Barmer-GEK: Zusatzbeitragsvermeidungsprogramm

Informationen zu Fusionen, Zusatzbeiträgen und Beitragsausschüttungen der gesetzlichen Krankenkassen

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roemer70
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Beitrag von roemer70 » 03.05.2012, 21:15

Ein Aspekt, der beim Thema Wettbewerb häufig vergessen wird: Unzufriedene Kunden können wechseln. Was dafür sorgt, dass Kundenorientierung und Freundlichkeit immens wichtig sind.

Überspitzt: Warum sollte ein Muffelkopp freundlich sein, wenn ein Kunde sowieso keine Wahl hat? :wink:

Außerdem sorgt Wettbewerb für Sparwillen - wer Bekannte in Amtsverwaltungen hat, weiß, was ich meine.

klimm18
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Barmer GEK umbauprogramm

Beitrag von klimm18 » 04.05.2012, 23:02

Hey Roemer 70,

sicherlich soll Wettbewerb, in der Theorie zumindest für Sparwillen sorgen. Aber die Frage ist doch ob nicht andere Modelle einen größeren Spareffekt erzielen. Zur Zeit rechnen die Arbeitgeber mit ca. 150 Krankenversicherungen ab. Die Berechnung der Rv träger dürfte hier bekannt sein, wenn der Beitragseinzug zentralisiert wird, kamen die auf 500-700 Millionen Euro Ersparnis im Jahr. Genauso könnte beim Marketing gespart werden, da muss schon viel Wettbewerb herrschen, um diese Beträge zu sparen.

Und was Muffelköpfe anbelangt, da hängt es womöglich auch davon ab wie mann sich als Kunde verhält. Ich habe noch bei keinem stattlichen Amt einen Muffelkopf erlebt.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 05.05.2012, 15:28

sicherlich soll Wettbewerb, in der Theorie zumindest für Sparwillen sorgen.
bislang war Wettbewerb in der Krankenversicherung immer ein Preiswettbewerb: wer schafft es, den geringsten Preis zu bieten?

das fing an vom Wettbewerb um den günstigsten Beitragssatz und ging weiter zum Zusatzbeitrags-Vermeidungs-Wettbewerb. Auch die Bonusprogramme und viele Wahltarife werben vor allem mit einem: Geld zurück.

wäre nicht ein Wettbewerb um die beste Versorgung der Versicherten für alle Beteiligten besser? die Versicherten bekämen eine gute medizinische Versorgung und wären schneller wieder gesund. Und wenn die Versicherten schnell wieder gesund sind, sparen letztendlich auch die Kassen Geld. Aber natürlich erst langfristig....

Gruß
Lady Butterfly

Schmarotzer,der
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Beitrag von Schmarotzer,der » 05.05.2012, 15:47

Und wieso brauchen wir in einem (sozialen) System überhaupt Wettbewerb (auf Seiten derer, die die Kosten zahlen)?

klimm18
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Beitrag von klimm18 » 05.05.2012, 17:01

Ich kann meinen beiden Vorpostern nur zustimmen. Es herrscht wenn überhaupt ein falscher Wettbewerb in der GKV nämlich um die Vericherten von denen man animmt, dass Sie keine beziehungsweise wenig Kosten verurscahen. Das sind ja auch die einzigen für die sich diese Sondertarife lohnen.

Ich habe noch keine KV erlebt, die damit wirbt, dass sie ein hervorragendes Programm zur Betreuung von Blutern besitzt.

CiceroOWL
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Beitrag von CiceroOWL » 05.05.2012, 18:09

[quote="klimm18"]Ich kann meinen beiden Vorpostern nur zustimmen. Es herrscht wenn überhaupt ein falscher Wettbewerb in der GKV nämlich um die Vericherten von denen man animmt, dass Sie keine beziehungsweise wenig Kosten verurscahen. Das sind ja auch die einzigen für die sich diese Sondertarife lohnen.

