Zusatzbeitrag als Sannierungsinstrument

Informationen zu Fusionen, Zusatzbeiträgen und Beitragsausschüttungen der gesetzlichen Krankenkassen

Moderatoren: Czauderna, Karsten

CiceroOWL
Beiträge: 5211
Registriert: 20.09.2008, 14:11

Beitrag von CiceroOWL » 21.09.2013, 09:22

Allerdings seien die Krankenkassen dabei zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet. Das gelte insbesondere im Vorfeld politischer Wahlen. Die Kassen hätten daher "jede Form der Wahlbeeinflussung zu unterlassen.
spiegel.de/wirtschaft/soziales/bundesversicherungsamt-beanstandet-rundschreiben-der-hek-an-mitglieder-a-923374.html


:D Ist ja schließlich nicht Tengelmann sondern eine KÖR.

KKA
Beiträge: 1082
Registriert: 30.09.2012, 21:41

Beitrag von KKA » 22.09.2013, 12:17

CiceroOWL hat geschrieben:
Allerdings seien die Krankenkassen dabei zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet. Das gelte insbesondere im Vorfeld politischer Wahlen. Die Kassen hätten daher "jede Form der Wahlbeeinflussung zu unterlassen.
spiegel.de/wirtschaft/soziales/bundesversicherungsamt-beanstandet-rundschreiben-der-hek-an-mitglieder-a-923374.html


:D Ist ja schließlich nicht Tengelmann sondern eine KÖR.
Ja, und demnächst vergibt der Arbeitgeber nur noch Jobs an jene, die sich vertraglich verpflichten, ausschließlich die vom AG vorgeschriebene Partei zu wählen... :wink:

Demokratie? Das ich nicht lache.

Gruss
KKA

CiceroOWL
Beiträge: 5211
Registriert: 20.09.2008, 14:11

Packen wir es denn an?

Beitrag von CiceroOWL » 25.09.2013, 07:30

spiegel.de/wirtschaft/soziales/baustellen-der-gesundheitspolitik-a-924205.html

Quo vadis Zusatzbeitrag ?

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 25.09.2013, 14:35

@Cicero: Die Überschrift in dem Artikel ist nicht zutreffend. Es gab aus meiner Sicht kein besonderes Koma in der Gesundheitspolitik speziell in den letzten 4Jahren. Die Schreiber zeigen nur zu deutlich um was es ihnen geht.

Pläne für den Umbau des ZB liegen längst vor -> z.B. diesen über die vom Arbeitgeber einzuziehenden ARN-Anteile mit einzuziehen. Man könnte es dann auch Erhöhung des Arbeitnehmeranteils nennen...*räusper*

Eines wissen alle Beteiligten: Das Thema Zusatzbeitrag kommt scheiße an. Die 0,9%+X die vom Lohn dem Arbeitnehmer mehr abgezogen werden fallen bei weitem nicht so auf.

Lady Butterfly
Beiträge: 1363
Registriert: 21.03.2009, 22:52

Beitrag von Lady Butterfly » 25.09.2013, 20:22

nun ja, die Union und die SPD haben sich schon einmal geeinigt - und heraus kam der Gesundheitsfonds, der Morbi-RSA und die Zusatzbeiträge, der Basistarif für die PKV, die Versicherungspflicht für alle (wenn die auch noch etwas holpert) - alles alt bekannt.

wieso sollte das nicht nochmals funktionieren?

CiceroOWL
Beiträge: 5211
Registriert: 20.09.2008, 14:11

Beitrag von CiceroOWL » 27.09.2013, 08:33

die frage stelle ich mir auch schon die ganze Zeit... Naja... warten wir heute ab wohin die Reise geht.

