Zusatzbeitrag als Sannierungsinstrument

Informationen zu Fusionen, Zusatzbeiträgen und Beitragsausschüttungen der gesetzlichen Krankenkassen

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CiceroOWL
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Beitrag von CiceroOWL » 22.11.2013, 15:25

Intressant, was für ein Murks, kassen induvidueller Beitrag über den Zusatzbeitrag. hätte man auch gleich wieder die Beitragautonomie einführen können..

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 22.11.2013, 17:28

amerin hat geschrieben:http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... assen.html

"Eine Änderung gibt es für den Zusatzbeitrag von 0,9 Prozent, den die Beschäftigten bisher allein geschultert haben.

Je nach Finanzlage dürfen die Kassen die Höhe dieses Zusatzbeitrags selbst festlegen. Steht eine Krankenkasse finanziell gut da, kann sie ihren Mitgliedern einen geringeren Zusatzbeitrag abverlangen. Steckt die Kasse dagegen in der Finanzklemme, darf sie über die bisherige Marke von 0,9 Prozent hinausgehen."
Ich bin ja schon einiges gewöhnt, aber die bisherige nichtparitätische Finanzierung als Zusatzbeitrag zu bezeichnen, um den Weg für flächendeckende zusätzliche Zusatzbeiträge frei zu machen und als SPD sagen zu können, wir haben die paritätische Finanzierung wieder eingesetzt, grenzt für mich an Volksverdummung.

Poet
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Beitrag von Poet » 22.11.2013, 19:21

Es war die einzig mögliche Lösung im Kompromiss, darauf hatte ich ja schon vor ein paar Wochen hingewiesen.

Der Beitragseinzug der ARN-Anteile wird weiterhin über die AG erfolgen. Die Formulierung der Presse, dass der Beitrag der AG jetzt bei 7,3% festgeschrieben wird ist natürlich blöd ausgedrückt, er war ja jetzt schon bei 7,3%.

Zukünftige Lücken in der Finanzierung des GF müssen also weiterhin - sofern nicht steuerlich behebbar - durch die Versicherten aufgebracht werden.

Dass keiner der beiden Koalitionspartner das Schreckgespenst Zusatzbeitrag mehr übernehmen wollte, das lag auf der Hand. Die SPD hat sich bei dieser Lösung mehr verbogen als die CDU. Aber zu was lässt man sich nicht alles hinreißen, wenn man mitregieren will...

KKA
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Beitrag von KKA » 22.11.2013, 21:36

Das moralisch, ökonomisch und zukunftsabgewandte System bleibt uns erhalten und eine dringend notwendige Reform verendet auf der Schlachtbank des unabwendbaren Kompromisses.

Das Alte wird neu verpackt und vom jeweiligen Parteiexperten genüsslich als Erfolg für seine Partei gefeiert. Heiner freut sich über den Fortbestand der dieser Bezeichnung nur bedingt würdigen Solidargemeinschaft, und feiert die Verhinderung der Kopfpauschale, Spahn euphorisiert sich sichtlich am 'Erfolg' für den Erhalt des ohnehin schon eingefrorenen AG-Anteils i.H. von 7,3 %, und vergisst dabei natürlich nicht die Arbeitsplatzkeule zu schwingen. Big deal!

Nichts anderes war zu erwarten; schwarz-rote Kompromisse führen selten zum Erfolg, sind aber mit langem Haltbarkeitsdatum ausgestattet.

Genau, Volksverdummung, das unterschreibe ich vorbehaltlos.

Gruss
KKA

roemer70
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Beitrag von roemer70 » 22.11.2013, 21:48

Man darf nicht vergessen, dass dies momentan nur Koalitionsverhanldungen sind, aus denen nachher ein Vertrag geschlossen wird, auf den man sich moralisch berufen kann.
Aber wenn es nachher an der Umsetzung hakt, war das Papier nur geduldig und der effektive Nutzen gleich Null.
Hat jemand Lust, die Koalitionsverträge der Regierungen mit den tatsächlich erfolgten Beschlüssen abzugleichen? :wink:

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 22.11.2013, 22:55

Vor dem Koalitionsvertrag steht ja noch der Mitgliederentscheid bei der SPD. Ich bin gespannt, was dabei raus kommt.

