Barmer will jede fünfte Stelle streichen

Informationen zu Fusionen, Zusatzbeiträgen und Beitragsausschüttungen der gesetzlichen Krankenkassen

Moderatoren: Czauderna, Karsten

derKVProfi

Barmer will jede fünfte Stelle streichen

Beitrag von derKVProfi » 24.02.2014, 08:52

Auch das Geschäftsstellen-Netz der Barmer soll extrem ausgedünnt werden

Der Rotstift regiert - Barmer will jede fünfte Stelle streichen

Auch das Geschäftsstellen-Netz der Barmer soll extrem ausgedünnt werden

Quelle: 24.02.2014, 06:37 Uhr | dpa-AFX, T-Online.de

Die Barmer GEK, Deutschlands Krankenkasse ......

Oder auch:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u ... 17283.html

Die Luft wird dünner. Für die betroffenen Arbeitnehmer ist das zwar kein Trost, aber...

Wichtig ist nur, dass Quantität und nicht Qualität reduziert wird.

Moderne informationstechnologie und -strategie machen es grundsätzlich möglich.

Mittelfristig werden auch die Nachwuchskapazitäten fehlen.

Und menschliche Arbeitskraft wird in Pflege und Behandlung gebraucht und nicht in Verwaltung!

Für die betroffenen Arbeitnehmer mit Sicherheit keine lustige Situation: da entstehen Existenzängste!

roemer70
Beiträge: 1445
Registriert: 23.06.2010, 01:59

Re: Barmer will jede fünfte Stelle streichen

Beitrag von roemer70 » 25.02.2014, 00:48

derKVProfi hat geschrieben:Für die betroffenen Arbeitnehmer mit Sicherheit keine lustige Situation: da entstehen Existenzängste!
Unter Garantie!
Da kann man den Betroffenen nur wünschen, dass dieses Versprechen des VV gehalten wird: „Der Personalabbau wird sozialverträglich ausgestaltet.“
Dafür bietet eine rund 4jährige Dauer in meinen Augen viele Möglichkeiten.

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 25.02.2014, 16:10

...auch innerhalb von 4Jahren wird es schwer eine derart große Masse an Mitarbeitern abzubauen, dass es "sozialverträglich" bleibt. Ganz ohne (Änderungs-)Kündigungen oder Aufhebungen wird das wohl nicht funktionieren. Zudem gibt es den verständlichen Drang aus dem Mgmt mit dem Personalabbau zügiger voranzukommen.

Mal sehen wie die MitarbeiterInnen damit jetzt umgehen, solche Veränderungen hat es bei der BEK noch nie gegeben. Bis dato war man immer davon ausgegangen, dass bei der Großen einiges besser gemacht wird als bei den orangenen oder blauen "Sorgenkindern."

Aber es werden aus der Finanzierungslogik über den GF heraus weitere Kassen folgen...

Lady Butterfly
Beiträge: 1363
Registriert: 21.03.2009, 22:52

Beitrag von Lady Butterfly » 25.02.2014, 19:40

nun ja, ich kenn die Altersstruktur der Barmer GEK ja nicht - aber ich könnte mir vorstellen, dass über eine Altersteilzeitregelung bzw. über die Ausnutzung der neuen "Rente ab 63" einige Mitarbeiter vielleicht früher in Rente gehen könnten..... wieviele Mitarbeiter diese Möglichkeit jedoch betrifft, weiß ich natürlich nicht.

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 27.02.2014, 21:54

Eine ATZ ist teuer und wird nur Mitarbeitern in einem Alterskorridor ab 55 etwas nutzen, die zumindest bis 61 damit hinkommen könnten. Dann zwei Jahre ALG *ähm* -> gekürzte oder ungekürzte Rente. Die Rente ab 63 ist nicht neu, neu ist nur, dass bei entspr. Versicherungsjahren keine Abschläge mehr abgezogen werden. Ich fürchte aber dass bei über 3500Beschäftigten nur die wenigsten in diesen Bahnhof kommen.

Lady Butterfly
Beiträge: 1363
Registriert: 21.03.2009, 22:52

Beitrag von Lady Butterfly » 27.02.2014, 23:57

Poet hat geschrieben:Ich fürchte aber dass bei über 3500Beschäftigten nur die wenigsten in diesen Bahnhof kommen.
nun ja - wie gesagt, ich kenne die Altersstruktur der Barmer GEK nicht und kann mich deshalb dazu nicht äußern
Poet hat geschrieben: Eine ATZ ist teuer
und: umsonst ist der Tod und der kostet das Leben :oops: :wink:

was ist die Alternative: betriebsbedingte Kündigungen - da sind wahrscheinlich Abfindungen fällig und ggf. eine Transfergesellschaft
Nachteil: wenn du Abfindungen anbietest, besteht die Gefahr, dass genau die Arbeitnehmer gehen, die du eigentlich behalten willst. Weil die sich gute Chancen am Arbeitsmarkt ausrechnen und die Abfindung gerne mitnehmen

was natürlich auch kommen wird:
man wird die natürliche Fluktuation ausnutzen, d. h. Stellen von ausscheidenden Mitarbeitern nicht nachbesetzen und die Azubis haben wahrscheinlich auch schlechte Karten...

alles in allem: keine schöne Situation

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 28.02.2014, 08:36

@LB: Die Ersatzkassen hatten zusammen mit Ihren Tarifpartnern über den EKT/DV betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Was aber geht, den betreffenden Beschäftigten Angebote im Rahmen der Zumutbarkeitsregelung in anderen Dienststellen anzubieten.Nehmen die Besch. diese nicht an kommt es zur Änderungskündigung mit doppelter Kü-Frist.Dauert längstens 24Monate.