CiceroOWL
Beiträge: 5211
Registriert: 20.09.2008, 14:11

Beitrag von CiceroOWL » 09.10.2013, 07:56

CiceroOWL hat geschrieben:VII. Zurück zu einem funktionalen Unternehmensbegriff im Ganzen

Entsprechend den Regelungen des europäischen Wettbewerbs-rechts wäre eine Bewertung des Handelns von Krankenkassen nach Maßgabe des Art. 106 AEUV vorzugswürdig60. Das setzt ihre Unternehmenseigenschaft voraus. Betrachtet man das Sozialrecht als Teil des Wirtschaftsrechts61, wäre –entsprechend den Ausführungen des Generalanwalts in seinem Schlussantrag ein einheitliches Verständnis des Unternehmensbegriffs geboten und Krankenkassen in Abhängigkeit von der kon-kreten Handlung auch als Unternehmen anzusehen. Nach der bisherigen Rechtsprechung ist das jedoch nicht zu erwarten. Die Entwicklung, die sich mit dem Schlussantrag des Gene-ralanwalts in Sachen BKK Mobil Oil andeutet, zwingt gleichohl zu einer neuen Betrachtung des wirtschaftlichen Han¬delns von Krankenkassen. Dabei ist einerseits die bisherige Rechtsprechung heranzuziehen und andererseits wieder zu einem engen Ausnahmenverständnis zurückzukehren, um Zweck und Ziel des Gemeinschaftsrechts zu entsprechen. In einer Zusammenschau aller Merkmale sei eine Einrichtung dann nicht als Unternehmen anzusehen, wenn sie am System der sozialen Sicherheit eines Mitgliedstaates teilnimmt, wenn sie Gesetze nur anwendet, keine Möglichkeit hat, die Höhe ih¬rer Beiträge zu beeinflussen und weder die Verwendung der Mittel noch den Umfang der von ihnen angebotenen Leistun¬gen zu bestimmen62. Das entscheidende Merkmal, das alle diese Voraussetzung miteinander verbindet, ist der Vollzug be-stehender Gesetze. Die mangelnde Beeinflussung von Leis-tungsumfang und Beitragshöhe sind nur Folge des Vollzugs vorgegebener Regelungen. Dort, wo eine Einrichtung Gesetze zu vollziehen hat, wo keine Handlungsspielräume für sie beste¬hen, kann sie auch nicht im Wettbewerb handeln63.
Sind Ausnahmen im Europäischen Recht eng auszule-gen, so kann die Ausnahme vom funktionalen Unternehmens begriff selbst wieder nur funktional sein. Es muss also darauf ankommen, ob die Einrichtung bei ihrer konkreten Handlung Gesetze vollzieht. Das hätte in Sachen FENIN wohl zu einem anderen Ausgang des Rechtsstreits geführt. Problematisch bleibt zwar auch bei diesem Ansatz das Verhältnis zu Art. 106 AEUV und die Verantwortung der Mitgliedstaaten, die den Ein-richtungen wettbewerbswidriges Handeln gestatten oder for-cieren64. Aber es wäre ein Anfang, Abstand zu nehmen vom eingeschlagenen Weg eines wettbewerbsrechtlichen Sonderbe-reichs für Krankenkassen hin zu einem funktionalen Unterneh-mensverständnis im Ganzen, das die Anwendung des europä-ischen Wettbewerbsrechts in Einklang mit den Zielen des Gemeinschaftsrechts zulässt.