KKA
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Beitrag von KKA » 22.11.2013, 23:33

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Vor dem Koalitionsvertrag steht ja noch der Mitgliederentscheid bei der SPD. Ich bin gespannt, was dabei raus kommt.
Zustimmung, vermute ich. Es geht letztendlich um Macht und die 'Basis' wird sich dieser nicht verschließen. Alles andere wäre für die SPD ein Desaster großen Ausmaßes.

Und, @ Roemer, stellen wir Wahlprogramm(e) > Koalitionsvertrag > und die reale Umsetzung gegenüber, können wir höchstwahrscheinlich Murks resümieren. Klar, Wahlprogramme sind rhetorische Kunststücke, der Makulatur ausgesetzt und damit unverbindlich. Aber der Vergleich zur nachfolgenden Realität, aus meiner Sicht von den Medien unzureichend be- (und ver)urteilt, lässt den Begriff Volksverdummung aufblühen und mein Verständnis von 'Demokratie' verzweifeln.

Gruss
KKA

CiceroOWL
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Beitrag von CiceroOWL » 23.11.2013, 10:29

Poet hat geschrieben:Es war die einzig mögliche Lösung im Kompromiss, darauf hatte ich ja schon vor ein paar Wochen hingewiesen.

Der Beitragseinzug der ARN-Anteile wird weiterhin über die AG erfolgen. Die Formulierung der Presse, dass der Beitrag der AG jetzt bei 7,3% festgeschrieben wird ist natürlich blöd ausgedrückt, er war ja jetzt schon bei 7,3%.

Zukünftige Lücken in der Finanzierung des GF müssen also weiterhin - sofern nicht steuerlich behebbar - durch die Versicherten aufgebracht werden.

Dass keiner der beiden Koalitionspartner das Schreckgespenst Zusatzbeitrag mehr übernehmen wollte, das lag auf der Hand. Die SPD hat sich bei dieser Lösung mehr verbogen als die CDU. Aber zu was lässt man sich nicht alles hinreißen, wenn man mitregieren will...
http://www.wz-newsline.de/home/leitarti ... -1.1486202

Wohl wahr, nur der Murks bleibt.
Allerdings gibt es denn auch Chancen für Kassen die ansonsten wahrscheinlich ab 2015 wieder in Schieflage geraten können.

krankenkassen-direkt.de/news/news.pl?val=1385199281&news=339773294

krankenkassen-direkt.de/kassen/kassenprofil.pl?sheet=pm&pm=223398987&kasse=14380638&val=1385202258

roemer70
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Beitrag von roemer70 » 23.11.2013, 13:11

KKA hat geschrieben:Aber der Vergleich zur nachfolgenden Realität, aus meiner Sicht von den Medien unzureichend be- (und ver)urteilt, lässt den Begriff Volksverdummung aufblühen und mein Verständnis von 'Demokratie' verzweifeln.
Nach dem Motto: Ist 4 Jahre später doch sowieso vergessen. :wink:
Aber genau das ist der Grund, warum ich den Entschlüssen der Koalitionsverhandlungen wenig Aufmerksamkeit widme. Wer weiß, ob es dann auch so eintritt, wann es so weit ist und wie es sich letztlich auswirkt. Der Koalitionsvertrag ist nicht mehr als eine Absichtserklärung in meinen Augen. Ich habe auch ganz viele Absichten. :lol:

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 23.11.2013, 13:32

Hallo,
große Enttäuschung und Vorbereitung auf höhere Krankenkassenbeiträge,
denn, so meine ich, ab 2015 wird es den Zusatzbeitrag wieder geben und das nicht nur vereinzelt. Und wenn es dann bis zu 30,00 € mtl. geht, dann dürfte das Kassensterben weitergehen - die gut verdienenden und gesunden werden die Kasse wechseln und der Rest, statistisch gesehen ohnehin meist
in den unteren bis mittleren Einkommensregionen zu finden, wird dafür sorgen dass eine nach der anderen Kasse vom Markt verschwinden wird.
Wenn man sich allein mal anschaut aus wie viel fusionierten Kassen so manche heutige BKK zusammengesetzt war oder ist (soll in einem Fall 85 Stk. sein), dann weiß man wohin der Zug fährt.
Was der Herr Lauterbach als "Abschaffung der Kopfprämie" feiert, so darf man nicht vergessen, das gilt nur für den Zusatzbeitrag, oder geht es in Zukunft, was die Bezahlung an die KV. angeht anders zu ?.
Gruss
Czauderna

