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von vlac » 23.01.2014, 04:32
Hallo,
und hmmt. Man muss nicht 20 km weit fahren, um das Medikament zu bekommen, dass der Arzt aufgeschrieben hat. Jede einzelne Apotheke in Deutschland wird mehrmals am Tag beliefert, und bietet auch dem Kunden an, das Medikament zu bestellen - dazu ist die Apotheke verpflichtet.
Bei dem fiebersenkenden Mittel dürfte es sich um ein Präparat mit dem Wirkstoff Paracetamol handeln, und zwar um Ben U Ron 75mg Zäpfchen. Für diesen Wirkstoff gibt es Festbeträge, die nach Packungsgröße, Wirkstoffmenge und Darreichungsform variieren. Diese Festbeträge werden nicht von jeder Krankenkasse einzeln, sondern zentral fest gelegt, und gelten für eine Vielzahl von Wirkstoffen und Medikamente. Sie sollten die Hersteller ursprünglich dazu zwingen, ihre Preise zu senken. Allerdings ist es auch passiert, dass manche Hersteller dies bei bestimmten Präparaten nicht tun, weil sie wissen, dass die Leute dazu bereit sind, die Differenz zu bezahlen.
Ein Beispiel: Bei Methlyphenidat für Kinder und Jugendliche zahlen die Eltern zu, weil die Hersteller die Preise weitgehend nicht an die Festbeträge anpassen. Beim Methylphenidat für Erwachsene, das vor einiger Zeit auf den Markt gekommen ist, wurden die Preise flugs an die Festbeträge angepasst - wohlgemerkt für den gleichen Wirkstoff, die gleichen Inhaltsstoffe, die gleiche Packungsgröße, die gleiche Wirkstoffmenge - auf der Packung steht dann nur "für Erwachsene", in meinen eigenen Worten ausgedrückt. Der Grund, wie mir erklärt wurde: Erwachsene stellen sich eher die die Frage, ob sie das extra-Geld bezahlen wollen, nachdem sie oft Jahre lang ohne das Medikament gelebt haben.
Bei den Zäpfchen dürfte es ähnlich, wenn auch etwas anders sein: Hier fällt auf, dass die Wirkstoffdosierung der vermutlich aufgeschriebenen Zäpfchen aus der Norm fällt. Es gibt nur zwei Hersteller, die sie anbieten. In Dosierungen, die nur unwesentlich darüber liegen, gibt es wiederum ausreichend Präparate, die unter dem Festbetrag angeboten werden.
Es wäre hier die Aufgabe des Arztes, auch solche Dinge im Blick zu haben, und das bei seiner Verordnunspraxis zu berücksichtigen, denn es gibt eigentlich keinen Grund, außerhalb dem, dass der Arzt halt eben gerade an dieses Medikament gedacht hat, warum es ausgerechnet diese Zäpfchen sein müssen. Die Alternativen sind da.
Grundsätzlich halte ich solche Festbeträge für eine gute Idee: Sie verhindern wenigstens im Ansatz, dass die Hersteller Mondpreise verlangen, und wir alle am Ende durch steigende Kosten im Gesundheitssystem irgendwann das Vielfache von einem Euro mehr zahlen. Allerdings müsste das sehr viel transparenter umgesetzt werden.