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Im Krankenhaus und keine Versicherung

Verfasst: 29.01.2007, 17:50
von Leeloo
So, jetzt mal von Anfang an:

Mein Vater, 56 Jahre, Ich-AG, getrennt lebend (aber nicht geschieden) von meiner Mutter (55) sie verdient ca. 380,00 Eur im Monat, hatte letzten Donnerstag einen schweren Schlaganfall und wurde auf die Intensivstation im Krankenhaus eingeliefert.

Meine Mutter hat natürlich nach besten Wissen und Gewissen dort seine Barmer Krankenkarte abgeliefert. Bis dahin auch alles i. O.. Am Wochenende haben wir dann in seinem Haushalt viele unbezahlte Rechnungen gesehen u. a. auch Schreiben von der Barmer. Es stellte sich heraus, dass er seit September 2006 keine Beiträge gezahlt hat und er aus der Kasse ausgeschieden ist.

Im Krankenhaus hatten sie es bis heute nicht gemerkt mit der Kasse, aber ich weiß jetzt gar nicht, was wir machen sollen. Eigentlich müsste jetzt schon eine Reha Maßnahme entschieden werden.

Ich dachte in Deutschland müsste die gesetzliche Kasse jeden aufnehmen?
Bitte ich brauche unbedingt Rat, wie wir jetzt weiter vorgehen sollen. Ich glaube dem Krankenhaus es zu verschweigen bringt nichts, aber ich habe Angst, dass sie ihn dann nicht weiter behandeln wollen.

Ich brauche dringend Hilfe

Verfasst: 29.01.2007, 18:03
von wolf
Hallo Leelo,
das ist in der Tat eine schwierige Situation.

Vorweg...spiel mit offenen Karten. Das Krankenhaus wird ohnehin schnell merken das Dein Vater nicht versichert ist.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Dein Vater wegen Beitragsrückstand aus der Krankenkasse ausgeschlossen worden!?
Das große Problem hierbei ist, dass damit nicht nur die Mitgliedschaft bei der jetzigen Krankenkasse endet sondern eben die Mitgliedschaft insgesamt bei der gesetzlichen Krankenversicherung. In Klartext heißt es, dass Dein Vater als freiwillig Versicherter in keine gestzliche Kasse mehr hinein kommt.
Die einzige denkbare Möglichkeit ist, dass er sein Gewerbe abmeldet und
a) entweder die Familienversicherung in der Krankenkasse Deiner Mutter beantragt (solange er verheiratet ist und kein Einkommen und nicht selbständig ist, besteht hier ein gesetzlicher Anspruch)
oder
b) wenn er Leistungen von der Agentur für Arbeit erhält (als Arbeitslosengeld I) in diesem Fall besteht Versicherungspflicht und seine "alte" Kasse muß ihn wieder aufnehmen
oder
c) er erhält von der Arge Harz IV (eher unwahrscheinlich da er z. Zt. wohl nicht erwerbsfähig ist) aber auch in diesem Fall besteht Anspruch in der Familienversicherung bei deiner Mutter.
Das mit der Familienversicherung geht natürlich nur, wenn für deine Mutter eine eigene Mitgliedschaft bei einer Krankenkasse besteht.

Unabhängig hiervon wünsche ich Deinem Vater alles Gute und das es ihm bald wieder besser geht!

Verfasst: 29.01.2007, 19:08
von Krankenkassenfee
HAllo,

das sieht in der Tat finster aus. Fangen wir mal mit der Reha an. Wenn Dein Vater rehafähig ist (Anschlußheilbehandlung und nicht neurologische Frührehe Phase C) müsste eigentlich die Rentenversicherung einspringen. Sofern er die kleine Wartezeit (60 Kalendermonate Beitrag eingezahlt) erfüllt hat. Denn wenn er eine echte Ich-AG (Existenzgründerzuschuss) und nicht nur eine landläufige Ein-Mann-Firma gegründet hat, so unterliegt er der Rentenversicherungspflicht. Also ruf mal bei der Deutschen Rentenversicherung an. Oder geh in dem Servicecenter vorbei.

Das andere ist ein Problem. Selbständigkeit aufgeben und in der Familienversicherung unterschlupfen geht ja nur zukünftig. Aber nun ist ja schon eine Menge an Kosten im Krankenhaus angelaufen.... Da bleibt nur der Gang zum Sozialamt. Hat aber wieder den unagenehmen Nachteil, dass eigene Vermögenswerte herangezogen werden und die getrennt lebende Ehefrau auch ggf. unterhaltspflichtig wird. Sofern also noch Geld "da" ist, wird man es sich seitens des Amtes wiederholen bzw. den Leistungsantrag ablehnen. Ich denke also, Ihr solltet das Tafelsilber zu Geld machen und eine Ratenzahlung mit dem Krankenhaus vereinbaren.
Und nein - in Deutschland muss man (noch) nicht versichert sein. Und auch wenn es jetzt nicht gerade gerne gehört wird: Es gibt Primärschulden (Miete, Krankenkasse), die nun mal vom Existenzgründerzuschuss zu bezahlen sind. Wenn man das nicht macht, gibt es keinen doppelten Boden - dann fällt man ganz nach unten.

Ich nhoffe für Deinen Vater, dass er gesundheitlich wieder auf die Beine kommt. Der Rest wird finanziell sehr teuer werden.

LG, Fee

Verfasst: 29.01.2007, 19:42
von Leeloo
DAnke für euren schnellen Antworten, aber das bestätigt ja nur meine schlimmsten Befürchtungen. Na dann bin ich mal gespannt, wie das weiter geht. Dann werde ich dem Krankenhaus mal reinen Wein einschenken. Ob sie ihn dann nicht so schnell wie möglich loswerden wollen...egal, ehrlich währt am längsten. Bringt ja eh nichts.

Ich bin natürlich für jeden weiteren Tip dankbar! DANKE