Wobei denn auch die Zahlen gegen diese Idee des Buhlen um den "Gesunden" sprechen.

Es sollte denn wirklich um die Qualtität der Versorgung gehen.

Wenn ich mir da das Geschachere um die Versicherten der City BKK ansehe....

Da wurde sich wahrlichnicht mit Ruhm bedeckt.

spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,761384,00.html

spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,788313,00.html

handelsblatt.com/unternehmen/versicherungen/jede-zweite-in-gefahr-vielen-krankenkassen-droht-die-insolvenz/4659532.html

Wat solls. :(

Ulla wollte ihre 50 Kassen und die wird Sie bekommen.

CiceroOWL
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Beitrag von CiceroOWL » 05.05.2012, 18:27

Ich habe noch keine KV erlebt, die damit wirbt, dass sie ein hervorragendes Programm zur Betreuung von Blutern besitzt.[/quote]

abendblatt.de/politik/deutschland/article1145858/Erste-Krankenkasse-fordert-einen-Zusatzbeitrag.html

sueddeutsche.de/geld/krankenkassen-der-fall-gbk-murks-bleibt-murks-1.174107

ksta.de/html/artikel/1246883788785.shtml

w3.dhg.de/news/archive/2010/06/16/bluter-wehren-sich-gegen-diffamierung-als-kostentreiber.html
Bei der Therapie der Hämophilie handele es sich um eine für die betroffenen Patienten lebensnotwendige und damit alternativlose Behandlung. Kalnins: „Die Kosten dieser Behandlung als Grund für Finanzprobleme vorzuschieben, ist daher verantwortungslos und unethisch.“
Weiter weist die DHG darauf hin, dass bei der Hämophiliebehandlung nachweislich wirksame Arzneimittel zum Einsatz kämen. Im Gegensatz dazu blieben rund 30 Prozent aller in Deutschland verschriebenen Medikamente ohne therapeutischen Nutzen. Werner Kalnins: „Es liegt auf der Hand, dass auf diesem Gebiet – und nicht bei der Behandlung der Bluter – erhebliche Einsparpotentiale zu suchen sind.“
Hm echt nett so ein Vergleich, stelle mir nur gerade vor was denn passieren würde wenn man denn dazu übergeht alle Menschen ab 80 Behandlungen vorzuenthalten.

Da gabe es mal eine Zeit ..................................,

nachrichten.at/nachrichten/politik/innenpolitik/art385,879670

roemer70
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Beitrag von roemer70 » 05.05.2012, 18:41

klimm18, solche Behandlungsprogramme (auch für Bluter) gibt es. Aber warum wird nicht damit geworben? Weil sich jeder dieser Erkrankten trotz mRSA negativ auf die Finanzlage der KK auswirkt. Eine Wechselbewegung von Schwerkranken stürzt jede KK in den Zusatzbeitrag (siehe GBK, die ihre Lage mit zwei kranken Versicherten begründete).

Das mag man unmoralisch finden, aber nur mit einer Mischkalkulation funktioniert es. Nur mit ausreichend gesunden Versicherten können (teure) Behandlungsprogramme gegenfinanziert werden. Und Innovationskraft gibt es hier en masse - immer unter dem Gesichtspunkt mittel- oder langfristig den Gesundheitszustand dieser Versicherten zu verbessern... und damit natürlich Kosten zu sparen.

Es wird übrigens nicht nur mit Boni für Gesunde geworben, sondern auch mit Homöopathie, Osteopathie usw. Und in Zeiten ohne Zusatzbeiträgen, mit sehr vielen ähnlichen Wahltarifen und Bonusprogrammen sind diese Leistungen (neben der Qualität der Betreuung) häufig das Zünglein an der Waage. Warum sollte sonst die TK auf Satzungsleistungen setzen, wenn sie auch zu einer Prämienausschüttung in der Lage wäre?

