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von vlac » 28.03.2013, 01:18
Hallo,
ich denke, dass die Vorgehensweise des Arztes nicht nur nicht hilfreich ist, sondern er lässt seine Patientin sogar an einem wesentlichen Punkt, bei einer Fragestellung, die sie belastet, allein: Menschen buchen Urlaube, werden krank, fragen sich, was nun mit dem Urlaub passiert. Und es ist die Aufgabe des Arztes, hier zu beraten und aufzuklären, denn der Arzt kennt die Patientin, kennt ihren aktuellen Zustand, und kann auf dieser Grundlage entscheiden.
Denn: Man kann gerade bei einer Depression nicht standardmäßig sagen, dass ein Urlaub nicht gut tut (auch wenn das die reine Lehre ist) oder das er gut tut.
Es hängt von vielen Faktoren ab. Davon, welche Art von Urlaub geplant ist. Aber auch davon, welche Erwartungen die Patientin an den Urlaub hat; welche Erwartungen der Mitreisende hat. Und auch, welche Medikamente in welcher Stärke genommen werden.
Jeder, der unter einer Depression leidet, vor allem wenn noch eine Angststörung dabei ist, muss sich bewusst sein, dass man nicht zur "Spaßkanone" wird, weil man im Urlaub ist: Allein das kann für den Patienten schon eine krankheitsverstärkende Belastung darstellen - man bekommt seinen aktuellen Zustand im Gegensatz zu den fröhlichen Menschen um einen herum regelrecht vor die Augen gehalten. Und die Mitreisenden müssen sich dessen auch bewusst sein: Man hat im Urlaub weniger persönliche Freiheiten, wird aber möglicherweise damit konfrontiert, dass man wegen der Erkrankung seine persönlichen Bedürfnisse hintan stellen muss.
Hier kommt es dann auch darauf an, ob eine medikamentöse Einstellung statt gefunden hat, ob das Medikament wirken. Und dabei muss dann auch berücksichtigt werden, wie sich das Medikament mit Sonnenlicht verträgt.
All' das muss nicht so kommen: Wenn der Patient und seine Mitreisenden vorbereitet, gut informiert ist, wenn er gelernt hat, mit seiner Erkrankung umzugehen, ist ein Urlaub durchaus nicht verkehrt, wenn auch alle andere Faktoren, also die Art der Reise und die Medikation, stimmen.
Wenn nicht alle dieser Faktoren stimmen, würde ich persönlich in dem Zustand nicht verreisen.
Die Beurteilung dessen kann aber nur ein Arzt vornehmen,und ich würde mir bei diesem wichtigen Punkt wenigstens eine zweite Meinung einholen. Dazu besteht das Recht; der behandelnde Arzt muss davon nichts erfahren.
Denn: Jetzt einfach abzusagen, ist ebenfalls ein Problem. Auch das belastet, verstärkt die Erkrankung möglicherweise. Deshalb ist es wirklich wichtig, dass diese Beratung, diese Aufklärung statt findet.