Die 55/20er oder 40/15er haben da etwas bessere Karten durch die EKT-Regelungen.Und so ist es kein Geheimnis wer in den betreffenden Dienststellen als erstes gehen muss.

Bei Abbau in dieser Größenordnung geht es nur noch darum wie man am schnellsten und günstigsten vorankommt,nicht wen man behalten möchte.

Und das ist natürlich keine schöne Situation.

Lady Butterfly
Beiträge: 1363
Registriert: 21.03.2009, 22:52

Beitrag von Lady Butterfly » 28.02.2014, 10:26

@Poet: ich kenne mich in den Tarifverträgen der EKen nicht wirklich gut aus.... aber davon abgesehen: jemandem ein Angebot zum Aufhebungsvertrag gegen Abfindung machen, geht immer. Und wie gesagt: das Angebot nehmen am ehesten diejenigen an, die sich gute Karten auf dem Arbeitsmarkt versprechen...
Poet hat geschrieben:Bei Abbau in dieser Größenordnung geht es nur noch darum wie man am schnellsten und günstigsten vorankommt,nicht wen man behalten möchte.
da hast du wahrscheinlich recht - fraglich ist aber, ob das der richtige Weg ist, wenn man langfristig erfolgreich sein möchte. Da hab ich meine Zweifel...

die Barmer GEK steht wohl vor einem wenig schönen Weg - für alle Beteiligten.

wie schon oben geschrieben: es wäre interessant zu wissen, wieviele Mitarbeiter in den nächsten 4 Jahren durch Verrentung ausscheiden... ich denke schon, dass das eine Menge Mitarbeiter betrifft.

Es wäre auch interessant, wieviele Mitarbeiter jährlich aus sonstigen Gründen bei der Barmer GEK ausscheiden - die Stellen der ausscheidenden Mitarbeiter werden wohl nicht nachbesetzt werden.

aber ohne genaue Zahlen bleibt alles eh nur Spekulation...

bennie
Beiträge: 9
Registriert: 10.08.2011, 19:50

Beitrag von bennie » 29.03.2014, 14:00

ganz einfach. dem mitarbeiter wird ein angebot gemacht. entweder er nimmt es an oder nicht.

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 29.03.2014, 17:09

@bennie: Die Frage ist welches Angebot. Im EKT macht es einen großen Unterschied ob Du im Rahmen der Zumutbarkeit einen anderen Arbeitsplatz angeboten bekommst oder ob das Angebot nicht zumutbar ist. Dazu müsste man jedoch erstmal wissen welche Niederlassungen betroffen sind...

Rossi
Beiträge: 2072
Registriert: 16.12.2007, 14:41

Beitrag von Rossi » 11.04.2014, 07:59

Tja, jede 5. Stelle zu streichen ist natürlich knallhart.

Die Frage ist natürlich auch wieviel Mitarbeiter und wieviel Versicherte die BARMER GEK hat.

Ich bin dort unter Wikipedia auf eine recht interessante Seite gestossen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... eutschland

BARMER GEK

8.640.000 Versicherte und 17.000 Mitarbeiter


Techniker
8.680.000 Versicherte und 9.700 Mitarbeiter


Boah, die Unterschied ist schon ziemlich krass oder!? Die Gretchenfrage ist naütrlich auch, warum die TK so wenig und die BARMER so viel Mitarbeiter hat. Wo sind die gravierenden Unterschiede?!

GerneKrankenVersichert
Beiträge: 3599
Registriert: 13.08.2008, 14:12

Beitrag von GerneKrankenVersichert » 11.04.2014, 09:40

Wikipedia mag ja interessant sein, Seiten ohne Quellenangaben sind jedoch nur bedingt aussagekräftig.

BARMER GEK
8,7 Millionen Versicherte
16900 Vollzeitstellen
800 Geschäftsstellen

https://www.barmer-gek.de/barmer/web/Po ... umn_tdocid

TK
8,8 Millionen Versicherte
12880 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
248 Geschäftsstellen

http://www.tk.de/tk/themen/050-publikat ... ick/109214

Wie die unterschiedlichen Angaben der beiden Kassen verdeutlichen, sagt die Mitarbeiteranzahl wenig aus. Interessant ist die Anzahl der Vollzeitstellen, diese Angabe habe ich bei der TK auf die Schnelle nicht gefunden, es kann natürlich sein, dass die angegebenen 9700 Mitarbeiter sich auf Vollzeitstellen beziehen, ohne Quellenangaben ist das schwierig zu verifizieren.

