Und genau hier gehen unsere Meinungen auseinander. Ich glaube nicht, dass die Kollegen von DAK, KKH-Allianz etc. bei Verzicht auf bis zu 13% Brutto (was sich mit knapp 10% auf das Netto auswirken dürfte) plötzlich alle ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können.

Natürlich ärgerlich, aber in Anbetracht der Umstände folgerichtig.
Czauderna hat geschrieben:und es werden keine betriebsbedingten Künduigungen ausgesprochen werden
Das wünsche ich Euch :!:
Hallo,
vielen Dank und ja, du hast recht, selbst bei diesem, eher unwahrscheinlichen Fall, einer "Gehaltskürzung", fällt mit Sicherheit keiner unter die "Armutsgrenze".
Gruss
Czauderna

KassenKenner
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Beitrag von KassenKenner » 09.03.2011, 20:29

Mittlerweile habe ich gelesen, dass dieses Angebot (wenn es denn von den Arbeitgebern angenommen wird) nur für absolut notleidende Kassen gilt - woran das festgemacht wird, ist mir allerdings noch unklar.

So, wie ich es verstehe, soll aber nicht nur das Bruttogehalt um 13% gekürzt werden - im Gegenzug müssen auch statt 38,5 nur noch 30 Stunden pro Woche gearbeitet werden. Korrigiert mich bitte, wenn ich es falsch verstanden habe!

Sollte dem so sein, finde ich das Angebot von ver.di dann doch ganz in Ordnung - wäre selbst froh, wenn ich bei meiner Kasse nur 30 Stunden arbeiten müsste und würde dafür durchaus auf etwas Geld verzichten... :wink:

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Beitrag von kleineMaus2011 » 09.03.2011, 21:18

Wie gut doch die Verteilung von unten nach oben funktioniert. Wir nehmen es den Arbeitnehmern ab. Die sollen froh sein noch einen Arbeitsplatz zu haben und geben das Geld nach oben weiter. Ärzte, Pharma und viele, viele andere werden sich über das mehr freuen und dann behaupten, dass es doch noch zu wenig ist um den Lebensstandard der denjenigen ja zusteht zu halten. 10 % weniger Gehalt - vielleicht macht es den schon länger bei einer KK Beschäftigten nichts aus - aber es gibt auch viele junge Leute die noch nicht in der Höchstgrundvergütung sind und sowieso nicht mehr die Ansprüche haben wie die "Alten".

Wenn ich in meine Glaskugel sehe, macht das ganze unter bestimmten Voraussetzungen auch Sinn. Die KK sparen sich an den Personalkosten Gesund und nach 10-20 Jahre machen wir dann aus den paar übrigen noch eine KK. Die hat dann nur noch wenige Angestellte die alle zum Amt laufen und Aufstocken. OK - der letzte Satz ist übertrieben.....aber bei dem anderen.....bin ich mir nicht so sicher.....

Kassendino
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"Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrag"

Beitrag von Kassendino » 09.03.2011, 22:10

Ist übrigens nichts Neues in der GKV. Könnt Ihr Euch bei Beschäftigten z.B. der AOKs Berlin und Saarland erkundigen, die haben das vor wenigen Jahren in Sanierungsprogrammen erleben dürfen. Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich und keine Neueinstellungen (also Abbau durch Fluktuation), was in Wahrheit bedeutet, je nach Funktion - genausoviel Arbeit bei weniger Lohn.

Czauderna
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Re: "Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrag"

Beitrag von Czauderna » 10.03.2011, 11:49

Kassendino hat geschrieben:Ist übrigens nichts Neues in der GKV. Könnt Ihr Euch bei Beschäftigten z.B. der AOKs Berlin und Saarland erkundigen, die haben das vor wenigen Jahren in Sanierungsprogrammen erleben dürfen. Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich und keine Neueinstellungen (also Abbau durch Fluktuation), was in Wahrheit bedeutet, je nach Funktion - genausoviel Arbeit bei weniger Lohn.
hallo,
genau so ist es - das Probem liegt doch auch darin dass die Menge der Arbeit nicht weniger geworden ist oder weniger wird.
Gruss
Czauderna

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Beitrag von roemer70 » 10.03.2011, 13:08

KassenKenner hat geschrieben:wäre selbst froh, wenn ich bei meiner Kasse nur 30 Stunden arbeiten müsste und würde dafür durchaus auf etwas Geld verzichten... :wink:
Stell' doch einfach einen Antrag auf Arbeitszeitreduzierung - manche Arbeitgeber sind dafür regelrecht dankbar. :wink:
kleineMaus2011 hat geschrieben:10 % weniger Gehalt - vielleicht macht es den schon länger bei einer KK Beschäftigten nichts aus - aber es gibt auch viele junge Leute die noch nicht in der Höchstgrundvergütung sind und sowieso nicht mehr die Ansprüche haben wie die "Alten".
Von der Höchstgrundvergütung bin auch ich noch einige Jahre entfernt. Aber genau für Leute wie uns hat diese Regelung doch Vorteile. Wer wäre denn sonst der erste, der gehen müsste? Die mit den Zeitverträgen (keine Verlängerung), die Azubis (keine Übernahme) und dann geht es laut Sozialplan oder nach Freiwilligkeit - davon sind dann regelmäßig "die Neuen" betroffen...
kleineMaus2011 hat geschrieben:Die KK sparen sich an den Personalkosten Gesund und nach 10-20 Jahre machen wir dann aus den paar übrigen noch eine KK.
Selbst unsere Parteien dürften einsehen, dass Nettoverwaltungskosten von rund 5% (2008 = 5,15%) auch nach massiven Kürzungen die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen nicht ausgleichen könnten. Zudem steigen in Systemen ohne Wettbewerb die Verwaltungskosten massiv an (hier lohnt sich auch ein Vergleich mit den anderen SV-Trägern).

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