Edit: GBK eingefügt.

CiceroOWL
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Beitrag von CiceroOWL » 05.05.2012, 19:19

roemer70 hat geschrieben:klimm18, solche Behandlungsprogramme (auch für Bluter) gibt es. Aber warum wird nicht damit geworben? Weil sich jeder dieser Erkrankten trotz mRSA negativ auf die Finanzlage der KK auswirkt. Eine Wechselbewegung von Schwerkranken stürzt jede KK in den Zusatzbeitrag (siehe GBK, die ihre Lage mit zwei kranken Versicherten begründete).

Das mag man unmoralisch finden, aber nur mit einer Mischkalkulation funktioniert es. Nur mit ausreichend gesunden Versicherten können (teure) Behandlungsprogramme gegenfinanziert werden. Und Innovationskraft gibt es hier en masse - immer unter dem Gesichtspunkt mittel- oder langfristig den Gesundheitszustand dieser Versicherten zu verbessern... und damit natürlich Kosten zu sparen.


Edit: GBK eingefügt.
Für die GBK war es nur halt denn der angeblich letzte Sargnagel, mehr nicht. Natürlich kann es nur mit einer Mischkalkulation funktionieren und entsprechenden Programmen.

klimm18
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Beitrag von klimm18 » 05.05.2012, 22:52

Hallo Roemer 70 dein Argument mit der Mischkalkulation verstehe ich, aber ist nicht der Widerspruch dass dass System die lassen dazu zwingt eine Mischkalkulation zu fahren bzw. einen Deckungsbeitrag zu errechnen obwohl doch alle Versicherten denselben Beitragssatz zahlen. Und ob bei behandlungsprogrammen bei schwer kranken versicherten wirklich so viel Innovationskraft herrscht erscheint mir auch fraglich, oder geht es vielleicht nur darum kosten in den griff zu kriegen, moeglcherweise zu Lasten der kranken. Und ich vermute die tk zahlt keinen Beitrag aus, damit mann einen guten Polster hat und moeglcherweise den laengsten Atem hat, wenn es um einen zusatzbeitrag geht. Die freiwilligen satzungsleistungen koennen ja wohl schnell wieder gekippt werden. Deswegen werden dann die wenigsten kuendigen.
Es ist wohl wirklich eine frage der Moral wieviel wettbewerbselemente in einer solidarischen Versicherung moeglich sein sollten.
Die Exzesse des Wettbewerbsgedankens hat man bei der schliessung der City bkk gesehen, wobei dieses Verhalten oekonimisch rational war.

klimm18
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Beitrag von klimm18 » 05.05.2012, 22:57

Ich bitte die schlechte Orthographie zu entschuldigen, habe vom Handy geschrieben.

roemer70
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Beitrag von roemer70 » 05.05.2012, 23:19

Ich verstehe Deine Bedenken, klimm18, auch mir gefallen einige Auswüchse des Wettbewerbes in der GKV nicht - das Kapitel nach dem Ende der City BKK gehört dazu.

Eine einheitliche Kasse würde in meinen Augen aber ruckzuck zu einem starren und übersättigten Monstrum mutieren. Kein Spardruck, kein Verbesserungsdruck, keine Einzelfallentscheidungen, keine Konkurrenz, keine Ausweichmöglichkeiten für Versicherte, keine Satzungsleistungen usw. Neue Leistungen nur, wenn sie vom GBA beschlossen würden. Ich denke da nur an die gefühlte Ewigkeit, bis Akupunktur generell Kassenleistung wurde...

Eine Prämienauszahlung, um mal eine Erkenntnis der Jahre seit Einführung des Gesundheitsfonds ins Spiel zu bringen, bringt kein massives Mitgliederwachstum - das belegen eindeutig die Mitgliederzahlen der ausschüttenden Kassen (vgl. dazu auch das Wachstum der IKK direkt damals). Wenn ich mir aber den Werdegang z.B. der Securvita ansehe, merke ich, dass man mit Satzungsleistungen oder speziellem Zielpublikum erfolgreich im Sinne des Wettbewerbs sein kann.