KKA
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Beitrag von KKA » 23.11.2013, 18:31

roemer70 hat geschrieben:
KKA hat geschrieben:Aber der Vergleich zur nachfolgenden Realität, aus meiner Sicht von den Medien unzureichend be- (und ver)urteilt, lässt den Begriff Volksverdummung aufblühen und mein Verständnis von 'Demokratie' verzweifeln.
Nach dem Motto: Ist 4 Jahre später doch sowieso vergessen. :wink:
Aber genau das ist der Grund, warum ich den Entschlüssen der Koalitionsverhandlungen wenig Aufmerksamkeit widme. Wer weiß, ob es dann auch so eintritt, wann es so weit ist und wie es sich letztlich auswirkt. Der Koalitionsvertrag ist nicht mehr als eine Absichtserklärung in meinen Augen. Ich habe auch ganz viele Absichten. :lol:
Ich denke schon, dass der ausgetüftelte Kompromiss umgesetzt wird. Denn: Weder CDU/CSU noch SPD werden aufgrund ihrer gesundheitspolitisch weit auseinander klaffenden Grundpositionen kaum in der Lage sein, die im K-Vertrag festgelegten Positionen zu Gunsten der jeweils anderen Partei im Nachhinein zu verschieben; es gilt, das Gesicht zu wahren. Nuancen, ja, vielleicht.

Die einkommensunabhängige 'Kopfpauschale' ist zunächst m Papierkorb gelandet, die Bürgerversicherung von der CDU verhindert worden. Der einkommensabhängige Beitrag bleibt uns erhalten, lediglich der von den Kassen frei bestimmbare, pauschale Zusatzbeitrag und der fortlaufend eingefrorene AG-Anteil können von der CDU als 'Erfolg' verbucht werden.

Wer ist bzw. wird nun der Gewinner bzw. Verlierer (sein)? Verlierer werden in erster Linie und unter'm Strich die GKV Versicherten sein, gleich gefolgt von den Kassen, die dem fortwährend penetranten Ruf nach mehr Wettbewerb mangels Finanzkraft zum Opfer fallen werden.
Gewinner? Der Arbeitgeber, einige, wenige Kassen.. und.....ja wer?

Spannend bleibt die Frage, ob diese Politik, trotz der nimmer müde werdenden Ankündigungen für mehr Wettbewerb sorgen zu wollen, das Kassensterben gewollt forciert? Wenn ja, in wessen Interesse liegt die schleichende Monopolisierung? Grundlage für eine spätere Bürgerversicherung, im Sinne des 'linken Lagers'? Oder, aus der Sicht des 'rechten Lagers', um eine nachhaltige Kapitalisierung zu gewährleisten?

Warten wir es ab...

Gruss
KKA

Poet
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Beitrag von Poet » 24.11.2013, 22:00

@KKA: Die beiden großen Parteien liegen soweit in ihren gesundheitspolitischen Ansichten gar nicht auseinander und die kleinen Differenzen glättet der pure Macht(erhaltungs-)trieb.

Die unverblümte Ankündigung beider Lager, dass der ZB für alle Versicherten abgeschafft wurde, hat Stil. Marketingmäßigen leider nur...
Aber OttoNormal durchschaut das weder, noch bewegt es ihn sonderlich solange er sein Auskommen hat.

Was haben wir in Zukunft: Wieder unterschiedliche Kassenbeitragssätze aber mit einem einheitlichen und eingefrorenen AG-Beitrag, Beitragszahlungen die unauffällig vom Lohn eingezogen werden und alle fein säuberlich im Gesundheitsfonds landen, welchem variabel für andere Töpfe Geld entzogen oder bei Bedarf zugeführt werden kann. Na, wenn das kein Grund für Partystimmung bei den Koalitionspartnern ist!

P.S.: Ein Sinken der Anzahl der Kassen ist eine weder gewünschte noch unerwünschte Begleiterscheinung, allen gesundheitspolitischen Akteuren jedweder Coleur war es wichtig, umfassenden Zugriff auf die Finanzströme der GKV zu erhalten, Kollateralschäden einkalkuliert.