IX. Zusammenfassung
In die Diskussion um Krankenkassen als Unternehmen im Sinne des Europäischen Wettbewerbsrechts scheint Bewegung zu kommen. Grund dafür ist nicht nur die anhaltende Kritik an der Rechtsprechung des EuGH, sondern auch die zu erwar-tende Entscheidung in der Rechtssache BKK Mobil Oil. In sei-nem Schlussantrag spricht sich der Generalanwalt für ein ein-heitliches Verständnis von Unternehmen und Gewerbetrei-benden im Sinne des Europäischen Wirtschaftsrechts aus. Schließt sich der EuGH der Auffassung des Generalanwalts an, könnte der Wettbewerb im System der GKV nicht mehr nur als bloßes Instrument übergeordneter sozialer Zwecke angesehen werden, sondern würde nach Maßgabe der Art. 101 ff. AEUV geschützt.
Es ist zu hoffen, dass der EuGH die Rechtssache BKK Mobil Oil, ähnlich wie der Generalanwalt zu einer allgemeinen Klarstellung nutzt, ob insbesondere vor dem Hintergrund ihrer zunehmenden unternehmerischen Handlungsfreiheit, Kran-kenkassen im Sinne des europäischen Wirtschaftsrechts allein wegen der ihnen obliegenden öffentlichen Aufgabe einen wettbewerbsfreien Sonderbereich bilden sollen. Es könnte ein erster Schritt zurück zu einem auch seine Ausnahmen erfas-senden funktionalen Unternehmensbegriff sein. Das würde zu-gleich aufzeigen, wie weit Ausnahmen vom europäischen Wettbewerbsrecht reichen können und dürfen.
Allerdings wird die Entwicklung eines europäischen Gesundheitsmarktes unter Einbeziehung der öffentlichen Gesundheitsversorgung auch ohne die Anwendung der Art. 101 ff. AEUV fortschreiten. Die Begleitung und Kontrolle durch das europäische Wettbewerbsrecht wäre jedoch wünschens¬wert; die öffentliche Gesundheitsversorgung würde stärker in die Integration des Gemeinsamen Marktes einbezogen und der Wettbewerb auch auf europäischer Ebene geschützt. Nur ein geschützter Wettbewerb kann jene Funktionen im System der öffentlichen Gesundheitsversorgung erfüllen, wegen derer er eingeführt wurde.

Aus: Mögliche Auswirkungen der zu
erwartenden EuGH-Entscheidung
in Sachen BKK Mobil Oil (C-59/12)
auf die Anwendung der Art. 101 ff.
AEUV auf Krankenkassen
Aus Zesar 09/2013 358 ff.
spiegel.de/wirtschaft/soziales/eugh-urteil-bkk-mobil-oil-muss-sich-an-wettbewerbsregeln-halten-a-925870.html

medien-internet-und-recht.de/volltext.php?mir_dok_id=2500

krankenkassen-direkt.de/news/news.pl?val=1381345122&news=337966790
Im Wege eines Vorabentscheidungsersuchens können die Gerichte der EU-Mitgliedstaaten in einem bei ihnen anhängigen Rechtsstreit dem Gerichtshof Fragen nach der Auslegung des Unionsrechts oder nach der Gültigkeit einer Handlung der Union vorlegen. Der Gerichtshof entscheidet nicht über den nationalen Rechtsstreit. Es ist Sache des nationalen Gerichts, über die Rechtssache im Einklang mit der Entscheidung des Gerichtshofs zu entscheiden. Diese Entscheidung des Gerichtshofs bindet in gleicher Weise andere nationale Gerichte, die mit einem ähnlichen Problem befasst werden.

Rechtsstreit: BKK Mobil Oil / Wettbewerbszentrale
BGH-Verfahren, Az. C-59/12
Mal für alle die es intressiert :wink:

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 09.10.2013, 21:26

Hier kommen die wahren Beweggründe an's Tageslicht:

"Es ist zu hoffen, dass der EuGH die Rechtssache BKK Mobil Oil, ähnlich wie der Generalanwalt zu einer allgemeinen Klarstellung nutzt, ob insbesondere vor dem Hintergrund ihrer zunehmenden unternehmerischen Handlungsfreiheit, Krankenkassen im Sinne des europäischen Wirtschaftsrechts allein wegen der ihnen obliegenden öffentlichen Aufgabe einen wettbewerbsfreien Sonderbereich bilden sollen."

Dem Grunde nach ging es bei der ganzen Sache nicht um Inhalte. Schon das deutsche UWG beschränkt das wettbewerbliche Handeln im Sinne der Mitbewerber und Kunden.