Zum Thema Versorgungsprogramme schau' doch einfach mal bei Deinem Arbeitgeber regionale Programme an. Oder bei der Konkurrenz. Da sind schon einige bemerkenswerte Dinge dabei. Nicht zu Lasten der Versicherten, sondern zu deren Gunsten. Diese Skepsis dürfte doch seit Einführung der DMP erledigt sein, oder? :wink:

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 06.05.2012, 11:33

Hallo,
nach nunmehr 44 Jahren als aktiver MA. einer GKV-Kasse und unter Berücksichtigung der Entwicklung im Gesundheitswesen, bin ich grundsätzlich der Auffassung, dass die Einheitskrankenkasse für alle mit einer festen Grundversorgung (natürlich immer auf dem aktuellsten medizinischen Level)
und der Möglichkeit von Zusatzversicherung die beste Lösung wäre.
Wettbewerb gibt es dann nur noch für die Zusatzversicherungen und das ist Sache der PKV.
Wie gesagt, mein Favorit.
Alternativ, und damit könnte ich natürlich auch leben - der Gesetzgeber gibt den
GKV-Kassen die Grundversorgung strikt vor, alles andere, wie Beitragssatz und Zusatzversicherung (ob als eigenes Angebot oder in Zusammenarbeite mit PKVen)sind vollkommen freigestellt.
Wahlfreiheit bleibt natürlich bestehen, Ablehnungen von Versicherungsanträgen darf es nur bei den Zusatzversicherungen geben, das gleiche gilt für Risikozuschläge.
Wettbewerb pur !!
Gruss
Czauderna

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Beitrag von roemer70 » 06.05.2012, 19:09

Den Gedanken der Einheitskasse hatte ich auch schonmal, Czauderna.
Aber wo hört die Grundversorgung auf, wenn man vom heutigen Leistungskatalog ausgeht? Man muss dabei bedenken, dass eine gestrichene Leistung (gerne genommen: Zahnersatz) dazu führt, dass manche sich solch eine Zusatzversicherung oder Versorgung nicht mehr leisten könnten. Oder wegen Vorerkrankungen keinen Zusatzschutz bekämen. Und eine große Ersparnis beim Beitragssatz würde sich durch das Ausdünnen des Leistungskataloges nicht ergeben - Du kennst ja die hauptsächlichen Kostenfaktoren. An denen kann man grds. nicht sparen.

Dann der Punkt "aktueller medizinischer Stand": Wieviele Jahre dauert es, bis eine Leistung durch den GBA entsprechend befürwortet wird. Zudem wäre der Beitragssatz der Einheitskasse ein Politikum - den zu erhöhen senkt die Chancen auf Wiederwahl dramatisch. Dann doch lieber keine teuren Innovationen bezahlen...

Solange der PKV politisch noch ein Existenzrecht eingeräumt wird, halte ich unser heutiges System für das Sinnvollste (ohne individuelle Beitragssätze, um Überschüsse auch in Versorgungsprogramme zu packen). Wobei ich nicht an einen dauerhaften Fortbestand der PKV glaube.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 06.05.2012, 20:47

hat schon mal jemand darüber nachgedacht, dass man den Wettbewerb auch um eine bessere bzw. vielleicht sogar die beste Versorung führen könnte?

seit den 70er Jahren folgt ein Kostendämpfungsgesetz auf das nächste. Ergebnis: die Kosten steigen munter weiter.

andererseits kosten gesunde Versicherte bekannterweise am wenigsten. Man könnte also auch über eine bessere Versorgung Kosten sparen....das würde allerdings zuerst mal eine Investition erfordern.

Gruß + einen guten Start in die Woche!
Lady Butterfly

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