Die gravierenden Unterschiede liegen in der Anzahl der Geschäftsstellen. Bei der BARMER GEK wird dort überwiegend beraten und nur eine geringfügige Sachbearbeitung durchgeführt, das ist also ein tatsächlicher Zusatzaufwand, da die Mitglieder auch dann vorbeikommen und sich (zeit)aufwändig beraten lassen, wenn ein kurzes CallCenter-Telefonat wie bei der TK es genauso gut getan hätte. Und die Kundenströme dementsprechend umzuleiten, scheint das Ziel zu sein.
Die neue Welt der Barmer GEK sieht so aus: Zwar gibt es weniger Geschäftsstellen, dafür dort mehr Personal und bundesweit einheitlich lange Öffnungszeiten bis zum frühen Abend. Vor allem Versicherte mit „komplizierten Anliegen“ wie Schwerkranke, Multimorbide oder Pflegepatienten sollen von einem besseren Service profitieren. Dabei sei sichergestellt, dass in aller Regel kein Kunde „überlange“ Wege in Kauf nehmen müsse.

Den Vorwurf, er plane einen „Kahlschlag“, kann Straub mit dem Hinweis parieren, die Barmer GEK habe nach der Kürzung immer noch 130 Geschäftsstellen mehr als die Techniker Krankenkasse. Kunden, die nur eine schnelle Information oder Beratung wollten, sollten sich per Telefon, elektronischer Post oder Social-Media melden. Das sei ohnehin der Weg, auf dem die meisten Kontakt mit der Kasse suchten.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u ... 17283.html

Und dann schleppt die BARMER GEK noch den "Fusions-Speck" http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 60840.html mit sich rum. Die Mohren, die jahrelang mit vielen verschiedenen und ineffizienten Systemen gearbeitet haben, haben nun ihre Schuldigkeit getan und müssen weg.

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 11.04.2014, 09:48

GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Die gravierenden Unterschiede liegen in der Anzahl der Geschäftsstellen. Bei der BARMER GEK wird dort überwiegend beraten und nur eine geringfügige Sachbearbeitung durchgeführt, das ist also ein tatsächlicher Zusatzaufwand, da die Mitglieder auch dann vorbeikommen und sich (zeit)aufwändig beraten lassen, wenn ein kurzes CallCenter-Telefonat wie bei der TK es genauso gut getan hätte. Und die Kundenströme dementsprechend umzuleiten, scheint das Ziel zu sein.
Die schöne neue Welt des effizienten Wirtschaftens, dass dem wettbewerb geschuldet ist.

Ich nenne es gerne auch die "soziale Kälte" des Shareholder Value!

CallCenter - intellektuell unauffällige Menschen, die aber ind er Lage sind Empathie zu vermitteln um den Vorgang dann mittels der Taste "Delete" zu entsorgen!

Rufen Sie uns an, wir kümmern uns um Ihr Problem! Alte und kranke Menschen brauchen persönliche Ansprechpartner vor ORT!

Zeit die Kassen abzuschaffen - eine regioanle Gesundheitsversorgung als Selbsthilfeeinrichtung der Menschen vor Ort reicht aus - eine vor Ort in jeder Region!

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 11.04.2014, 10:04

@KVProfi: Nur ein Zusatz von meiner Seite -> bei den gesetzlichen Kassen gibt es keinen shareholder-Ansatz.

Wenn man so will, ist der Shareholder das BMG mit seinem Gesundheitsfonds. Dieser verfolgt selbst keine Gewinnerzielungsabsichten.

Die Kassen auf eine zu reduzieren hat viele Vorteile. Nur nicht für die Versicherten. Wir haben bereits Monopole in der SV, die haben allesamt weder zur Kostensenkung noch zur Serviceverbesserung geführt. Ich fürchte, es gibt mehr soziale Kälte in manch anderem Zweig der SV als am Ende der Callcenter-Leitung einer Krankenkasse.

GerneKrankenVersichert
Beiträge: 3599
Registriert: 13.08.2008, 14:12

Beitrag von GerneKrankenVersichert » 11.04.2014, 11:04

derKVProfi hat geschrieben: Rufen Sie uns an, wir kümmern uns um Ihr Problem! Alte und kranke Menschen brauchen persönliche Ansprechpartner vor ORT!
Auch auf diesen Einwand hat Dr. Straub eine Antwort:
Zukünftig wird ein ausgeklügeltes Geschäftsstellennetz dafür sorgen, dass die meisten Versicherten nicht länger als 20 Minuten brauchen, um uns zu erreichen. Wer eingeschränkt und nicht mobil ist, den besuchen wir gerne auch weiterhin zu Hause. Außerdem werden wir erstmals mobile Geschäftsstellen einsetzen, damit auch wirklich niemand überlange Wege in Kauf nehmen muss.
http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 60840.html

Falls diese Versprechen gehalten werden, könnte es m. E. sogar funktionieren.

Antworten