CiceroOWL
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Bald wieder paritätische Beitragserhebung?

Beitrag von CiceroOWL » 02.12.2013, 14:20

http://www.tagesspiegel.de/politik/koal ... 50094.html

http://www.sueddeutsche.de/politik/gros ... -1.1830995
Dieses Bild konnte der zuständige SPD-Verhandlungsführer nicht stehen lassen. So ließ Lauterbach die Öffentlichkeit nun wissen, dass Beitragserhöhungen für Arbeitgeber keineswegs tabu seien. Es gebe da eine vertrauliche Protokollnotiz, der auch die Parteichefs von CDU, CSU und SPD zugestimmt hätten. Darin stehe, dass die Arbeitgeber im Gesundheitswesen „langfristig nicht vom Kostenanstieg ausgenommen“ blieben.

Nach Lauterbachs Darstellung wurde der Anteil der Gesundheitskosten, die von den Arbeitnehmern allein zu tragen sind, in der Nebenabrede gedeckelt. In Frage komme dafür ein Modell, wonach diese Kosten langfristig zu höchstens 20 Prozent allein von den Beschäftigten und Steuerzahlern finanziert werden müssten, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Überstiegen Steueranteil und Solo-Beitrag diesen Anteil, erhöhe sich auch der Satz für die Arbeitgeber. Er gehe davon aus, dass dies ab 2018 der Fall sein werde, so Lauterbach.
Naja die CDU CSU sieht das Ganze schon als festgeschrieben an...

KKA
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Re: Bald wieder paritätische Beitragserhebung?

Beitrag von KKA » 02.12.2013, 15:43

CiceroOWL hat geschrieben:
Dieses Bild konnte der zuständige SPD-Verhandlungsführer nicht stehen lassen. So ließ Lauterbach die Öffentlichkeit nun wissen, dass Beitragserhöhungen für Arbeitgeber keineswegs tabu seien. Es gebe da eine vertrauliche Protokollnotiz, der auch die Parteichefs von CDU, CSU und SPD zugestimmt hätten. Darin stehe, dass die Arbeitgeber im Gesundheitswesen „langfristig nicht vom Kostenanstieg ausgenommen“ blieben.

Nach Lauterbachs Darstellung wurde der Anteil der Gesundheitskosten, die von den Arbeitnehmern allein zu tragen sind, in der Nebenabrede gedeckelt. In Frage komme dafür ein Modell, wonach diese Kosten langfristig zu höchstens 20 Prozent allein von den Beschäftigten und Steuerzahlern finanziert werden müssten, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Überstiegen Steueranteil und Solo-Beitrag diesen Anteil, erhöhe sich auch der Satz für die Arbeitgeber. Er gehe davon aus, dass dies ab 2018 der Fall sein werde, so Lauterbach.
Naja die CDU CSU sieht das Ganze schon als festgeschrieben an...
'Protokollnotiz' ist eine inhaltlich unverbindliche Aussage und von dieser bis zur Umsetzung in die Realität dürfte es noch die eine oder andere Modifizierung erfahren. Allerdings werden AG nicht umhin kommen, in stärkerem Maße als bisher an der Finanzierung zukünftig beteiligt zu werden, sollte eine (höchst unwahrscheinliche) 'Bürgerversicherung' das bisherige System nicht ablösen.

Gruss
KKA

CiceroOWL
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Fond im Plus, erste Anzeichen der Korrision?

Beitrag von CiceroOWL » 03.12.2013, 09:50

http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... -euro.html
Den größten Überschuss hätten die AOKen mit 800 Millionen Euro erzielt, die Ersatzkassen kämen nach eigenen Angaben auf ein Plus von 200 Millionen Euro.

Aber auch die Ausgaben steigen. So melde der Verband der Ersatzkassen, dass der Anstieg der Ausgaben mit 5,4 Prozent den der Einnahmen (2,4 Prozent) um das Doppelte übertreffe.
Nuja
Auch Krankenkassen plus Gesundheitsfonds drohten erstmals seit dem Jahr 2009 wieder rote Zahlen: Sie werden laut der Prognose 0,7 Milliarden Euro mehr ausgeben, als sie einnehmen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/f ... 47608.html

Es sit immer wieder rech erkläglich was so die Gesunheitspolitik angeht

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