CiceroOWL
Beiträge: 5211
Registriert: 20.09.2008, 14:11

Beitrag von CiceroOWL » 09.10.2013, 21:28

Taja..

CiceroOWL
Beiträge: 5211
Registriert: 20.09.2008, 14:11

Trotz Plus zum Zusatzbeitrag?

Beitrag von CiceroOWL » 12.10.2013, 19:05

aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/krankenkassen/article/847883/prognose-gesundheitsfonds-knackt-200-milliarden-marke.html
Mit Zusatzbeiträgen zu rechnen?

Die Grünen-Politikerin Biggi Bender betonte hingegen, dass Versicherte im kommenden Jahr mit Zusatzbeiträgen rechnen müssten, wenn der GKV-Spitzenverband mit seiner Warnung Recht behielte und sich die Annahmen über die Ausgabenentwicklung der GKV als zu optimistisch herausstellten.

Die hohen Rücklagen, die die GKV aufgebaut habe, verteilten sich sehr unterschiedlich zwischen den Kassen.

Vor allem viele kleinere Kassen schrieben derzeit zwar "schwarze Zahlen", hätten aber keine Reserven, mit denen sie Ausgabensteigerungen auffangen können.
eine Kasse hat ja schon ganz vehement bestritten einen Zusatzbeitrag erheben zu müssen.

kkh.de/index.cfm?pageid=2682&pk=118907

Und in den anderen Bereichen der SV sieht es ja auch nicht besonders rosig aus.

https://www.destatis.de/DE/PresseServic ... 71135.html

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 12.10.2013, 20:10

@Cicero: Diese Beteuerungen sind nichts wert. Das wissen wir aus der Vergangenheit.

roemer70
Beiträge: 1445
Registriert: 23.06.2010, 01:59

Beitrag von roemer70 » 13.10.2013, 00:18

Die PM der KKH ist vom Juni 2012. Und bei der Angabe "bis 2014" streitet man sich ggf. über "bis, aber nicht einschließlich". Oder gibt der Politik die Schuld. Oder der wirtschaftlichen Entwicklung. (Die niedrigen Zinsen wären doch mal eine spannende Begründung...) Vielleicht gehört die KKH aber auch gar nicht zu den nächsten Kassen mit ZB. Wer weiß das schon.

Ich sehe es wie Poet. Nicht PM sind entscheidend, sondern Jahresberichte.

CiceroOWL
Beiträge: 5211
Registriert: 20.09.2008, 14:11

Beitrag von CiceroOWL » 17.10.2013, 18:37

KKA hat geschrieben:
CiceroOWL hat geschrieben:
Allerdings seien die Krankenkassen dabei zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet. Das gelte insbesondere im Vorfeld politischer Wahlen. Die Kassen hätten daher "jede Form der Wahlbeeinflussung zu unterlassen.
spiegel.de/wirtschaft/soziales/bundesversicherungsamt-beanstandet-rundschreiben-der-hek-an-mitglieder-a-923374.html


:D Ist ja schließlich nicht Tengelmann sondern eine KÖR.
Ja, und demnächst vergibt der Arbeitgeber nur noch Jobs an jene, die sich vertraglich verpflichten, ausschließlich die vom AG vorgeschriebene Partei zu wählen... :wink:

Demokratie? Das ich nicht lache.

Gruss
KKA
http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 47476.html
Nadenn..

KKA
Beiträge: 1082
Registriert: 30.09.2012, 21:41

Beitrag von KKA » 17.10.2013, 18:51

Hand aufs Herz: Da hat die HEK ins Klo gegriffen. Unnötig, anmaßend und unerträglich für eine KÖR.

Gruss
KKA

roemer70
Beiträge: 1445
Registriert: 23.06.2010, 01:59

Beitrag von roemer70 » 17.10.2013, 19:36

Oha, eine Rüge. Du du du... böse! Zeigt so etwas Wirkung? Oder sieht man da dickfellig drüber hinweg?

Antworten